Bisher waren Führungen über das Gelände der Landesgartenschau schöne Termine für Stephan Keck (SPD). Er habe dann immer zeigen können, wie hübsch seine Gemeinde sich hergerichtet hat, sagt der Kirchheimer Bürgermeister. In seiner Stimme schwingt Wehmut mit. Denn nun, wenige Tage, bevor die Gartenschau endet, zeigt er Interessierten, wie sich das Areal nach der Großveranstaltung verändern wird.
Bereits zuvor war klar, dass nicht das gesamte Gartenschau-Gelände bestehen bleibt. 40 000 Quadratmeter waren lediglich temporäre Ausstellungsflächen für die 145 Veranstaltungstage und werden zurückgebaut. Bis Ende November muss die Gemeinde diese Flächen an die Bauträger übergeben, die hier unter anderem Wohnungen errichten wollen. Den größten Teil ihrer Gartenschau können die Kirchheimer allerdings behalten: 100 000 Quadratmeter bleiben als Ortspark, durch den man künftig ohne Eintrittskarte spazieren kann. Nach Abschluss der Gartenschau schließt der Park zwar ebenfalls für den Rückbau, jedoch nur vorübergehend. Ende Oktober will Keck ihn feierlich für die Bevölkerung wieder eröffnen. Was sie dann erwartet, zeigte er vorab bei einem Rundgang.
Sphäre Wasser
Er habe schon einige Gerüchte in der Gemeinde gehört, sagt Keck mit einem Schmunzeln. Der eigens angelegte See werde doch ganz sicher wieder zugeschüttet, heißt es etwa. Darüber kann Keck nur lachen: Der See bleibt, auch der umliegende Bereich verändert sich kaum. Dazu gehört auch die Gastronomie am Bürgersaal, die nach dessen Fertigstellung wieder öffnen wird. Die Bar im Bereich der Grund- und Mittelschule hingegen schließt – obwohl laut Keck mittlerweile auch Kritiker besänftigt sind. Vorab hatten Eltern negative Auswirkungen auf die Kinder befürchtet, an deren Pausenhof die Bar angrenzt. Die Ängste hätten sich jedoch nicht bewahrheitet, wie nach Aussage Kecks ein Gespräch mit Eltern nach Beginn der Gartenschau zeigte.

Auch selbst mitgebrachte Drinks kann man nach der Gartenschau nicht mehr auf den Liegestühlen am See genießen, denn diese werden ebenso wie die Sonnenschirme entfernt. Der Großteil der Bepflanzung am sogenannten Sonnentreff östlich des Sees sowie die Ausstellungspavillons fallen ebenfalls weg. Die Fläche wird jedoch nicht sofort bebaut, sie gehört der Gemeinde. Langfristig ist zwar vorgesehen, hier eine neue Turnhalle und einen Kindergarten zu bauen, doch dafür gibt es noch keine konkreteren Pläne. Vorerst wird das Areal daher zur Blumenwiese.

Sphäre Wald
Einer der belebtesten Orte der Gartenschau bleibt erhalten: Am Spielplatz Keltenwelten können sich Kinder auch in Zukunft austoben. „Das schöne Bild mit den großen Bäumen dahinter werden wir aber nicht mehr lange genießen können“, sagt Keck. Der größte Teil muss Wohnungen weichen. Eines der Gebäude ist bereits fertig, die Bebauung soll sich nach Norden und Süden fortsetzen.

Dass die meisten Bäume in diesem Bereich weichen müssen, ist für Keck einer der schmerzhaftesten Aspekte des Rückbaus, wie er sagt. Er stellt aber auch klar, dass die Gemeinde keine Alternative habe, wenn sie nicht enorme Geldsummen in die Hand nehmen wolle. Denn schon seit Langem ist mit den Bauträgern vereinbart, dass die Flächen nach der Gartenschau baumfrei und bereit für die Bebauung übergeben werden. Das stand laut Keck auch bereits beim Bürgerentscheid im Jahr 2017 fest. Hält sich die Gemeinde nicht daran, müsste sie die Flächen für viel Geld wieder freikaufen – angesichts der schwierigen finanziellen Lage sei das nicht möglich.
Sphäre Wildnis
Auch in der Sphäre Wildnis muss ein Teil des üppigen Baumbestands für neue Wohnungen gefällt werden. Das betrifft den äußeren Rand des Gebiets entlang der Hauptstraße. Er sei zwar noch die Grenzen gemeinsam mit Vertretern der Bauträger abgelaufen, um zu besprechen, ob nicht doch der ein oder andere Baum erhalten bleiben könne, sagt Keck – doch ohne Erfolg. „Es gibt keinen Spielraum.“ Platz für Wohnungen sei schließlich auch wichtig. Neue und alte Bürger können sich allerdings noch über die restliche Wildnis samt den kleinen Lichtungen freuen, in denen unter anderem Sport- und Spielgeräte erhalten bleiben.

