Süddeutsche Zeitung

Kanalführung:München von unten

Wer die gängigen Sehenswürdigkeiten schon kennt, dem bietet die Kanalführung der Stadtentwässerung völlig neue Münchner Perspektiven. Voraussetzung: keine Platzangst und eine unempfindliche Nase.

Felicitas Kock

Eine Stadtführung der besonderen Art: Während andere das Hofbräuhaus und die Frauenkirche erkunden, geht es mit der Münchner Stadtentwässerung in den Untergrund.

Was es da zu sehen gibt? Kanäle - und zwar genutzte und ungenutzte, solche, durch die die Toiletteninhalte der Münchner fließen und solche, in denen man herumwandern und sich ein ganz eigenes Bild von der Kanalisation machen kann.

Dazu gibt es viele Informationen von Mitarbeitern der Stadtentwässerung: Das Kanalsystem ist 2400 Kilometer lang, 60 Prozent davon sind begehbar. Gebaut wurde das Netz Ende des 19. Jahrhunderts auf Bestreben Max von Pettenkofers. Ihm haben die Münchner auch die Treppen zu verdanken, über die man noch heute in den Untergrund hinabsteigen kann.

Allzu zart besaitet sollte man als Teilnehmer einer Kanaltour nicht sein - gelegentlich sind die Durchgänge zu Kanälen oder Wasserspeichern sehr eng. Die Wände sind oft feucht und glitschig - ganz zu schweigen vom Geruch des Abwassers.

Über einen Angriff der Kanalratten braucht man sich dagegen keine Sorgen machen. Der einzige Vierbeiner, den die Führungsteilnehmer zu Gesicht bekommen, ist aus Plüsch und wohnt in der Jackentasche des Kanalführers Ben Tax. Die realen Vorbilder verziehen sich normalerweise, sobald die Einstiegstore geöffnet werden.

Einen bleibenden Eindruck hinterlassen vor allem die großen Speicherbecken im Münchner Norden, die gegen Ende der Kanalführung besichtigt werden. Die riesigen Hallen füllen sich nur sechs bis sieben Mal pro Jahr - wenn es so viel regnet, dass das Entwässerungssystem nicht sofort das ganze heranströmende Wasser zum Klärwerk weiterleiten kann. 

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