Eine Verlängerung der U 2 von der Messestadt Riem nach Feldkirchen und in den Kirchheimer Ortsteil Heimstetten ist endgültig vom Tisch. Der Mobilitätsausschuss des Münchner Kreistags hat am Donnerstag beschlossen, das Infrastrukturprojekt wegen des mangelnden Nutzens nicht weiter zu verfolgen. Landrat Christoph Göbel (CSU) sagte, der Landkreis müsse vielmehr in der Verkehrspolitik seine "Prioritäten ordnen" - und dazu gehörten insbesondere die Fertigstellung der U 6 bis in den Planegger Ortsteil Martinsried sowie die Verlängerung der U 5 von Neuperlach-Süd über Neubiberg bis zum Ludwig-Bölkow-Campus nach Ottobrunn und Taufkirchen.
Die Verlängerung der U-Bahn beerdigte gewissermaßen Verkehrsplaner Bernd Kollberg vom Büro Intraplan, der vom Kreistag beauftragt worden war, eine weitere Variante für den Ausbau der U 2 zu prüfen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Kollberg den Kreisräten eine Trassenführung vorgestellt, die teils über-, teils unterirdisch Feldkirchen und Heimstetten anbinden sollte; allerdings verfehlte diese Variante den notwendigen Nutzen-Kosten-Faktor von eins bei Weitem. Die nun ausgearbeitete, rein oberirdische Linienführung schnitt hinsichtlich der zu erwartenden Investitions- und Betriebskosten sowie Fahrgastzahlen aber noch schlechter ab. Der Faktor, so der Verkehrsplaner, müsste um ein Sechsfaches gesteigert werden, um nur annähernd die Kriterien zu erfüllen, damit das Projekt von Bund und Freistaat gefördert werden kann.
Die Baukosten sind seit der Kostenschätzung 2016 explodiert
Für das etwa sechs Kilometer lange Teilstück von der Messestadt bis nach Kirchheim veranschlagte Kollberg Baukosten von etwas mehr als 200 Millionen Euro, allerdings berechnet mit Werten aus dem Jahr 2016. Seitdem sind die Baukosten explodiert. Zudem sagte der Planer lediglich etwa 6000 Pendler auf dem Abschnitt am Tag voraus, weil die Haltestellen in Feldkirchen und Heimstetten an den Ortsrändern und nicht in den Zentren liegen - was aufgrund der oberirdischen Trassenführung nicht anders gehandhabt werden könne. Alles in allem kam Kollberg zu dem Schluss: "Wir können nicht empfehlen, auf diese Variante umzusteigen."
Landrat Göbel sagte, das Ergebnis der Studie zur Verlängerung der U 2 sei "nicht völlig außerhalb aller Erwartungen". Daher sei es sinnvoll, das Projekt nicht weiter zu verfolgen. Dem pflichtete Christoph Nadler, Fraktionssprecher der Grünen im Kreistag, in der Sitzung bei und verwies auf laufende oder noch geplante Infrastrukturprojekte, die den Landkreis künftig vor allem finanziell fordern würden. "Wir haben ja kürzlich erst die Betriebskosten für die U-Bahn nach Garching in Höhe von mehr als 13 Millionen Euro übernommen", sagte Nadler mit Blick auf die erste U-Bahn aus der Landeshauptstadt in den Landkreis München. "Und dann haben wir noch die U 5 nach Ottobrunn in der Pipeline und die U-Bahn nach Martinsried."
Erst zu Beginn der Woche war bekannt geworden, dass der sogenannte Brain-Train nach Martinsried noch einmal deutlich mehr kosten wird als bisher angenommen. Die Verlängerung der U 6 bis auf den Martinsrieder Campus verteuert sich um satte 37 Millionen Euro auf nun 212 Millionen Euro. Dies hat auch Folgen für die Gemeinde Planegg, deren finanzielle Beteiligung sich von zwei Millionen auf nun 6,7 Millionen Euro erhöht; und auch der Landkreis muss für den nur etwa einen Kilometer langen Abschnitt tiefer in die Tasche greifen und mit nun zwölf Millionen Euro etwa ein Drittel mehr beisteuern.
Angesichts der Kostensteigerungen und vor allem zeitlichen Verzögerungen bei der Verlängerung der U 6 mahnte Göbel, dass sich dies im südöstlichen Landkreis nicht wiederholen dürfe. "Ich hielte es für unvertretbar, wenn es beim Bau der U 5 wieder so lange dauert", sagte der Landrat. Beschlossen ist das Projekt zwar noch nicht, weil es den Nutzen-Kosten-Faktor bisher nicht erfüllt - Göbel betonte aber die Bedeutung der Anbindung des Ludwig-Bölkow-Campus und der dortigen Fakultät für Luft- und Raumfahrt. "Für den Standort Ottobrunn und Taufkirchen ist es vollkommen undenkbar, dass es scheitert."