Sphäre Wiese
Die Fitnessflächen bleiben auch in der Wiesen-Sphäre stehen, die insgesamt kaum verändert werden soll. Im kommenden Frühjahr soll sie wieder erblühen, allerdings nicht mehr ganz so üppig wie zu Beginn der Gartenschau. „Wir haben uns erlaubt, gärtnerisch zu tricksen“, sagt Keck. Für die Veranstaltung habe man auch einjährige Saaten in die Mischung gebracht, die nächstes Jahr nicht mehr zum Vorschein kommen. „Aber es wird trotzdem weiterhin eine artenreiche Blumenwiese sein.“

Auch die Blumenbeete am südlichen Eingang und vor dem Park-Pavillon werden vorerst bleiben, denn sie bestehen ebenfalls unter anderem aus mehrjährigen Stauden, die sich im Frühjahr wieder zeigen. Der Pavillon soll künftig mit einem Veranstaltungsprogramm belebt werden, aber auch für örtliche Vereine zur Verfügung stehen. Keck kann sich zum Beispiel eine öffentliche Chorprobe oder ein Standkonzert der Blaskapelle dort vorstellen.

Weichen müssen hingegen die Themengärten sowie die Fläche ganz im Süden des Parks. Auf letzterer soll ein Haus für betreutes Wohnen entstehen, langfristig ist hier auch eine Erweiterung des Seniorenheims vorgesehen.
Sphäre Garten
Im kleinsten Bereich der Gartenschau, ganz im Norden des Parks, wird sich nicht allzu viel verändern. Lediglich die Kunstwerke, die im sogenannten Holy Garden der Kirchen ausgestellt waren, werden entfernt. Die Obstbaumwiese sowie die von Bürgern gestalteten Gartenparzellen bleiben hingegen erhalten.
Was die letzten Tage ansteht
Bevor die Gartenschau ihre Pforten schließt, ist am langen Wochenende noch ein umfangreiches Programm geboten: Von Donnerstag, 3. Oktober, an zeigt das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus täglich in der Inselwelt, wie fränkische Weintrauben traditionell verarbeitet und mit historischer Presse gekeltert werden. Frischen naturtrüben Apfelsaft kann man am Donnerstag von 10 bis 16 Uhr am Pavillon des Bayerischen Landesverbands für Gartenbau und Landespflege selbst pressen.
Am Donnerstag und Freitag informiert der Verein „Wir retten Rehkitze“ in der Sphäre Wiese über die Rettung verletzter Jungtiere und die Zusammenarbeit mit Landwirten, um eine harmonische Koexistenz von Mensch, Natur und Landwirtschaft zu fördern. Wer im heimischen Garten Früchte wachsen lässt und sich nicht sicher ist, worum es sich eigentlich handelt, kann die Exemplare am Sonntag, 6. Oktober, im Pavillon des Bayerischen Landesverbands für Gartenbau und Landespflege von zwei renommierten Pomologen bestimmen lassen. Interessierte werden gebeten, vier bis fünf typische und nicht beschädigte oder angefaulte Früchte pro Sorte mitzubringen. Weitere Informationen wie das Alter des Baumes oder die Haltbarkeit der Früchte helfen den Experten ebenfalls bei der Bestimmung.

Am Sonntag übergibt Kirchheim die offizielle Fahne der Landesgartenschau dann an ihre Nachfolger-Gemeinde Furth im Wald, wo die Veranstaltung 2025 stattfindet. Furth präsentiert sich am Abschlusstag mit seinem Botschafter: Der Drache „Tradinno“ ist nach Angaben der Veranstalter mit fünf Metern Höhe und 16 Metern Länge der größte vierbeinige Schreit-Roboter der Welt. Zum Einsatz kommt er sonst beim Further Drachenstich, der bereits seit rund 500 Jahren Besucher anlockt und damit Deutschlands ältestes Volksschauspiel ist. Einen Einblick bekommt man in Kirchheim um 17 Uhr bei einer Drachenshow. Zum Abschluss werden bei einem Konzert um 18.30 Uhr Wunderkerzen angezündet.