Kirchheim:Kulturreferentin stellt Bürgersaal infrage

Kirchheim: An den CD-Aufnahmen der Hausner Bigband wirkte Katharina Ruf selbst als Sängerin mit.

An den CD-Aufnahmen der Hausner Bigband wirkte Katharina Ruf selbst als Sängerin mit.

(Foto: Stephan Rumpf)

Für das bisherige Programm reichen die vorhandenen Räume nach Einschätzung von Katharina Ruf aus.

Von Christina Hertel, Kirchheim

Seit drei Jahren ist Katharina Ruf Kulturreferentin in Kirchheim. Ihre Stelle gab es vorher nicht. Ruf rief in dieser Zeit verschiedene Veranstaltungsreihen ins Leben - den "Kirchheimer Kulturherbst", "Kirchheim Vokal", "Kabarett hoch 4". Für das Jahr 2017 zog sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung erstmals Bilanz - und diese überraschte einige Gemeinderäte gleich in doppelter Hinsicht.

Einmal, weil das Minus weniger groß ausfiel als erwartet. Und noch einmal, weil Katharina Ruf klarmachte: Will der Gemeinderat ein Kulturprogramm in diesem Rahmen weiterführen, hält sie den geplanten Bürgersaal beim neuen Rathaus für nicht notwendig. Baut die Gemeinde trotzdem, brauche sie mehr Budget.

Im Vorjahr organisierte Ruf 13 Veranstaltungen - Kabarett, Konzerte und eine Lesung. Dafür gab sie fast 36 900 Euro aus und nahm durch Eintrittskarten 32 600 Euro ein, bleibt unterm Strich ein Minus von 4300 Euro. Für Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) eine positive Überraschung: "Als Gemeinde haben wir gar nicht das Ziel, mit unserer Kulturarbeit einen Überschuss zu generieren, weil wir ja auch Nischenangebote machen wollen." Rund 14 300 Euro verwendete die Gemeinde für Kooperationen und Zuschüsse. Die größten Posten waren dabei eine Spende für eine Operettengala und ein Konzert des Oratorienchors. Beide Veranstaltungen bezuschusste Kirchheim jeweils mit 5000 Euro. Für die CD der Hausner Bigband steuerte die Gemeinde 2800 Euro bei.

Freie Plätze im Saal

Die Auslastung allerdings war nicht immer gut. Bei drei Veranstaltungen war nicht einmal die Hälfte der Karten verkauft. Bei Luise Kinseher blieben 100 Plätze leer, ebenso wie bei den Kabarettisten Herbert und Schnipsi. Auch bei der Volksmusik zum Cäcilientag waren nur 350 der insgesamt 540 Plätze besetzt, beim Eröffnungskonzert von "Kirchheim Vokal" nur 60 von 120 Plätzen. Wenn ein Künstler zum ersten Mal nach Kirchheim komme, sei es immer auch ein Ausprobieren, sagte Ruf im Gemeinderat.

Einen eigenen Veranstaltungssaal hat Kirchheim momentan nicht. Konzerte, Lesungen und Kabarett finden entweder in der Aula des Gymnasiums oder in Räumlichkeiten der drei Kirchen statt. Auch im neuen Gymnasium soll es einen großen Saal geben. Dieser reicht laut Ruf für die vier, fünf großen Veranstaltungen, die momentan in Kirchheim stattfinden, aus. Mehr als 400 Karten wurden im vergangenen Jahr überhaupt nur einmal, nämlich bei Luise Kinseher, verkauft. Außerdem wird im Bürgerhaus, das die Gemeinde renovieren will, ein weiterer Saal für circa 200 Menschen entstehen. Die Notwendigkeit für noch einen Bürgersaal für 400 Gäste, wie er momentan in den Plänen für die neue Ortsmitte enthalten ist, sieht Ruf nicht. Wenn die Gemeinde das Kulturprogramm in der aktuellen Form weiterführen wolle, würden die vorhandenen Räumlichkeiten ausreichen.

Bei einigen Gemeinderäten löste das Verärgerung aus. Thomas Etterer von der SPD etwa meinte, das sei ein Widerspruch zum Wählerwillen. Schließlich hätten die Kirchheimer beim Bürgerentscheid im Herbst auch für den Saal gestimmt. Franz Glasl (CSU) hingegen hätte offensichtlich keine Probleme damit, die Pläne für den Saal zu beerdigen: "Für 95 Prozent der Veranstaltungen reicht ein kleiner gemütlicher Saal. Und für den Rest haben wir noch das Gymnasium."

Kulturreferentin Katharina Ruf betonte, dass sie den Gemeinderäten den Saal nicht ausreden wolle. Nur müsste mit einem neuen Bürgersaal das Programm ein anderes sein. Und dafür müsste die Gemeinde auch mehr Geld ausgeben.

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