Süddeutsche Zeitung

Klimawandel:Auf dem Trockenen

Der Wasserspiegel des Heimstettener Sees ist in diesem Frühjahr besonders niedrig. Das liegt am gesunkenen Grundwasserstand.

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

Am auffälligsten ist die Veränderung am Südufer zu erkennen. An einer Stelle nahe der Hütte der Wasserwacht konnte man am Sommer nicht am Ufer entlang gehen, weil das Wasser des Heimstettener Sees bis an die Baumreihe heranreichte, erinnert sich Sonja Ziegowski. Jetzt trennt ein breiter Kiesstreifen die Bäume vom See.

Ziegowski fährt regelmäßig aus Haar, wo sie wohnt, an den See zwischen den drei Gemeinden Kirchheim, Feldkirchen und Aschheim - im Sommer zum Schwimmen, im Winter zum Spazierengehen. Seit einigen Wochen, berichtet sie, kann sie beobachten, wie der Wasserspiegel immer weiter sinkt. Deutlich sichtbar weisen dunkle Linien im Kies auf den Rückgang hin, mittlerweile sind es Ziegowski zufolge drei bis vier Meter im Vergleich zum Sommer.

Auch im vorigen Frühjahr ist der Haarerin nach eigener Erinnerung schon aufgefallen, dass der Pegel niedriger wurde. "Aber das war noch nicht so stark, damals habe ich es noch auf natürliche Schwankungen zurückgeführt." Sie blickt über die Wasserfläche, auf der sich an diesem Vorfrühlingstag einige Seevögel tummeln. Die Entwicklung, die sie innerhalb kürzester Zeit beobachten musste, beunruhigt sie.

Entstanden ist der Heimstettener See in den Dreißigerjahren als Baggersee, nachdem die Reichsbahn auf dem Gelände Kies entnahm. Über die Jahrzehnte entwickelte er sich zum beliebten Badesee im Münchner Osten. Gespeist wird er vom Grundwasser - darin liegt auch die Ursache für den absinkenden Pegel. Denn an einigen Orten in der Region werden momentan historische Niedrigstände beim Grundwasserspiegel verzeichnet, wie Stefan Homilius vom Münchner Wasserwirtschaftsamt erläutert. Die Messstelle in Kirchheim etwa zeigt einen Stand von 504,90 Meter über Normal-Null, das ist fast ein Meter niedriger als der Mittelwert seit 1972.

Der Grund dafür ist wenig überraschend das viel zu trockene Wetter. Zu wenig Regen, zu wenig Schnee im Winter - "in solchen Jahren sinkt der Spiegel schnell ab", erläutert der Experte. Wenn das Grundwasser niedrig stehe, würden automatisch auch die davon gespeisten Seen in der Umgebung absinken. "Das ist die direkte Konsequenz", sagt Homilius. Der Klimawandel werde das Problem weiter verschärfen. Dabei handele es sich zwar um einen längeren Prozess, doch die Trockenzeiten würden in Zukunft häufiger.

Dass die Badeseen rund um München vollständig austrocknen, ist dem Fachmann zufolge trotzdem so schnell nicht zu befürchten. "Aber wir müssen das schon im Auge behalten." Homilius appelliert an alle Verbraucher, verantwortungsbewusst mit den Ressourcen umzugehen und Wasser nicht zu verschwenden. Und er hat eine Warnung für die nahe Zukunft: "Im Sommer kann es passieren, dass wir Wasser sparen müssen."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5764247
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/lb
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.