Kiosk an der Braunauer Eisenbahnbrücke:Guter Geist vom Isarufer

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Kiosk an der Braunauer Eisenbahnbrücke: Eine Institution an der Isar: Christa Fingerle vor ihrem Kiosk an der Braunauer Eisenbahnbrücke.

Eine Institution an der Isar: Christa Fingerle vor ihrem Kiosk an der Braunauer Eisenbahnbrücke.

(Foto: Stephan Rumpf)

Seit 30 Jahren führt Christa Fingerle den Kiosk an der Braunauer Eisenbahnbrücke. Der Betrieb ist von den Behörden nur geduldet. Aber ihr größtes Ärgernis ist ein anderes.

Von Jürgen Wolfram

Schnell noch die Stehtische in den Kies geschoben und die Eis-Fahne rausgehängt, dann kann er beginnen, der nächste Hochsommertag. Die ersten Jogger, Radler und Hundeherrchen ziehen ihre Bahnen, als Christa Fingerle den Kiosk an der Braunauer Eisenbahnbrücke herrichtet. Wie so oft in diesem Jahr wird die Untergiesinger Versorgungsstation von 10 bis 22 Uhr in Betrieb sein. Die konditionsstarke Hüterin des Häuschens am Ufer badet also nicht im Fluss, eher schon im Umsatz.

Ob Traum oder Albtraum, das ist in Anbetracht saunaartiger Temperaturen hinter dem Verkaufstresen die Frage. Allerdings nur für Außenstehende. Christa Fingerle kennt's nicht anders. Als sie zum ersten Mal die Isar sah, war sie drei Jahre alt. Denn den häufig dicht umlagerten Kiosk führten von 1951 an schon ihre Eltern. Er ist längst eine Münchner Institution. Fingerle nennt ihn "meine zweite Heimat".

Warum die Institution von den Behörden nur geduldet wird

Zur Freude der Kioskbetreiberin haben sich die Geschäfte mit den Jahren ähnlich erfreulich entwickelt wie die Flusslandschaft inmitten der Stadt. Die Renaturierung mit dem Abflachen der Ufer sei ein Segen gewesen, sagt die Kauffrau, sogar die Züge rollten heute lärmgedämmt über die Gleise der Braunauer Brücke. Allein der Status ihrer Raststation, die auf Bahngrund im Landschaftsschutzgebiet liegt, ist noch immer nicht endgültig geklärt.

Die Oase wird behördlich "geduldet", sie ist als "Trink- und Imbisshalle" konzessioniert, darf aber keine alkoholischen Getränke ausschenken, wohl aber solche verkaufen. Hört sich ziemlich verwirrend an, hat auch schon zu Konflikten geführt, ist Fingerle inzwischen aber egal: "Hauptsache, man lässt mich in Ruhe."

Für die illustre Laufkundschaft an der Isar gilt das freilich nicht. Publikum ist stets willkommen, jedenfalls wenn es sich zu benehmen weiß. Wer die Landschaft vermüllt, herumpöbelt oder betrunken ist, lernt Fingerle von ihrer resoluten Seite kennen. "Schwieriges Klientel schicke ich weiter, da bin ich konsequent", sagt sie - und man glaubt es ihr sofort. Ein flüchtiger Blick genügt, um festzustellen, dass sie es penibel auch mit der Sauberkeit hält. Allein zehn Müllkörbe, die täglich geleert werden, stehen rings um den Kiosk.

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