Kandidaten für den Tassilo 2018:Zwei mit sozialem Rhythmusgefühl

Landkreis-Tassilo: Ehepaar Hans Wagatha und Ute Litters-Wagatha. Sie haben jeweils eine Band, seine heißt Black Cadillac und ihre heißt Ratatouille. Hier: Frau Wagathas Band Ratatouille probt im Keller in der Prof.-Otto-Hupp-Straße 3b in Oberschleißhe

Der heimische Keller in Oberschleißheim ist die "Ideenzentrale" von Hans Wagatha und Ute Litters-Wagatha, hier proben sie jede Woche mit ihren Bands. Er gibt dabei schon mal den "Carlos Wagatha", sagen seine Bandkollegen. Frei nach dem mexikanisch-amerikanischen Gitarristen Carlos Santana.

(Foto: Florian Peljak)

Die Oberschleißheimer Musiker Hans Wagatha und Ute Litters-Wagatha spenden seit Jahren die Einnahmen von Auftritten ihrer Bands "Black Cadillac" und "Ratatouille".

Von Franziska Gerlach, Oberschleißheim

Es war im Jahr 1986, als eine Freundin Ute Litters-Wagatha zu einem Konzert überredet hat. "Du, heute spielen die Black Cadillacs", hat die Freundin gesagt. "Die sind echt schlecht, aber total nett." Die Oberschleißheimerin lächelt verlegen, als wäre ihr diese Anekdote ein wenig unangenehm. Und ihr Mann, Hans Wagatha, Gitarrist der Band, sitzt ihr gegenüber und lächelt auch. Vielleicht, weil er es besser weiß.

Von schlecht kann nach so vielen Jahren nämlich nicht die Rede sein, die Wagathas tun mit ihren beiden Bands Black Cadillac und Ratatouille sogar viel Gutes: Die Einnahmen ihrer Auftritte spenden der Architekt und die Logopädin in schöner Regelmäßigkeit an den "Asylhelferkreis", den "Schleißheimer Tisch" oder "Familien in Not". Ihr erstes Benefiz-Konzert gaben sie zugunsten der Opfer des Tsunamis, der am 26. Dezember 2004 in Südostasien wütete. 1200 Euro erspielten sie damals. "Wir wollten helfen, unseren Beitrag leisten", sagt Hans Wagatha. Mit der Musik.

Klangvolle Leidenschaften

Name: Hans Wagatha und Ute Litters-Wagatha

Alter: 62 und 56 Jahre alt

Herkunft: Sie ist in Freiburg im Breisgau aufgewachsen, er kommt ursprünglich aus Freising. Das Ehepaar lebt und musiziert zusammen in Oberschleißheim.

Status: Er arbeitet als Architekt, sie ist Logopädin. Die Musik ist also nur ein Hobby, allerdings eines, das sie mit viel Leidenschaft verfolgen. Seine Band "Black Cadillac" besteht seit mehr als 40 Jahren, ihre Band heißt "Ratatouille". Sie covern bekannte Lieder, spielen aber auch Eigenkompositionen mit selbst geschriebenen Texten.

Mission: Die Welt mit ihrer Musik ein bisschen besser zu machen. Das erste Benefiz-Konzert fand für die Opfer des Tsunamis von 2004 statt. frg

Die Leidenschaft für die Gitarre lebte der 62-Jährige zwar Zeit seines Lebens nur als Hobby aus, weniger echt ist diese Leidenschaft deswegen aber nicht. Das merkt man schon nach wenigen Tönen, wenn er Carlos Santana spielt. Den in Mexiko geborenen Musiker nennt er nicht nur sein Vorbild, Wagatha legt auch vergleichbare Soli hin. Seine Bluesrock-Band Black Cadillac hat er 1974 zur Abiturfeier gegründet. "Seither haben wir uns kometenhaft gesteigert", sagt Wagatha. Ein Beispiel? In den späten Achtzigerjahren und frühen Neunzigerjahren traten Black Cadillac dann in den Schwabinger Szenekneipen auf.

Jedes Mal rockt die Bude

Bis heute existiert die Gruppe. Mit wechselnder Besetzung zwar. Aber immerhin seit mehr als 40 Jahren. Zu Beginn spielte Wagatha noch Schlagzeug, später kam die Gitarre hinzu, beides hat er sich selbst beigebracht. Noch heute hängt im Proberaum der Wagathas, im Keller, ein Meilenstein der Bandgeschichte an der Wand, der außerdem erklärt, was der weltbekannte französische Schauspieler Jean-Paul Belmondo mit dem Namen der Oberschleißheimer Band zu tun hat.

Das Foto zeigt vier junge Männer neben einem Cadillac, alle in lässiger Pose, und der ganz links, der mit den dunklen Locken, das ist Hans Wagatha. Nun, und dieses Auto gehörte eben zum Set des französisch-deutschen Films "Das Ass der Asse", für den 1982 auch im Schloss Schleißheim gedreht wurde. "Und da sind wir einfach über die Absperrung geklettert und haben uns für ein Foto davorgestellt."

Seine Frau, aufgewachsen in Freiburg und heute 56 Jahre alt, singt und spielt gleich mehrere Instrumente, Klavier, Kontrabass und Akkordeon zum Beispiel, ihre Band Ratatouille (ebenfalls mit Hans Wagatha als Gitarristen) hat sich Chansons und Salsa-Klängen verschrieben, die Musiker haben aber auch etliche selbst komponierte Lieder im Repertoire. Ute Litters-Wagatha, die außerdem malt, macht aus ihrer Kreativität kein großes Ding. Genauso wenig wie ihr Mann. Die Musik, so scheint es, gehört ganz selbstverständlich in ihr Leben. Und zwar von Anfang an. Drei Mal, erzählen die Eheleute, hätten die Black Cadillacs bei ihrer Hochzeitsfeier gespielt. Und jedes Mal die Bude gerockt.

Zu dieser Hochzeit wiederum wäre es nie gekommen, wenn Ute Litters-Wagatha an diesem einen Tag im Jahr 1986, als Hans Wagatha zur Eröffnung eines Kindergartens spielte, nicht mitgegangen wäre. Die beiden hätten nicht geheiratet und zwei Söhne bekommen. Vor allem würden die Wagathas Oberschleißheim nicht seit Jahren mit Liedern bereichern, deren Texte sie selbst verfassen. Hans Wagatha nutzt dazu die bairische Sprache, mal beweist er dabei Witz und Schlagfertigkeit, dann muten die Zeilen durchaus romantisch an. Und seine Frau? Tja, die arbeitet gerade an einem Oberschleißheim-Song. Er ist noch nicht ganz fertig, aber so viel sei verraten: Es geht um das Ankommen in einem Ort, den sie heute liebt: für sein Schloss, für die Vereine, für das Gemeinschaftsgefühl. "Es ist für jeden was da, und es wird keiner vergessen."

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