Planetenweg:In wenigen Schritten zum Mars

Lesezeit: 3 Min.

Maßstabsgetreue Metallkugeln verdeutlichen die Größenverhältnisse der Planeten. Dazu gibt es jeweils eine Infotafel. (Foto: Sebastian Gabriel)

Schüler des Kirchheimer Gymnasiums haben für ihr anschauliches Modell des Sonnensystems auf der Landesgartenschau einen Preis gewonnen. Der Planetenweg wurde fest installiert und schmückt den neu entstandenen Park.

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

Knapp 1,4 Millionen Kilometer Durchmesser hat die Sonne, sie ist fast 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. So viel Platz hat man in Kirchheim freilich nicht. Trotzdem haben Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe des örtlichen Gymnasiums es geschafft, die enormen Dimensionen des Weltalls zu veranschaulichen. Auf ihrem Planetenweg, den sie im neuen Ortspark aufgebaut haben, hat die Sonne einen Durchmesser von 1,4 Metern. Der kleinste Planet, der Merkur, misst hingegen gerade einmal fünf Millimeter. Für ihr Projekt haben sie kürzlich den P-Seminar-Preis des bayerischen Kultusministeriums erhalten.

An neun Stationen haben sie Steinstelen aufgestellt, daran sind Infotafeln und Metallkugeln angebracht, die die Planeten darstellen. Gerade einmal acht Monate hatten die Schüler im vergangenen Schuljahr Zeit, um ihr Projekt umzusetzen, wie Lehrerin Katja Neufeld erzählt. Denn geplant war, auf der Landesgartenschau, die im Mai in Kirchheim eröffnete, mit dem Lehrpfad Interesse für Astronomie zu wecken.

Die erste Herausforderung sei gewesen, den passenden Maßstab auszuwählen, sagt Schülerin Christina Richter. 1 : 1 Milliarde sei gängig und habe sich angeboten, um die Größe der Planeten darzustellen. Der kleinste Planet sei mit fünf Millimetern Durchmesser zwar winzig, aber noch erkennbar, der größte mit 1,40 Metern nicht zu riesig.

Aber nicht nur die Durchmesser der Planeten sollten maßstabsgetreu sein, sondern auch ihre Entfernungen. Mit dem gleichen Maßstab waren die Distanzen laut Lehrerin Neufeld jedoch nicht umsetzbar. Die Landesgartenschau bot schließlich nur begrenzt Platz, rund einen Kilometer lang erstreckt sich der Park durch Kirchheim. Die Schüler entschieden sich daher für zwei verschiedene Maßstäbe und wählten für die Abstände 1 : 4,4 Milliarden.

Die Sonne wurde aus Kostengründen nicht massiv ausgeführt. (Foto: Sebastian Gabriel/ )

Die Größe der Sonne blieb dennoch ein Problem: Eine massive Metallkugel mit 1,40 Metern Durchmesser hätte mehr als 5000 Euro gekostet, berichtet Neufeld – die Summe lag weit über dem Budget. Schülerin Julia Kamp entwickelte eine Lösung: Sie entwarf ein Modell der Sonne, bestehend aus Metallringen, die sich überkreuzen. „Das war natürlich günstiger.“

Trotzdem war die Suche nach Herstellern für die verbleibenden Metallkugeln nicht einfach, wie Schülerin Myriam Ben Chedli erzählt. Denn die meisten Firmen hätten so spezifische Größen, wie die Schüler sie brauchten, nicht im Sortiment. Maßanfertigungen wiederum seien teurer.

„Uns war schnell klar: Wir brauchen richtig viel Geld“

„Uns war schnell klar: Wir brauchen richtig viel Geld“, sagt Lehrerin Neufeld. Einen Teil davon sammelten die Schüler selbst, zum Beispiel mit der Organisation einer Party in der Schule, bei der sie unter anderem Kuchen verkauften. Für die restliche Summe war Unterstützung nötig. Die Suche nach Sponsoren beschreibt Schüler Nikolai Purwins als größte Herausforderung des Projekts.

Zwischenzeitlich habe man selbst gezweifelt, ob man es schaffen würde, räumt Lehrerin Neufeld ein. Als die Kosten für die einzelnen Stationen die ursprünglichen Schätzungen überstiegen, wollte mancher Sponsor wieder aussteigen, sagt Schüler Julian Hartung. Letztlich habe man sie aber doch überzeugen können.

Das P-Seminar von Lehrerin Katja Neufeld (vorne) an einer der Stelen. (Foto: privat)

Insgesamt haben die Schüler laut Neufeld rund 10 000 Euro ausgegeben. Einen Teil der Materialien, darunter die Steinstelen für die Stationen, bekamen sie von einer Feldkirchner Gartenbaufirma gespendet. Auch andere Firmen haben ihnen Rabatt gewährt, sonst wäre das Projekt wohl noch deutlich teurer geworden.

Ihr eigener Einsatz sparte den Schülern ebenfalls Kosten: Sie betonierten die Stelen selbst ein. „Es war cool, auch etwas mit den eigenen Händen zu machen und es nicht nur zu organisieren“, sagt Christina Richter. Dass sie es tatsächlich schafften, den Lehrpfad einen Tag vor Eröffnung der Landesgartenschau zu vollenden, war für Nikolai Purwins ein weiterer Höhepunkt. Auch Schüler Simon Nemec ist stolz auf das Projekt. „Wenn man mit der Familie über die Landesgartenschau gegangen ist, konnte man ihnen den Planetenweg zeigen und sagen: Da habe ich mitgemacht.“

Die Landesgartenschau hat ihre Pforten mittlerweile zwar geschlossen, doch der Park ist seit Kurzem wieder öffentlich zugänglich. Der Planetenweg soll bleiben und weiterhin Interesse für Astronomie wecken, wie Neufeld ankündigt. Sie kann sich vorstellen, Schülergruppen durch den Lehrpfad zu führen oder ihn beispielsweise für den Physikunterricht zu nutzen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusLesung
:„Irgendetwas Unerlöstes war immer da“

Wedekind-Enkel Anatol Regnier liest in Haar aus seinem Buch „Erinnerungen eines Taugenichts“. Darin erzählt er von seiner Jugend zwischen Schwabing und dem Starnberger See in einer Familie, die viele einstige Größen der NS-Zeit zu ihren Bekannten zählte. Die SZ sprach mit ihm.

Interview von Irmengard Gnau

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: