Kirchheim:Kritik an Baumfällungen

Kirchheim: Die markierten Bäume sollen stehen bleiben.

Die markierten Bäume sollen stehen bleiben.

(Foto: Kirchheim 2024 GmbH)

Die IG Wall beklagt die geplanten Rodungen für die Landesgartenschau, auch weil ein Gemeinderatsbeschluss fehle.

Lars Brunckhorst, Kirchheim

Dass für eine Naturveranstaltung wie die geplante Landesgartenschau in Kirchheim Natur erst einmal beseitigt wird, ist in der Gemeinde schon lange heftig umstritten. Insofern ist es wenig überraschend, dass der für diesen Montag angekündigte Beginn der Baum- und Strauchfällungen auf dem späteren Gartenschaugelände von massiven Protesten der Gegner begleitet wird. Man sei entsetzt über die jüngste Entscheidung im Bauausschuss, teilt die Interessengemeinschaft (IG) Wall in einer Pressemitteilung mit.

Gegen die Stimmen von Grünen, Junger Union und VFW hätten CSU und SPD die Rodung eines wertvollen Waldstücks mit Auwaldcharakter nachträglich abgesegnet. "Es sieht so aus, als ob dieses Waldstück den geplanten Rodungen für die Anlage der Wege trickreich untergeschoben wurde", kritisieren die Vorsitzenden der IG Wall, Constanze Friemert und Daniel Mayr. Die Rodungen seien kurzfristig ausgeschrieben und ohne Beschluss des Gemeinderats vergeben worden. So würden "vollendete Tatsachen" geschaffen. "In der großen Politik nennt man so etwas Trumpismus."

Im Rathaus wird dagegen lediglich von "vorbereitenden Maßnahmen" gesprochen, die in jenen Bereichen - oder "Sphären" - der künftigen Landesgartenschau erfolgen, die in dem Konzept ausgerechnet die Bezeichnungen "Wildnis" und "Wald" tragen. Nach Ansicht der Gemeinde und der Kirchheim 2024 GmbH ist das Areal wenig schützenswert. Das Waldstück selbst sei über die Jahre durch verschiedene Trampelpfade und "illegale Gärten" erschlossen worden und habe leider auch immer wieder als Abladefläche für zerbrochene Flaschen und Müll gedient. "Zur Landesgartenschau soll die Wildnis vorzeigbar und begehbar gemacht werden, ohne alle Bereiche zu erschließen", erklärt Sophia Schreib, die Pressesprecherin der Kirchheim 2024 GmbH und verspricht: Rückzugs- und Ruheräume für die Tier- und Pflanzenwelt blieben erhalten.

Nachdem die Regierung von Oberbayern die Erlaubnis zum vorzeitigen Baubeginn erteilt hat, wird von diesem Montag an eine Fachfirma entlang der bestehenden Wegachsen etwa 2,50 Meter breite Wege ausschneiden und den Bewuchs entlang der Wege lichten. Zur Vorbereitung wurden die zukünftigen Wegachsen mit bunten Holzpflöcken abgesteckt, Bäume, die mit einem grünen X markiert sind, bleiben laut Schreib stehen. Biotop-Flächen würden durch einen Bauzaun geschützt. Auf Habitat-Bäume wie Winterquartiere beispielsweise von Igeln werde Rücksicht genommen.

"Unabhängig vom Klima-, Natur- und Artenschutz sind wir verwundert über die Vorgehensweise", beharren die Sprecher der IG Wall. Die Kirchheim 2024 GmbH sei gegründet worden für den Wettbewerb, die Planung und den Bau der Landesgartenschau. Die Finanzierung erfolge durch die Gemeinde, über die Finanzmittel und deren Verwendung habe daher der Gemeinderat zu entscheiden, nicht die Kirchheim 2024 GmbH oder ein Ausschuss.

Angesichts der kritischen Haushaltslage der Gemeinde, deren Einnahmen 2021 nicht einmal für die Verwaltungskosten reichten, appelliere man an die Gemeinderäte, ihre Verantwortung ernstzunehmen und das "überteuerte oder schlecht geplante Prestigeprojekt" zu stoppen. Übereilig getroffene Fehlentscheidungen hätten zur Folge, dass nachträglich unnötig Geld für neue Pflanzarbeiten ausgegeben werden müsse, warnen die IG-Wall-Sprecher. Wenn die Gemeinde es mit den Rodungen derartig übertreibe, dass am Ende eine Verschlechterung des Klimas und der Biodiversität eintrete, riskiere sie die Streichung der bereits fest eingeplanten Fördergelder vom Freistaat in Höhe von fünf Millionen Euro", so Friemert und Mayr.

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