Auch wenn er auf die Frage nach dem wichtigsten Werk der Weltliteratur „Sie werden lachen, die Bibel!“, geantwortet haben soll, war Bertolt Brecht religiös eher „unmusikalisch“. Der klassenbewusste und vermutlich atheistische Dramatiker dichtete in der „Dreigroschenoper“ gesellschaftskritisch: „Denn die einen sind im Dunkeln. Und die anderen sind im Licht. Und man siehet die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht.“
Was auch immer man dem Christentum vorwerfen mag, das Dunkle wird dort im Wesentlichen nicht übersehen. Und anders als im zum Zynismus tendierenden Kapitalismus soll es ja auch überwunden werden: Die Osterbotschaft basiert geradezu darauf, dass das Licht die Finsternis besiegt und die Liebe stärker als der Tod ist. Und wie könnte der Weg von der Finsternis ans Licht sich schöner und berührender entfalten als durch die Musik?
Die Kirchenmusik als spirituelles Medium. „Leiden und Freude hängen ja oft zusammen. Im Leiden ist die Freude impliziert“, sagt Ludwig Götz. Der Pianist und Organist, langjähriger Chorleiter und Verantwortlicher für das Konzertprogramm des Vereins Musica Sacra Planegg-Krailling, wird das liturgische Osterwochenende im Würmtal musikalisch maßgeblich mitgestalten. Unter seiner Ägide als Chordirektor wird der Kirchenchor St. Elisabeth Planegg die Karfreitagsandacht in St. Vitus Stockdorf mit A-capella-Gesang umrahmen und den Festgottesdienst am Ostersonntag mit Unterstützung des Musica-Sacra-Orchesters und des Organisten Gerhard Weinberger klangvoll begleiten.
Da von Gründonnerstag bis zum „Gloria“ der Osternacht in der katholischen Kirche kein Glockenschlag erklingt und alle Instrumente inklusive der Orgel schweigen, wird das musikalische Programm am Freitag in St. Vitus komplett A-capella sein. Götz, der interimistisch für die zuvor länger erkrankte Kirchenmusikerin Martina Loncar, als Chorleiter eingesprungen ist, freut sich besonders auf die fünfstimmige Motette „Tristis est anima mea“ („Traurig ist meine Seele“) des Barockkomponisten Johann Kuhnau, die in der Tat auf fast berückende Weise Klangschönheit entfaltet. „Herausragend“ urteilt Götz. Neben weiteren Werken, die der zwischen 40 und 50 Sängerinnen und Sängern bestehende Chor aufführt, ist sicher auch Heinrich Schütz’ Motette „Also hat Gott die Welt geliebt“, ein Höhepunkt.

Das Hoffnungsvolle, das selbst in der dunkelsten Stunde noch schimmert und quasi den Schatten auf das nahende Heil vorauswirft, ist für Götz ein prägendes spirituelles Moment der Karwoche: „Die Vorahnung der Osternacht.“ Besonders eindrucksvoll sieht er sie etwa generell im Schlusschorals der Bach-Motette „O Jesu meine Freude“ formuliert: „Dennoch bleibst du auch im Leide, Jesu meine Freude.“
Die Musik Bachs – der wie wohl kein anderer Komponist für Glanz und Gloria kirchenmusikalischer Größe steht – ist freilich diesmal weder am Karfreitag noch am Ostersonntag beim Festgottesdienst in Planegg auf dem Programm. Überhaupt stammen abgesehen von Mozarts Kirchensonaten für konzertierende Orgel und Orchester am Sonntag die vorgetragenen Werke nicht aus der Feder auffallend prominenter Komponisten. Dafür gleichsam strahlend und so der Osterbotschaft von der Auferstehung angemessen ist die Missa in C-Dur des Komponisten Johann Ernst Eberlin (1702 bis 1762) für Chor und Orchester, die in Planegg erklingt. Das Musica-Sacra-Orchester besteht dabei aus Protagonisten von Münchner Profi-Ensembles (BR-Symphonieorchester und Staatsoper). In Gerhard Weinberger sitzt zudem ein renommierter Musiker an der Orgel. Außerdem wird noch das A-capella-Stück „Laudate“ des norwegischen Komponisten Knut Nystedt (1915 bis 2014) aufgeführt.
Laudate dominum omnes gentes – Lobet den Herrn, alle Völker, heißt es darin. Nun, beim aktuellen Blick auf die Welt drängt sich der Lobgesang auf Gott zwar nicht wirklich auf. Aber folgt man nicht dem Dichter Brecht, sondern dem Philosophen Kant, gibt es diesem zufolge eine Art „Pflicht zur Zuversicht“, auch in schwierigsten Zeiten. Eine Pflicht zur Zuversicht und Hoffnung auf den ewigen Frieden.
Karfreitagsandacht in St. Vitus Stockdorf mit Kirchenchor St. Elisabeth Planegg, Beginn 15 Uhr. Festgottesdienst am Ostersonntag in St. Elisabeth Planegg mit dem Chor und Musica-Sacra-Orchester und Organist Gerhard Weinberger, Beginn 10 Uhr. Musikalische Leitung: Ludwig Götz.