Kirchheim:Freunde des Wäldchens

Interessengemeinschaft will Abholzung nicht hinnehmen

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

Kaum ein Thema hat die Kirchheimer in den vergangenen Wochen so sehr bewegt wie das Wäldchen gegenüber dem Gymnasium. Um dem Neubau der Schule Platz zu geben, sollen die Bäume fast vollständig abgeholzt werden - die Arbeiten haben bereits begonnen. Die Pläne haben in der Bevölkerung für einigen Unmut gesorgt, war doch vor einem Bürgerentscheid zur Ortsentwicklung versichert worden, dass das Wäldchen größtenteils erhalten bleibt. Dass sich nun so viel ändert, will Veronika Kröniger nicht hinnehmen. Gemeinsam mit mehreren Bekannten hat die Kirchheimerin eine Interessensgemeinschaft gegründet, die sich für den Erhalt der Naturflächen einsetzt, die für das Projekt "Kirchheim 2030" weichen sollen.

Alles begann im Februar, am Tag der ersten Abholzung am Wäldchen. "Ich habe meinen Sohn in den Kindergarten gebracht, und wir haben uns über die Arbeiten gewundert. Das ist vorab nicht angekündigt worden", erzählt Kröniger. Auch ihr Sohn sei schockiert gewesen: "Er hat geweint, als er das gesehen hat, das ist mir sehr nahe gegangen." Mit ihren Nachbarn hat die Mutter schließlich überlegt, wie man die Aktion verhindern könnte: Etwa durch Plakate, Menschenketten oder das Sammeln von Unterschriften. Doch die Ideen erschienen ihr wenig zielführend. So entschied sie sich dafür, eine Internetseite zu gestalten, um die Bürger zu informieren. "Die Idee dahinter ist, die Leute aufzuwecken. Es geht darum, dass man etwas macht und nicht nur zuschaut", sagt Kröniger. 20 Mitglieder hat die Interessengemeinschaft bislang, darunter Biologen und Mitglieder des Bundes Naturschutz. Die Initiative soll jedoch noch weiter wachsen: "Wir wollen zeigen, dass es Protest gibt und dass sich viele für das Thema interessieren."

Kröniger möchte, dass der Kirchheimer Gemeinderat die Planungen für die Ortsentwicklung ändert, um die Naturflächen zu erhalten. "Häuser können auch woanders gebaut werden, nicht in Biotopen", sagt die 36-Jährige. Sie kann die Ausreden der Kommunalpolitiker nicht verstehen: "Das Gymnasium hätte sicher auch anders geplant werden können, wenn der Wille da gewesen wäre." Nicht nur der ökologische Aspekt bewegt Kröniger, auch sie ist enttäuscht von den gebrochenen Versprechen aus dem Bürgerbegehren. "Es gab danach immer wieder Änderungen, das Wäldchen sollte ja ursprünglich erhalten werden." Ihrer Meinung nach hätten viele Bürger gegen "Kirchheim 2030" gestimmt, hätten sie von den Änderungen gewusst.

Den aktuellen Plänen, einen Teil des Wäldchens nun doch nicht abzuholzen und in das Gelände des Gymnasiums zu integrieren, steht Kröniger skeptisch gegenüber: "Ich glaube nicht, dass das in dieser Form umgesetzt wird. Ein Biotop kann auch nicht mitten in einem Schulgelände bestehen." Die Kirchheimerin hofft, die Kommunalpolitiker mit ihrer Interessensgemeinschaft doch noch zum Einlenken zu bewegen. "Wenn genug Gegenwind da ist, müssen sie ja etwas unternehmen", meint sie.

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