Kabarett:Kumpelkabarett und Spätzlespäße

HG Butzko bei Auftritt in Schwabhausen, 2018

Nachdenkliches "Kumpelkabarett": Hans-Günter Butzko ist einer der Protagonisten der Haarer Lachnacht.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Das Kleine Theater lädt zur ersten Haarer Lachnacht

Nicht alle humorbegabten Menschen in diesem Lande sollen Fans von "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" sein. Die bekannteste TV-Fastnachtssitzung der Republik, die dem Stimmungsklassiker "Humba Täterä" zu ewigem Ruhm verhalf und Inkarnation rheinhessischen Frohsinns ist, wird durchaus ambivalent gesehen.

Nun, dass im Kleinen Theater Haar am 14. Oktober gesungen und geschunkelt wird bis zum Abwinken, ist eher schwer vorstellbar, die erste "Haarer Lachnacht" ist natürlich auch nicht als Faschingsereignis mit hoher Schenkelklopfer-Dichte konzipiert. Scharfzüngige, kritische Worte (wie in mancher Büttenrede), dürften dort aber mitunter schon fallen, kombiniert mit eher unpolitisch-heiteren Gedanken. Versprochen wird für diesen Abend jedenfalls ein "phänomenaler Mix aus Kabarett und Comedy". Verschiedene Protagonisten des Humorfachs werden auftreten, bekannte und weniger bekannte, die Moderation übernimmt Frederic Hormuth.

Der gebürtige Mannheimer wird Gedankenblüten aus seinem aktuellen Programm vortragen und die Frage stellen, wer "wir" eigentlich sind: "Skandierende Cordhosen-Träger rufen ,Wir sind das Volk' und meinen dabei sich. Seine Frau sagt ,Wir müssten mal den Müll runterbringen' und meint dabei ihn. Vegetarier sagen ,Wir essen zu viel Fleisch' und meinen damit alle mit Weber-Grill. Und Politiker sagen gerne ,Wir müssen die Inhalte besser rüberbringen', meinen dabei aber auf keinen Fall sich selbst." Auf die Antworten darf man gespannt sein

Er wird weitere Gäste begrüßen, die diesen Lach-Abend seiner Bestimmung zuführen sollen: Einer davon ist HG. Butzko (der am Vortag, 13. Oktober, bereits solo in Unterföhring auftritt, wo es schon seit Längerem eine Lachnacht gibt). Der mit diversen Kabarettpreisen ausgezeichnete Butzko verspricht eine "komische und besinnliche Melange aus Infotainment, schnoddrigen Gags, Frontalunterricht und pointierter Nachdenklichkeit." Dabei pflegt er auf zugängliche Art ("Kumpelkabarett") sein Motto: "Logisch statt ideologisch".

Roberto Capitano hingegen führt in seiner Bühnenprogrammen durch ein Leben zwischen Amore und Kehrwoche oder anders zusammengefasst: Es geht um "Spätzle, Sex und Dolce Vita". Er entführt in die schwäbisch-italienische Welt seiner Kindheit und Jugend. Daniel Helfrich indes bietet den Zuschauern gesellschaftskritisches Klavierkabarett "mit absoluter Lachgarantie", wie es heißt. Er beschäftig sich mit Trennungsgedanken aller Art und behauptet: "Trennkost ist kein Abschiedsessen". Weitere Fragen, die sich ihm aufdrängen: Was wäre passiert, wenn Adam sich von Eva getrennt hätte? Wäre uns dadurch viel erspart geblieben? Oder wie trennt sich eigentlich ein Informatiker? Durch Steuerung-Alt-Entfernen? Der fünfte Protagonist der rein männlichen Lachnacht ist Boris Stijelja: ein Kroate mit deutschem Migrationshintergrund. Sein Leben schwankt stets "zwischen Cevapcici, Weinfest und Kehrwoche", und so stolpert der Stand-up-Kabarettist durch die Kulturen.

Theaterchef Matthias Riedel-Rüppel, der wieder ein pralles Programm im Oktober anbietet, hofft auf eine Wiederbelebung des kulturellen Lebens und die Rückkehr des derzeit noch zögerlichen Publikums: "Theater sind (Corona-)sichere Orte für unterhaltsame Herbstabende", wirbt er. Und keine Sorge: Bei der Lachnacht besteht keine Schunkelpflicht.

Karten für die "1. Haarer Lachnacht", Donnerstag, 14. Oktober, Beginn 19 Uhr, gibt es über https://kleinestheaterhaar.de respektive Reservix.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: