Kirchheim:Außen Schulhaus, innen Lernlandschaft

Der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs für das neue Kirchheimer Gymnasium fällt vor allem durch das großzügige Foyer und offene Räume auf. Aber auch drei weitere Vorschläge sind noch im Rennen

Von Christina Hertel, Kirchheim

Eine Schule, das ist heute nicht mehr bloß ein Klotz mit Klassenzimmern, das ist eigentlich ein Lerntempel - mit lichtdurchfluteten Räumen, großen Foyers, offenen Klassenzimmern. Und auch das neue Gymnasium in Kirchheim wird ein innovativer Bau. Das zeigen alle vier Preisträger des Architektenwettbewerbs, die am Dienstagabend präsentiert wurden. Einer der Entwürfe - es muss nicht der erste Platz sein - wird gegenüber dem alten Gymnasium im neuen Ortspark realisiert. Nach den Sommerferien wollen sich der Schulzweckverband und die beteiligten Gemeinden Kirchheim, Aschheim und Feldkirchen entscheiden. Fertig soll das neue Gymnasium im Herbst 2019 sein.

"An die Dimensionen muss man sich erst einmal gewöhnen", sagte Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU). Tatsächlich wird die Schule groß - sie soll schließlich Platz für etwa 1300 Schüler bieten. Ein solches Gebäude habe das Potenzial einen Ort zu verändern, so Böltl. Und das wird wohl auch passieren. Denn egal welcher Entwurf gebaut wird, Kirchheim wird auf jeden Fall urbaner.

Zwölf Stunden saß die Jury vergangenen Freitag zusammen, bis sie aus den 18 Wettbewerbsteilnehmern vier Sieger ausgewählt hatte. Der erste Preis ging an ein Büro aus Berlin. Es entwickelte einen fünfgeschossigen Quader mit einer Fassade aus Glas und Holz. Und weil die Pläne eher in die Höhe als in die Breite gehen, bleibt viel Platz für einen großen Pausenhof. "Von außen soll das Gymnasium nach einer seriösen Institution aussehen", sagt der Architekt Edzard Schultz, der für das Büro Heinle, Wischer und Partner arbeitet. "Innen habe ich dann Musik reingebracht." Das Innere hebt sich tatsächlich klar von allen andern Entwürfen ab. Das Foyer geht über alle fünf Stockwerke und wird durch Oberlichter erhellt. Die Musikräume, Kunstateliers und die Mensa, die sich im Erdgeschoss befinden, können zum Garten hin geöffnet werden. "So kann es auch Unterricht im Freien geben." Die Klassenzimmer sind ebenfalls so gestaltet, dass nicht nur Frontalunterrichtet möglich ist. Ziel sind offene Lernlandschaften und auch auf den Balkonen soll laut Architekt unterrichtet werden können.

So ein innovatives Konzept war vom Kirchheimer Gymnasium gewollt. Es konnte sich in den Prozess aktiv einbringen. "Wir haben nicht nur die Lehrer mitreden lassen, sondern auch die Schüler und Eltern", sagt Schulleiter Matthias Wermuth. "Und wir wollen eine Schule, die nicht nur Fachwissen vermittelt, sondern auch andere Kompetenzen - Selbstbewusstsein zum Beispiel." Um das zu erreichen, dürfe Unterricht nicht nur im Klassenzimmer stattfinden.

Daran hat sich auch der Architekt Johannes Talhof aus München gehalten, der für seinen Entwurf den zweiten Preis bekam. "Unsere Schule ist im Prinzip wie eine Stadt aufgebaut", sagt er. Jede Jahrgangsstufe hat ihr eigenes "Lernhaus" mit einem Marktplatz, also einem Gemeinschaftsbereich. Eine sogenannte "Lernstraße" verbindet die sieben Gebäudeteile. Sie soll aber nicht nur ein Gang sein, an ihr entlang gibt es offene Arbeitsbereiche und Platz für Ausstellungen.

Kirchheim: Fünf Stockwerke hat der Siegerentwurf von Edzard Schultz aus Berlin. Für zu hoch hält der Architekt das nicht: "Die Struktur in der Region ändert sich. Sie wird immer urbaner."

Fünf Stockwerke hat der Siegerentwurf von Edzard Schultz aus Berlin. Für zu hoch hält der Architekt das nicht: "Die Struktur in der Region ändert sich. Sie wird immer urbaner."

(Foto: Claus Schunk)

Der dritte Preis geht an das Büro Fritsch und Tschaidse aus München. Sein Entwurf besteht aus vier Baukörpern, die bis auf die zweigeschossige Turnhalle, alle drei Stockwerke haben. Kritisch sah die Jury, dass der Sportplatz direkt an der Heimstettner Straße gegenüber einem Wohngebiet liegt. Das mache massive Lärmschutzmaßnahmen notwendig. Auch beim vierten Entwurf, den das Büro Bez und Kock aus Stuttgart entwickelt hat, gab es etwas Kritik. Die Aula befindet sich im Zentrum des Baus, was laut Schulleiter Wermuth bedeutet, dass die Gäste für Theateraufführungen zum Beispiel erst durch die ganze Schule laufen müssen. Bürgermeister Böltl jedoch lobte, dass Gymnasium näher an Grund- und Mittelschule heranrücke. So bleibe der Süden des Areals grün.

Die Wettbewerbsbeiträge sind noch bis zum Freitag täglich von 10 bis 20 Uhr in der Turnhalle des Gymnasiums zu sehen.

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