Süddeutsche Zeitung

Kabarett:Blues und Minus

Der preisgekrönte Musikkabarettist Martin Schmitt kommt mit seiner aktuellen Show am 16. Oktober nach Taufkirchen. Im November präsentiert er ein Best-of-Programm in Garching

Von Udo Watter, Taufkirchen

In der Zeit der täglichen Nobelpreisverkündigungen stehen die Wissenschaft und ihre Protagonisten besonders hoch im Kurs - vor allem wenn ein Preisträger auch quasi noch aus der Nachbarschaft (Garching!) ist. Freilich können Menschen, die zu genialen Experten avancieren oder in hochkomplizierte Denkmuster abtauchen mitunter recht trocken im persönlichen Umgang sein - oder halt arg theoretisch. Der Unterschied etwa zwischen einem Musikwissenschaftler und einem Musiker sei so groß wie der "zwischen einem Gynäkologen und einem Liebhaber" - sagt der Klavierkabarettist Martin Schmitt. Die wissenschaftliche Herangehensweise mag von intellektueller oder gar existenzieller Notwendigkeit bestimmt sein. Das, was das Dasein emotional veredelt, ist also die Musik, Kultur - oder eben die Liebeskunst.

Wie es um die erotischen Fähigkeiten von Martin Schmitt bestellt ist, geht natürlich niemand in der Öffentlichkeit etwas an, aber dass der Künstler aus Hechendorf am Pilsensee sich auf die Tasten- ebenso wie auf die Wortspielkunst versteht, steht außer Frage. Der gebürtige Münchner, der am Freitag, 16. Oktober, sein neues Programm "Jetz' is Blues mit lustig!" im Taufkirchner Kultur- und Kongresszentrum vorstellt, ist seit mehr als drei Jahrzehnten ein Entertainer par excellence.

Ausgezeichnet unter anderem mit dem Tassilo-Kulturpreis der SZ und 2018/19 Gewinner der Kabarett-Bundesliga ist Schmitt ein Multitalent: Pianist, Sänger, Komponist, Texter und Autor. Er gilt als einer, der so versiert mit Tasten wie mit Worten improvisiert und mit seinem kultivierten Münchnerisch Pointen zu setzten vermag. Schmitt hat nicht nur diverse CDs veröffentlicht, sondern auch für TV-Produktionen komponiert und darüber hinaus mit allerlei Größen des Musik- und Showgeschäfts sowie namhaften Orchestern zusammengearbeitet.

Ursprünglich aus der Blues- und Boogie-Szene kommend hat er nicht nur seinen musikalischen Kosmos sukzessive erweitert, sondern auch seine bairischen Texte verfeinert und ebenso wie seine schon lange erkennbaren kabarettistischen Qualitäten im Lauf der Jahre erblühen lassen. Hochvirtuos als Pianist, darf man ihn schon länger auch Dichter und Wortakrobat nennen - wenn er am Klavier temporeich seine durch Mimik und Gestik untermalten Geschichten erzählt, ist das schon beeindruckend: "Multikoordinatorisch an der Grenze des Machbaren", wie Schmitt selbst verschmitzt sagt. Dass dabei nicht jede Pointe gleich stark zündet und manche Reime vielleicht auch ein bisschen brav daherkommen, ist dabei nicht weiter schlimm.

Generell aber ist Martin Schmitt einfach ein guter Entertainer, der aber immer wieder auch nachdenkliche Töne findet. Und so beschreibt er denn auch sein aktuelles Programm als "bewährte Mischung aus humoristischen, ironischen, hintergründigen und ernsten Geschichten, die so bunt sind, wie das Leben". Die Kombination aus bluesig und bairisch wird bei ihm zum "Blues und Minus des ganzen Lebens" und er fragt selbstbewusst: "Wer kann da Schmitt halten?"

Sein pianistisches, sängerisches und kabarettistisches Potenzial kombniert er auch in seinem Highlights-Programm "Bässdoff", das er unter anderem am 11. November im Bürgerhaus Garching zeigt.

Karten für den Auftritt am 16. Oktober in Taufkirchen gibt es unter www.kulturzentrum-taufkirchen.de und bei Münchenticket. Für den Auftritt in Garching gibt es Tickets unter 089/32 08 91 38 oder kartenvorverkauf@garching.de.

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Quelle:
SZ vom 09.10.2020
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