Kirchheim:Die teuerste Schule weit und breit

Kirchheim: Großzügig, nicht nur in der Raumbeschreibung. Das Gymnasium in Kirchheim wird auch teuer.

Großzügig, nicht nur in der Raumbeschreibung. Das Gymnasium in Kirchheim wird auch teuer.

(Foto: Visualisierung: Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten, Berlin/oh)
  • Das Gymnasium in Kirchheim leidet derzeit unter einem stark sanierungsbedürftigen Gebäude.
  • Der geplante Neubau soll 88 Millionen Euro kosten - fast 30 Millionen Euro mehr als erwartet.
  • Gründe für die höheren Kosten sind unter anderem, dass die ursprüngliche Berechnung von einer kleineren Fläche ausging.
  • Mehrere Lokalpolitiker fordern jetzt eine Neuberechnung.

Von Christina Hertel, Kirchheim

88 Millionen Euro - so viel soll das neue Gymnasium in Kirchheim kosten. Es ist damit das teuerste im ganzen Landkreis. Diese Zahlen präsentierte Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) bei einer Informationsveranstaltung am Mittwochabend. Wie viel Landkreis und Bezirk übernehmen, wie viel die Kommunen selbst tragen müssen, ist noch nicht klar.

Zunächst ein Rückblick: 2009 brach im alten Haus ein Fenster aus der Wand und stürzte in ein Klassenzimmer. Die Schülerin, die normalerweise an dem Platz saß, war an dem Tag nicht da. Der Schock - trotzdem groß. Danach folgte Gutachten auf Gutachten mit dem Ergebnis: Eine Sanierung wird so teuer, sie lohnt sich nicht. 2015 entschieden sich Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim für den Neubau. Zugleich stellten die Kommunen fest: Die Schülerzahlen werden in den nächsten Jahren derart steigen, dass ein zweites Gymnasium notwendig wird. Ob es in Aschheim oder in Feldkirchen entstehen wird, das ist noch nicht endgültig beschlossen.

33 Jahre ist das Kirchheimer Gymnasium gerade einmal alt, doch kaputt ist bereits einiges. Die Fassade müsste komplett erneuert werden. Es tritt Wasser ein - im Schulhaus gibt es deshalb eine innenliegende Rinne. Bei Regen stellt der Hausmeister in der Turnhalle und in den Klassenzimmern Kübel und Eimer auf. Der Brandschutz muss ertüchtigt, und die Elektrik erneuert werden. Auch Lüftung und Heizung funktionieren nicht mehr richtig. Schulleiter Matthias Wermuth erzählt, dass es nach den Weihnachtsferien in manchen Klassenzimmern gerade einmal elf Grad gehabt habe.

Eine Sanierung wäre kaum günstiger

Für ihn wird es höchste Zeit, dass endlich eine neue Schule gebaut wird. Die Summen, die Bürgermeister Böltl nennt, überraschen aber doch: 88 Millionen Euro soll der Neubau kosten, 84 Millionen Euro wären bei einer Sanierung angefallen, ein Unterschied von gerade einmal fünf Prozent. Diese Zahlen seien dreimal und von verschiedenen Büros überprüft worden, sagte Böltl.

Ursprünglich rechneten die drei Kommunen Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim, die sich in einem Zweckverband zusammen geschlossen haben und das Gymnasium mit dem Landkreis finanzieren müssen, mit deutlich weniger - nämlich 60 Millionen Euro. Dass jetzt fast 30 Millionen Euro mehr anfallen sollen, hat mehrere Gründe. Zum einen bezogen sich die Berechnungen damals auf eine kleinere Fläche. Pausenhof und Sportanlagen im Freien sind jetzt fast doppelt so groß. Außerdem sind nun eine Tiefgarage enthalten sowie ein Puffer für Unvorhergesehenes. Im Vergleich zu anderen Schulneubauten im Landkreis sind die Beträge in Kirchheim dennoch enorm. 60 Millionen Euro fielen für das Gymnasium in Grünwald an, genauso viel soll die Schule in Unterföhring kosten. Auch hier ist eine großzügige Anlage geplant: mit grünen Höfen, Tiefgarage, Vierfachturnhalle, Frischküche.

Alleine müssen Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim ihre neue Schule nicht bezahlen. Wie bei allen Schulprojekten übernimmt auch hier der Landkreis 30 Prozent der sogenannten zuweisungsfähigen Kosten. Das Problem sei, so Böltl, dass unter die nur das Allernötigste falle. Bibliothek, Foyer, Mensa, nicht einmal Flure seien förderfähig. "Daraus kann man keine Schule bauen." Von 88 Millionen Gesamtkosten seien nur 33 Millionen zuweisungsfähig. Davon übernimmt der Landkreis ein Drittel, also etwa zehn Millionen Euro. Der Kirchheimer Gemeinderat Marcel Prohaska (SPD) konnte diese Rechnung nicht glauben: "Für mich passt das alles nicht zusammen."

Selbst Landrat Christoph Göbel (CSU) empfahl, bei der Kostenaufteilung noch einmal nachzurechnen. Bürgermeister Böltl hat bereits das Landratsamt mit einer neuen Berechnung beauftragt. Er geht davon aus, dass die Zahlen nicht stimmen und dass der Landkreis mehr übernehmen muss. Doch am Ende, sagte Göbel, sei es eine Frage, wie viel Qualität man in solch einem Schulbau haben wolle. "Das, was über die Pflicht hinaus geht, müssen die Kommunen selbst tragen."

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