Katwarn:Digitale Sirene

Der Katastrophenwarndienst hat sich aus Sicht des Landratsamts bewährt

Von Bernhard Lohr, Ottobrunn

In Ottobrunn hat am Donnerstag ein ohrenbetäubender Heulton viele aufgeschreckt. Und wer nicht die App des Katastrophenwarndienstes Katwarn auf seinem Handy hatte, die sich gleichzeitig um 11 Uhr mit einem Warnton bemerkbar machte, konnte sich fragen, warum denn jetzt zur vollen Stunde ein Alarm ausgelöst worden war. Die Katwarn-Nutzer erfuhren es jedenfalls sofort: Sie fanden auf ihrem Smartphone eine Nachricht, dass routinemäßig ein bayernweiter Sirenen-Probealarm angesetzt war. Dazu gab es erklärende Worte und eine Karte zeigte mit roter Farbe hinterlegt die Fläche des Landkreises München - gerade so, als wäre wirklich etwas passiert, worüber die Bevölkerung hätte dringend informiert werden müssen.

Auf einen Sirenenalarm verzichten bis auf Ottobrunn mittlerweile alle Kommunen im Landkreis und setzen voll und ganz auf die moderne Kommunikationstechnik. Die App wurde im Mai 2016 eingeführt, um Nutzer zu warnen und zu informieren, sobald Gefahr im Verzug ist oder gar ein Katastrophenfall ausgerufen werden musste. Mit dem Warnton und der Meldung gibt es gleich Verhaltenshinweise und einen Link auf eine Seite, auf der weitere Informationen zu finden sind.

Mehr als 40 000 Mal wurde die App mittlerweile von Landkreisbürgern heruntergeladen. In diesen Tagen dürften es wieder einmal ein paar App-Nutzer mehr werden. Immer bei Probealarmen, sagt Landratsamts-Sprecherin Christina Walzner, werde Katwarn bekannter und steige die Nutzerzahl.

Beim Alarm am Donnerstag lief nach ihrer Aussage alles nach Plan. Alle hätten in der Feuerwehreinsatzzentrale, die im Untergeschoss des Landratsamts am Mariahilfplatz angesiedelt ist, gespannt auf den Moment gewartet. Kurz nach der Stadt München, sagt sie, habe der Landkreis seinen Probealarm ausgelöst.

Ein realer Krisenfall, bei dem Katwarn im Landkreis schon bald nach seiner Einführung eingesetzt wurde, war der Anschlag am Olympia-Einkaufszentrum am 22. Juli 2016. Einmal gab es eine Warnmeldung, als ein Messerstecher im Bereich Rosenheimer Platz unterwegs war. Wann ein Alarm rausgehe, liege in der Abwägung der Diensthabenden in der Einsatzzentrale, sagt Walzner.

Dabei sind sie nicht auf Ereignisse im Landkreisgebiet beschränkt. Es könnten schließlich Bürger aus Unterhaching oder Unterschleißheim auf dem Weg nach München sein und dort in eine Gefahrensituation geraten. Inflationär geht man damit aber nicht um: Sechs Mal wurde Katwarn in dreieinhalb Jahren für Warnhinweise genutzt. Das letzte Mal ging es um einen Baumstamm, der sich bei Mühltal in der Isar verkeilt hatte. Wegen akuter Gefahr wurde ein Bootsfahrverbot verhängt. Wer Katwarn hatte, wusste, dass er die Isar an dieser Stelle meiden sollte.

Mittlerweile sieht man in der Einsatzzentrale Katwarn als das probate Mittel, um wirklich auch die Bevölkerung im Landkreis in der Breite zu erreichen. Laut Walzner geht man davon aus, dass die Bürger flächendeckend informiert werden, wenn jeder siebte die Warn-App nutzt, weil Nachrichten ja auch weitergegeben werden. Eine solche Abdeckung ist bei einer Bevölkerungszahl von 350 000 im Landkreis bereits nahezu erreicht. Abgesehen von dem Vorteil, viele über ihr Smartphone mit Warnmeldungen zu erwischen, bietet die App jedem die Möglichkeit, sein Warnprofil individuell einzustellen.

Im "Schutzengelmodus" schlägt das Smartphone Alarm, sobald am jeweiligen, durch GPS gemeldeten Standort eine Warnmeldung ausgesendet wird. Jeder kann Kommunen nach Wahl einstellen, um über Ereignisse genau dort informiert zu werden. So könne jeder sicher sein, auch informiert zu werden, wenn etwa bei den Großeltern im Nachbarlandkreis eine Unwetterwarnung ergeht.

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