Kirchheim:Der Traum vom eigenen Bad

Kirchheim: Eine mobile Schwimmschule soll in den Sommerferien in Kirchheim Station machen.

Eine mobile Schwimmschule soll in den Sommerferien in Kirchheim Station machen.

(Foto: MK Schwimmschule)

Der Kirchheimer Gemeinderat hält an der Idee fest, mit den Nachbargemeinden ein Schulschwimmbecken zu bauen

Von Christina Hertel, Kirchheim

Schwimmunterricht gibt es seit fast eineinhalb Jahren kaum mehr für Schüler aus Kirchheim, Feldkirchen und Aschheim. Bloß die Grundschule Feldkirchen bietet noch welchen an. Wie schön wäre da nicht ein eigenes Bad für alle drei Gemeinden? Zuletzt klang es eher so, als ob das ein Traum bleiben würde. Zu teuer, hieß es. Doch zumindest für den Kirchheimer Gemeinderat ist das Thema offenbar noch nicht vom Tisch: Am Montagabend sprach sich das Gremium grundsätzlich für ein solches Bad aus. Jetzt sollen weitere Gespräche mit den Nachbarkommunen geführt werden.

Eines ist sicher: Sollten die drei Gemeinden gemeinsam ein Hallenbad bauen, wird es eine Menge Geld kosten - nicht nur für den Bau, sondern vor allem für die jährlichen Betriebskosten. Etwa fünf Millionen Euro müssten die Kommunen voraussichtlich für die Errichtung investieren. Hinzu kämen an die 560 000 Euro für den Betrieb. Durch den Eintritt kann das nicht ausgeglichen werden. Es bliebe wohl Jahr für Jahr ein Defizit von 300 000 bis 600 000 Euro. Diese Zahlen gehen aus einer Machbarkeitsstudie hervor, die Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim in Auftrag gegeben haben. Laut Rainer Pethran, dem Geschäftsführer der Firma GMF, die die Studie erstellt hat, gibt es für ein Schulschwimmbad in der Region zwar einen Bedarf - für ein Spaßbad allerdings nicht. Er rät deshalb zu einem rein funktionalen Angebot: ein 12,5 mal 25 Meter großes Becken. Pethran stellte seine Ergebnisse bereits im November dem Gemeinderat in Kirchheim vor, allerdings erst gegen Ende der Sitzung, sodass kaum Zeit für eine Diskussion blieb. Ein Beschluss wurde damals nicht gefasst. Trotzdem signalisierte Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU), dass ein Schwimmbad zu teuer sei. Das ärgerte die VFW-Gemeinderäte Angela Hilger und Wolfgang Heinz-Fischer. Sie stellten deshalb den Antrag, ein interkommunales Schwimmbad auf dem Areal des neuen Gymnasiums, möglicherweise im Untergeschoss, zu prüfen. Der Gemeinderat erklärte sich jetzt zumindest zu weiteren Gesprächen mit den Nachbarkommunen bereit und befürwortete grundsätzlich ein gemeinsames Bad. Parallel dazu beschloss das Gremium weitere Maßnahmen, um Schwimmunterricht für Kirchheimer Schüler zu ermöglichen.

Zum Beispiel plant auch Poing ein Schwimmbad mit fünf Bahnen für 5,6 Millionen Euro bis 2019/20. Nur ergab sich, dass alleine die Poinger Schüler ein solches Bad nicht füllen würden. Um das Projekt zu realisieren, müssten Schüler aus anderen Gemeinden kommen - etwa aus Kirchheim. Derzeit arbeiten beide Gemeinden eine Vereinbarung aus. Der Vorteil für Kirchheim: Die Gemeinde müsste sich nicht an den Baukosten beteiligen. Außerdem soll bereits in den nächsten Sommerferien eine mobile Schwimmschule nach Kirchheim kommen. In einem beheizten transportablen Becken, das sechs mal vier Meter groß und fast einen Meter tief ist, könnten Kinder von fünf Jahren an schwimmen lernen. Der Kurs soll zehn Tage dauern und 75 Euro pro Teilnehmer kosten. Zunächst könnten nur 20 Kinder mitmachen. Weitere Kurse könnte die Wasserwacht im Heimstettener See geben. Darüber führt die Verwaltung gerade Gespräche.

Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus: Angela Hilger zum Beispiel merkte an, dass es sich für die Schüler kaum lohne, nach Poing zu fahren. "Die reine Schwimmzeit beträgt dann vielleicht eine halbe Stunde." Außerdem seien die Fahrtkosten nicht zu unterschätzen. Auch Susanne Merten-Wente von den Grünen sprach sich für ein eigenes Schwimmbad aus. Poing sei keine Lösung, da das Schwimmbad dort auch erst noch errichtet werden müsse. "Ein eigenes Schwimmbad hätten wir selbst in der Hand. Wir können das stemmen." Nicht ganz so sicher, aber letztlich auch dafür, dass die Gespräche mit den Nachbarkommunen fortgesetzt werden sollten, waren CSU- und SPD-Fraktion. "Ich fände es ja auch toll, aber im Moment ist es ein Luxus", sagte Marianne Hausladen (CSU). Und Thomas Etterer von der SPD stellte fest: "Uns muss bewusst sein, dass ein Schwimmbad eine dauerhafte Belastung ist."

So ähnlich sieht das auch der Feldkirchner Bürgermeister Werner van der Weck (SPD): "Im Prinzip wäre es toll." Doch heuer und auch im nächsten Jahr könne sich Feldkirchen das nicht leisten. Aschheims Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) sagte, dass die Kommune gerade noch viele andere teure Baustellen habe. Das Gutachten für ein Bad teilte er vor Kurzem seinen Gemeinderäten aus, in einer der kommenden Sitzungen soll darüber abgestimmt werden. "Wenn sich die anderen Kommunen für eine gemeinsame Lösung aussprechen, sind wir sicher gesprächsbereit."

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