Süddeutsche Zeitung

Kinderbetreuung:Ottobrunn rüstet sich für den Zuzug

Weil in den kommenden zwei Jahren 750 neue Einwohner erwartet werden, baut die Gemeinde an der Rosenheimer Landstraße eine neue Kindertagesstätte. Es wird nicht die letzte sein

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Die Gemeinde Ottobrunn reagiert auf den anhaltend hohen Zuzug und baut die Kinderbetreuung in den kommenden Jahren aus. Auf dem sogenannten Johanniter-Grundstück an der Kreuzung der Rosenheimer Landstraße mit der Robert-Koch-Straße sollen Räumlichkeiten für mindestens drei Kinderkrippen- sowie drei Kindergartengruppen entstehen. Gebaut wird in flexibler Modul-Bauweise, die eine Erweiterung des Raumangebots zu einem späteren Zeitpunkt zulässt.

Der Gemeinderat trägt mit seiner Entscheidung vom Mittwochabend einer Entwicklung Rechnung, die nahezu alle 29 Städte und Gemeinden des Landkreises beschäftigt: Die Attraktivität des Landkreises ist trotz der immer weiter steigenden Immobilienpreise ungebrochen. Das hat auch mit den Bautätigkeiten zu tun. In Ottobrunn liegen derzeit Pläne für insgesamt zehn Wohnbauprojekte mit mehr als 350 Wohnungen vor - darunter die Josef-Seliger-Siedlung der Baugesellschaft München-Land sowie die gemeindlichen Projekte an der Gartenstraße 11 und der Hochackerstraße 8.

Die Rathausverwaltung hat anhand der Erfahrungen der vergangenen Jahre eine Prognose bis ins Jahr 2021 erstellt. Für Ottobrunn wird mit einem Bevölkerungszuwachs um etwa 750 Menschen gerechnet - darunter etwas mehr als 240 Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren. Vor allem von 2020 an rechnet die Gemeinde damit, dass die Bevölkerung spürbar zunehmen wird. Dies wird Auswirkungen auf den Bedarf an Krippen- und Kindergartenplätzen haben.

In der Altersgruppe der Krippenkinder bis drei Jahre hat die Verwaltung einen Bedarf von mindestens drei bis vier neuen Krippengruppen ermittelt, bei den Drei- bis Sechsjährigen liegt dieser bis 2021 bei mindestens zwei zusätzlichen Kindergartengruppen. Ein weiterer Faktor dürfte zur Folge haben, dass die Nachfrage von Betreuungsangeboten weiter steigen wird: Die Staatsregierung plant, Eltern finanziell weiter zu entlasten und den Krippen- oder Kindergartenbesuch mit monatlich hundert Euro je Kind zu bezuschussen. Das werde zur Folge haben, dass deutlich mehr Eltern auf ihr Recht auf einen Betreuungsplatz pochen werden, vermutet Ottobrunns Hauptamtsleiter Wolfgang Walter.

Dass die neuen Kindergarten- und Krippengruppen direkt in der Ottobrunner Ortsmitte angesiedelt werden, hat einen einfachen Grund: Die Gemeinde mit der deutschlandweit zweithöchsten Bevölkerungsdichte nach der Landeshauptstadt München besitzt kaum noch geeignete Grundstücke, um größere Projekte verwirklich zu können. Das Grundstück an der Kreuzung der Rosenheimer Landstraße mit der Robert-Koch-Straße ist eines der wenigen, das der Kommune gehört.

Daher sind die Ottobrunner Gemeinderäte auch froh, wenn Projekte etwa aus der Privatwirtschaft heraus angeschoben werden. So wie jenes des Unternehmens Astyx, das auf einem Areal an der Robert-Koch-Straße, Ecke Einsteinstraße einen neuen Campus als Firmensitz hochzieht. Bis zu 200 Mitarbeiter sollen dort für den einstigen Ableger der Daimler Benz Aerospace AG Höchstfrequenzsensoren für die Satellitentechnik, den Automobilmarkt und die Luft- und Raumfahrt entwickeln und fertigen. Mehr noch: Astyx baut etwa hundert Wohnungen größtenteils für seine Mitarbeiter und - sehr zur Freude der Kommune - eine Kita mit 24 Plätzen.

Dass vor allem der Mangel an bezahlbarem Wohnraum eines der großen Probleme in der Region bei der Suche nach qualifiziertem Personal darstellt, haben auch die Ottobrunner Gemeinderäte erkannt. Bei den Planungen für das neue Gebäude für mehrere Krippen- und Kindergartengruppen soll die Verwaltung auch prüfen, ob Wohnungen für die Angestellten integriert werden können. "Das muss bei dem Projekt berücksichtigt werden", sagt Hauptamtsleiter Walter. "Wichtig ist, dass wir als Gemeinde jetzt in die Planungen einsteigen, um nicht irgendwann von der Entwicklung eingeholt zu werden."

Denn auch die Pläne von Ministerpräsident Markus Söder, in Taufkirchen und Ottobrunn eine neue Fakultät der LMU für die Luft- und Raumfahrt aufzubauen - die größte in Europa -, werden Einfluss auf den Bedarf an Kinderbetreuung vor allem in Ottobrunn haben. Bis zu 2000 Studierende, Angestellte und Professoren sollen hier einmal die bayerische Satellitentechnologie entwickeln und vorantreiben.

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SZ vom 01.02.2019
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