Kirchheim:Kritik an den Bedenkenträgern

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Der Regionalausschuss der Industrie- und Handelskammer vertritt 21 000 Unternehmen

Von Martin Mühlfenzl, Kirchheim

Christoph Leicher weiß, dass sein neues Amt zwar mit viel Verantwortung, aber auch mit wenig Entscheidungsbefugnissen verbunden ist. Der Geschäftsführer des Kirchheimer Unternehmens Leicher Engineering ist seit diesem Jahr Sprachrohr der 43 000 Unternehmen im Landkreis München unter dem Dach der Industrie- und Handelskammer (IHK) mit ihren mehr als 210 000 Beschäftigten. Regionalausschuss nennt sich die Vertretung der IHK für die 29 Kommunen des Landkreises - und Leicher will dieses Gremium mit seinen 20 Mitstreitern in den kommenden vier Jahren mit Leben füllen und den Landkreis als Wirtschaftsstandort nicht nur erhalten, sondern weiter ausbauen.

Die Möglichkeiten der IHK, sagt Leicher bei der Vorstellung seines Programms, seien freilich begrenzt. "Wir sind die Interessenvertretung der Unternehmen im Landkreis. Als solche wollen wir uns nicht hin stellen und nur sagen: Wir fordern ", sagt Leicher. "Als Unternehmen tragen wir Verantwortung, wissen aber auch, was der Landkreis benötigt, um bestens aufgestellt in die Zukunft zu gehen."

Die Verantwortung, sagt Leicher, bestehe insbesondere gegenüber den eigenen Mitarbeitern: Ein mittelständischer Unternehmer mit 20 Beschäftigten ist letztlich ja für 100 bis 150 Menschen verantwortlich, sagt er: "So viele hängen dran. Das müssen wir bei allem berücksichtigen."

Wenn es um die Bedürfnisse des Landkreises als Wirtschaftsstandort geht, wird der Ton des Kirchheimer Unternehmers ein wenig schärfer. Vieles, sagt Leicher, gehe in Deutschland zu langsam, wichtige Entscheidungen würden "im Land der Bedenkenträger" immer wieder verzögert. Seine Kritik zielt vor allem auf die aus seiner Sicht enormen Mängel bei der Infrastruktur - auch im Landkreis. In intensiven Diskussionen im Regionalausschuss hätten sich die Mitglieder daher für die Modernisierung des Öffentlichen Nahverkehrs samt U-Bahnverlängerungen nach Martinsried und Ottobrunn ausgesprochen. Ebenso für die dritte Startbahn am Münchner Flughafen und den Autobahnringschluss im Süden. Zudem müsse die Digitalisierung vorangetrieben werden. "Highspeed-Internet muss zuerst in die Gewerbegebiete kommen", sagt Leicher. "Ansonsten werden wir abgehängt."

Die IHK im Landkreis will auf vielen Feldern aktiv werden - so auch beim Thema Bauen und in Kooperation mit den Schulen und Universitäten. "Und wir wollen den Landkreis auch zur Vorzeigeregion bei alternativen Antriebsmöglichkeiten machen", sagt Leicher. Nur wie? "Indem wir Gespräche führen und unser Gewicht einbringen. Wir müssen uns gut vernetzen, und klare Positionen vertreten."

Das, sagt Leicher, gelinge den Unternehmen auch auf dem Feld der Integration. Die Firmen des Landkreises investieren in den Integrationspakt Bayern. Mittlerweile sind 210 Personen aus Fluchtherkunftsländern bei IHK-Unternehmen in Ausbildung. "Und wir brauchen diese Menschen", sagt Leicher. "Und wir übernehmen Verantwortung."

© SZ vom 26.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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