Kamelreiten in Valley:Trampel mit Tieren

Projekt "Bayern Kamele" im Mangfalltal, 2015

Von wegen dumm: Kamele sind durchaus intelligent.

(Foto: Claus Schunk)

Kamele gelten als dumm. Zu Unrecht. Ob das auf Menschen, die sie halten, auch zutrifft, darf nach dem Besuch eines Kamelhofs bei Valley zumindest bezweifelt werden.

Kolumne von Lars Brunckhorst, Valley

Das Kamel hat nicht den allerbesten Ruf. "Du dummes Kamel!" - in dieser Zusammensetzung ist es seit Alfred Brehm in aller Munde. Der Zoologe schrieb ihm einen "auffallend hässlichen" Körper und einen "erschrecklich blöden Ausdruck" zu, sodass es sich nur um ein "stumpfsinniges Geschöpf" handeln könne. Dabei ist das Trampeltier, wie das zweihöckerige Kamel richtigerweise heißt, in Wirklichkeit ein kluges Geschöpf mit faszinierenden Fähigkeiten: Es kann hundert Liter Wasser in nur zehn Minuten trinken. Um seinen Kindern dies zu vermitteln, macht man sich also sonntags auf nach Valley, wo Kinder zum völlig idiotischen Preis von 45 Euro pro Nase auf einem dieser schlauen Tiere reiten können oder für 200 Euro ihren Geburtstag feiern.

Aus beidem wird nichts. Kaum ist das Auto geparkt und die Familie ausgestiegen, kommt ein rechter Zausel daher, klatscht einen Zettel auf die Windschutzscheibe und raunzt: "Da, lest's euch das einmal durch!" Man schaut noch ein wenig blöd, ehe man der Krakelschrift den Sinn entnimmt, dass man offenbar hier nicht parken solle. Zwar steht das Auto zwischen einer ganzen Kolonne am Wegrand, die schon vorher da war, aber genau an dieser Stelle ist ein Gattertor. Das war nicht gleich zu erkennen. Auch sind zwischen Zaun und Auto einige Meter Abstand und ist auf der Weide dahinter kein Tier zu sehen. Aber gut. Ein freundlicher Hinweis und man hätte selbstverständlich umgeparkt. Der Kameltreiber findet jedoch "so viel Dummheit", wie es auf dem Zettel heißt, für seine Tiere ganz offensichtlich unerträglich - und sich vermutlich besonders clever.

Ist dieses trampelige Verhalten nun spezieller Oberländer Humor oder hat da jemand beim Einfangen der Kamele in Afrika zu viel Sonne auf den Kopf gekriegt? Ein Blick ins Internet zeigt jedenfalls, dass der Kamelhof eine sehr eigene Kundenfreundlichkeit pflegt: Von Arroganz und todtraurigen Kindern, die angemeckert wurden, ist da die Rede, von Beleidigungen Übergewichtiger und Diskriminierung Behinderter. Da verzichtet man - trotz enttäuschter Kinder - gerne auf den Besuch und fährt weiter nach Blindham bei Aying, zum Bergtierpark. Dummheit gehört nicht belohnt.

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