Kultur im Landkreis:Hybride Kracher

Wegen der Begrenzung der Plätze im Zuschauerraum, streamt das Kleine Theater Haar seine Liveveranstaltungen

Von Udo Watter, Haar

Nicht wenige Menschen nehmen in den Wochen vor Weihnachten gewöhnlich zu, weil sie zu viel zu sich nehmen: Von Vanillekipferl über Christstollen bis zum Glühwein mit Schuss. Im Gegensatz zu diesen wachsenden Wohlstandsbäuchlein wird derzeit das Veranstaltungsangebot ordentlich abgespeckt. Mancherorts fällt es sogar komplett aus. Was bleibt auch übrig angesichts der zunehmenden Infektionsdynamik und den Versuchen, diese irgendwie abzubremsen?

Am Kleinen Theater Haar mussten sie ebenfalls einige Vorstellungen aus dem einst üppigen Dezember-Angebot streichen, aber es kann sich immer noch sehen lassen. Die Vorstellungen, die stattfinden, werden dabei als "Hybrid-Veranstaltungen" realisiert: Sie werden sowohl mit Präsenzpublikum (derzeit ist noch eine Belegung von 25 Prozent bei 2 G plus erlaubt) veranstaltet als auch gleichzeitig via Live-Stream für die Zuschauer zu verfolgen sein, die nicht kommen können oder wollen. "Für die haben wir einen warmen und geschützten Platz in unserem virtuellen Theatersaal reserviert", so Theaterchef Matthias Riedel-Rüppel. "Und wir haben wirkliche Dezember-Kracher dabei."

In der Tat: An diesem Freitag gastiert Kabarettist Philipp Weber mit seinem Programm "Weber N 5 - Ich liebe ihn" in Haar, am 9. Dezember kommt Luise Kinseher mit "Mamma Mia Bavaria", am 12. Dezember zeigt das Theaterensemble TGSM "Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" (diese Vorstellung wird nicht gestreamt, sondern ist live für Familien unter 2-G-plus-Bedingungen) und am 16. Dezember heißt es "Christmas-Jazz" mit Jasmin Bayer. Am 18. Dezember ist der Musical-Abend "Christmas Delight" geplant und am 19. Dezember ein Auftritt des Tölzer Knabenchors in der Kirche Maria Sieben Schmerzen.

Philipp Weber

Kabarettist Philipp Weber sprüht vor Esprit

(Foto: Philipp Weber)

Gewisse Schmerzen bereitet Riedel-Rüppel derzeit die vergiftete gesellschaftliche Atmosphäre, auch er und sein Team wurden wegen der verschärften Corona-Regeln deswegen schon von mutmaßlichen Impfgegnern auf sozialen Plattformen angefeindet. "Wir erleben derzeit eine gesellschaftliche Spaltung, die mir sehr große Sorgen bereitet. Mir macht sie deshalb besonders große Angst, weil diese Spaltung auch vor der Kultur keinen Halt macht", erklärt er. Dabei solle doch gerade die Kultur ein verbindendes Element sein. Im Newsletter des Kleinen Theaters zitiert er Martin Luther King: "Die Botschaft von Weihnachten: Es gibt keine größere Kraft als die Liebe. Sie überwindet den Hass wie das Licht die Finsternis." Oder in seinen, etwas aktuelleren Worten: "Möge uns die Vorweihnachtszeit bei aller physischen Distanz wieder ein bisschen enger zusammenkommen lassen." Weitere Informationen gibt es unter https://kleinestheaterhaar.de.

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