Technik-GeschichteFliegen wie vor hundert Jahren

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Spannendes Flugobjekt: Ein Nachbau der Junkers „F13“ steht vor der Flugwerft Schleißheim, die eine Außenstelle des Deutschen Museums ist.
Spannendes Flugobjekt: Ein Nachbau der Junkers „F13“ steht vor der Flugwerft Schleißheim, die eine Außenstelle des Deutschen Museums ist. (Foto: Deutsches Museum)

Die Junkers „F13“ war 1919 das erste Ganzmetall-Verkehrsflugzeug der Welt. Drei nahezu originalgetreue Nachbauten des Flugzeuges, bei dem die Piloten halb im Freien sitzen, heben am Wochenende in Oberschleißheim zu Rundflügen ab.

Von Sabine Wejsada, Oberschleißheim

Der Flugplatz und die Flugwerft des Deutschen Museums in Oberschleißheim werden sich an diesem Wochenende in einen Hotspot für Planespotter verwandeln: Am Samstag, 7., und Sonntag, 8. September, starten zwischen 9 und 17 Uhr nämlich gleich drei nahezu originalgetreue Nachbauten der berühmten Junkers F13 zu mehreren Rundflügen über den Münchner Norden.

Das Flugzeug gilt als erstes Ganzmetall-Verkehrsflugzeug der Welt und absolvierte 1919 seinen Jungfernflug. Die einzige in Deutschland erhaltene Original-Maschine dieses Typs steht im Deutschen Museum auf der Münchner Museumsinsel – ist aber als Exponat nicht flugfähig. Die Anmeldefrist für die kostenpflichtigen Rundflüge mit der F13, die vom Verein Junkers Luftverkehr aus der Schweiz für Mitglieder veranstaltet werden, ist längst abgelaufen, aber auch der bloße Anblick eines solchen Oldtimers der Lüfte dürfte nach Angaben des Deutschen Museum eine Attraktion sein.

Die drei Nachbauten sind direkt vor der historischen Werfthalle der Außenstelle des Deutschen Museums in Oberschleißheim geparkt. Die Piloten zeigen die Flugzeuge gerne her und stehen auch vor und nach den Flügen für ein Gespräch zur Verfügung. Aufgebaut wird nach den Worten von Bernd Huckenberg, dem Vorsitzenden des Vereins Junkers Luftverkehr, ein mobiler Check-in für die Passagiere.

Bereits am Freitagnachmittag werden die Maschinen mit ihrer glänzenden Wellblechhülle und dem halboffenen Cockpit, in dem die Piloten im Freien sitzen, in Oberschleißheim einfliegen und dann in einer der historischen Junkers-Hallen geparkt. Schon am Samstagmorgen, noch bevor die ersten Rundflüge anstehen, „gibt es viel zu schauen, wenn die Maschinen zur Werft rollen“, sagt Huckenberg am Telefon.

Er rechnet nach eigenen Worten mit vielen Neugierigen und Technikinteressierten. Zumindest einen Blick ins Innere könnten diese werfen, auch wenn sie nicht in die Maschine dürften, sagt der Chef des gut 150 Mitglieder zählenden Vereins aus der Schweiz. Für Fachgespräche sei auf jeden Fall genügend Zeit an den zwei Flugtagen.

In den Zwanziger- und Dreißigerjahren wurden die „F13“ in Schleißheim gewartet

In den Zwanziger- und Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wurden die Junkers F13 in der Werft des Schleißheimer Flugplatzes gewartet und repariert. Zwischen 1919 und 1932 wurden nach Angaben des Deutschen Museums etwa 330 F13-Maschinen gebaut – und in alle Welt exportiert.

In der Flugwerft öffnete aus Anlass des 100. Jahrestages des Jungfernfluges einer Junkers F13 im Oktober 2019 eine mehrere Monate laufende Sonderausstellung über die „Mutter aller Verkehrsflugzeuge“, die den Luftverkehr nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt revolutionierte, wie es in der Ankündigung hieß. Zur Vernissage drehte damals schon ein Nachbau nach dem Start vom Schleißheimer Flugplatz seine Runden über München.

Die Piloten sitzen in der Junkers „F13“ in einem halb offenen Cockpit.
Die Piloten sitzen in der Junkers „F13“ in einem halb offenen Cockpit. (Foto: Stephan Rumpf)

„Wir haben die F13 so originalgetreu wie möglich nachgebaut, dabei aber die heutigen Sicherheitsstandards in der Luftfahrt berücksichtigt. So wurden im Cockpit moderne Instrumente zur Steuerung und Kontrolle des Flugzeugs eingebaut“, sagt Huckenbeck, der in Baden-Württemberg zu Hause ist. Seit 2013 setzt der Vorsitzende des Vereins Junkers Luftverkehr das Projekt gemeinsam mit dem Kölner Unternehmer Morszeck (Junkers Aircraft GmbH), vielen Luftfahrtingenieuren und -mechanikern sowie Piloten um, „damit die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät“, wie er sagt.

Der erste Nachbau sei 2016 fertig gewesen, dafür habe man an die 8000 Arbeitsstunden investiert, ein Replikat der F13 koste gut zwei Millionen Euro. Zwei weitere Maschinen folgten 2022 und 2023. Die Flugzeuge wurden laut Huckenbeck in der Schweiz gebaut und sind dort auch zugelassen. Ein gewerblicher Passagierbetrieb sei nicht erlaubt, wer mitfliegen möchte, muss Vereinsmitglied sein. Damit die Junkers F13 nach Oberschleißheim kommen können, hat es eine Einfluggenehmigung gebraucht. Die Maschinen sind normalerweise auf dem Flughafen St. Gallen-Altenrhein im schweizerischen Thal beheimatet.

Die nachgebaute Junkers „F13“ in der Luft.
Die nachgebaute Junkers „F13“ in der Luft. (Foto: Bernd Huckenbeck und Thomas P. Hofer)

Huckenberg selbst ist natürlich schon öfter in einer der drei Junkers F13 mitgeflogen – wobei fliegen seiner Meinung nach nicht ganz zutreffend ist: „Man gleitet da eher durch die Luft“, sagt der 63-Jährige, der eigentlich aus der Filmproduktion kommt und mit dem Flugzeugbau an sich nichts zu tun hat, aber bei dem die Fäden für den Verein und seine Projekte zusammenlaufen. Für „das Fliegen, wie’s früher einmal war“, hat er im Laufe der Zeit eine große Faszination entwickelt, das ist ihm anzumerken. Mit der Junkers F13 gehe alles sehr langsam, in der Kabine sei es nicht besonders laut, aber sehr bequem, findet er. Und wegen der geringen Flughöhe von 3000 Fuß, umgerechnet etwa mehr als 914 Meter über besiedeltem Gebiet, könne man sehr viel sehen.

In der Flugwerft Schleißheim läuft übrigens derzeit eine Sonderausstellung des Deutschen Wetterdienstes unter dem Titel „Zwischen Natur und Gesellschaft“. Sie zeigt unter anderem, welche meteorologischen Dienstleistungen für den Flugverkehr der DWD seit mehr als 70 Jahren liefert.

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