Mehr als 45 Jahre ist es her, dass eine Gebietsreform die beiden bis dahin eigenständigen Gemeinden Kirchheim und Heimstetten zu einer verschmolz. Von einer echten Einheit konnte jedoch lange keine Rede sein: Viele Einwohner bezeichnen den Zusammenschluss bis heute als eine Art Zwangsheirat. Der neue Park, der für die Landesgartenschau zwischen den beiden Gemeindeteilen entstanden ist, soll Kirchheim und Heimstetten nun tatsächlich zusammenwachsen lassen. Der Kunstraum Kirchheim will dieses Zusammenwachsen auf kreative Art sichtbar machen: Mit einer Wimpelkette durch den Park will der Verein die beiden Kirchheim und Heimstetten symbolisch verbinden.
Daran beteiligen können sich die Besucher direkt auf der Landesgartenschau. Immer wieder ist das Kunstraum-Team um Gründer Roman Hummitzsch mit einem Pavillon im Zentrum des Parks, an dem Stofffetzen und wasserfeste Acrylstifte bereitliegen. Eine Idee sei ursprünglich gewesen, Steine zu bemalen und diese dann in einer Kette durch den Park auszulegen, erzählt Hummitzsch. Doch das erinnere zu sehr an die Corona-Pandemie, in deren Lockdown-Phasen die Menschen ebenfalls oft Steinketten bildeten.
Wimpel hingegen passen nach Meinung des Künstlers viel besser in die „Festival-Atmosphäre“ der Gartenschau. Schlendert man an einem warmen Sommertag über das Gelände, kann man gut sehen, was Hummitzsch meint: Sanft schwingen die Fähnchen an einer langen Kette über Blumenbeeten und Rasenflächen im leichten Wind.
Bereits vor der Eröffnung der Gartenschau im Mai hatte das Kunstraum-Team begonnen, die Stofffetzen zuzuschneiden und sie unter anderem an Schulen und Kindergärten zu verteilen. Viele Kinder hätten sich begeistert am Malen beteiligt, sagt Hummitzsch erfreut. Auch am Stand auf der Gartenschau sei der Andrang groß. Nicht nur Kirchheimer und Heimstettener wollen ihre beiden Orte auf kreative Art zusammenwachsen lassen. Laut Hummitzsch haben auch schon Menschen aus Cham, Rosenheim oder Berlin Wimpel bemalt.
Mittlerweile habe man rund die Hälfte der 1,6 Kilometer langen Strecke durch den Park geschafft. Mehr als 5000 bemalte Fähnchen sollen am Ende an der Schnur hängen – nach Angaben von Hummitzsch handelt es sich dann um die längste solche Kette Bayerns – und angesichts der vielen Teilnehmer um eines der größten Kunstprojekte im öffentlichen Raum.
Im September steht dann ein „historischer Moment“ an
Denn jedes einzelne Stück Stoff ist individuell gestaltet. Fast alles ist beim Malen erlaubt, wie sagt Hummitzsch sagt – nur nichts Politisches. Ansonsten dürfe jeder zeichnen, was ihm in den Kopf komme. Viele malen Blumen, Bäume oder Regenbögen, das Motiv muss dabei nicht unbedingt mit der Gartenschau in Verbindung stehen. Ein Besucher habe lange nicht gewusst, was er malen sollte, erinnert sich Hummitzsch, und sich dann für ein Weißbierglas entschieden.
Spätestens Ende September soll das Projekt vollendet sein. Dann steht nach den Worten des Künstlers ein „historischer Moment“ an: Die beiden Enden der Kette sollen im Zentrum des Parks zusammengeknüpft werden und so Kirchheim und Heimstetten symbolisch verbinden.