Kanu-Regattaverein:Wettkampf und Wechselklamotten

Lesezeit: 2 min

Bei der Jubiläumsregatta, die der Kanu-Regattaverein München am Wochenende in Oberschleißheim veranstaltet, messen sich Drachenbootfahrer und Stand-up-Paddler. Die Hobby-Athleten vereint die Hoffnung, dass beide Disziplinen olympisch werden

Von Leo Kilz, Oberschleißheim

Ausgerechnet im Finale stürzt Armin Zeitler von seinem Board ins Wasser. Die ersten beiden Rennen hatte er dominiert. "Hoffentlich hat er Wechselklamotten dabei, ich brauch' keinen kranken Mann, egal ob er Erster oder Vierter wird", kommentiert seine Frau am Ufer. Zeitler ist einer von rund 150 Wassersportlern und Wassersportlerinnen, die am Wochenende an der Olympiaregattastrecke in Oberschleißheim um die Wette paddelten.

Spritzige Angelegenheit: Drachenbootfahrer aus mehreren Ländern haben auf der Olympia-Regattastrecke die richtige Balance aus Kraft und Rhythmus gesucht. (Foto: Johannes Simon)

Seit 50 Jahren werden an der Strecke Kanuregatten ausgetragen. Kern der diesjährigen Jubiläumsregatta, die der Kanu-Regattaverein München veranstaltet hat, war der 17. Oktober-Cup im Drachenbootfahren. Zwölf Mannschaften aus Italien, Ungarn, der Schweiz und verschiedenen Regionen Deutschlands waren am Start. In acht Disziplinen traten die Hobbyathletinnen und -athleten gegeneinander an. Spektakuläre Neuheit: Der Le-Mans-Start als Auftakt des 1600-Meter-Langstreckenrennens. Dabei sitzen die Teilnehmer bei der Startfreigabe noch nicht im Boot, sondern müssen noch einige Meter schnellstmöglich laufen, ehe sie lospaddeln können. "Die Vertreter des Deutschen Drachenbootverbands waren sehr angetan, vielleicht wird das irgendwann Standard", erklärt Kommentator Thomas Hoecker.

Stehvermögen müssen diese Frauen im Kreuz haben, um geschmeidig übers Wasser zu paddeln. (Foto: Johannes Simon)

Neu war in diesem Jahr auch der SUP-Sport, das Stand-up-Paddling. In beiden Disziplinen sucht der Verein nach neuen Mitstreitern für das kommende Jahr. Etwa 20 Euro pro Teilnehmer kostete heuer die Teilnahme, auch unerfahrene Paddler waren und sind willkommen. "Gerade heute am Sonntag geht es vor allem um den Spaß an den Turns und den Sprints", sagt Stand-up-Paddler und Mitorganisator Axel Jüngling. Einen Tag vorher, am Samstag war das Flair etwas offizieller und kompetitiver - die Bayerische SUP-Meisterschaft stand auf dem Programm. Den Titel im 200-Meter-Sprint holte Arnd Dünzinger. Er nimmt regelmäßig an Weltmeisterschaften teil und mit 15 Jahren Paddelerfahrung gilt er im insgesamt noch recht jungen SUP-Sport schon als Veteran. Wenn Dünzinger nicht gerade im und um den Gardasee paddelt, steht der 56-jährige Konditormeister in seiner Bäckerei in Garmisch-Partenkirchen am Ofen. Manchmal bringt Dünzinger Backhandwerk und Wassersport zusammen: Dann gibt es Brezen bei der Siegerehrung.

Eines vereint Drachenbootfahrer und Stand-up-Paddler: Beide möchten, dass ihre Sportart olympisch wird. Bis dahin sind die Hobbysportlerinnen und -sportler dankbar, sich in Oberschleißheim unter erstklassigen Olympia-Bedingungen messen zu dürfen.

Auf der Anlage im Münchner Norden, die vor zu den Spielen 1972 in München errichtet wurde, Seite an Seite mit Olympiateilnehmern und Weltklasse-Athleten zu trainieren - das motiviert Armin Zeitler besonders. Im September paddelte er die Great Glenn Challenge, ein 92-Kilometer-Rennen quer durch Schottland und gewann. Elf Stunden und vierundzwanzig Minuten stand Zeitler auf dem Board.

In die Diskussionen um die Sanierung der in die Jahre gekommenen Regattaanlage will sich hier niemand einmischen: "Wir sind froh um jegliche Sanierung", sagt Axel Jüngling. Solange es geht, wird die alte Olympiastrecke dem Leistungs- und Breitensport weiter dienen. Von 12. bis 14. und 19. bis 21. August 2022 findet hier das Kanu- und Outdoor-Testival im Rahmenprogramm der European Championships statt - kostenloses Schnupperpaddeln inklusive.

© SZ vom 04.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: