"Alles Anders":Der heilige Mann aus dem Internet

Bastian Sitter, Vorsitzender JU Putzbrunn

Bastian Sitter ist der neue Putzbrunner Nikolaus.

(Foto: Privat)

Die JU Putzbrunn schickt heuer einen virtuellen Nikolaus.

Interview von Stefan Galler

Nicht von draußen vom Walde her, sondern aus den Tiefen des Internets kommt er diesmal - der Nikolaus, den die Junge Union (JU) Putzbrunn auch im Corona-Jahr 2020 zu den Kindern schickt. Der Ortsvorsitzende Bastian Sitter schlüpft am Samstag und Sonntag selbst ins Kostüm des heiligen Mannes - und setzt sich vor seinen Rechner.

SZ: Herr Sitter, das ist schon kurios, wenn ein so traditioneller Brauch wie der Nikolausbesuch virtuell stattfinden muss. Wie kann man sich das vorstellen?

Bastian Sitter: Das ist schon eine große Umstellung und ehrlich gesagt wissen wir selbst noch nicht, wie es ablaufen wird. Da ist die Sorge, dass technisch alles gut geht, aber auch die Hoffnung, auf diese Weise wenigstens ein bisschen persönlichen Kontakt zu den Kindern zu haben. Es ist eine tolle Sache, wenn man eine halbe Stunde lang Teil der Familien ist und dann von den Kleinen etwas vorgetragen bekommt. Ich hoffe, dass sie auch vor der Webcam singen oder Gedichte aufsagen und dass wir dann nächstes Jahr wieder ganz analog den Kinder ein Lächeln aufs Gesicht zaubern dürfen.

Wie ist denn die Resonanz?

Leider eher verhalten. Wir hatten in den letzten Jahren immer gut 30 Anmeldungen, diesmal sind es nur acht. Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.

Nicht gerade einfach, denn das Phänomen Nikolaus lebt doch vom direkten Kontakt.

Absolut. Vor 35 Jahren hat mein Opa schon den Nikolaus mit der Kutsche durch den Ort gefahren, die Kinder kamen und haben sich kleine Geschenke geholt. Und mir hat einmal ein kleines Mädchen einen Brief mitgegeben, in dem stand, ich solle ihre Katze und ihre Oma im Himmel grüßen. Darauf habe ich dann natürlich geantwortet. Schon schwierig, sich so etwas per Mail vorzustellen. Aber immerhin haben wir eine authentische Adresse: nikolaus.putzbrunn@gmx.de.

Welche Strafen verhängt denn der virtuelle Nikolaus? Online-Entzug für die Kleinen würde passen...

Das ist natürlich eine Sache der Eltern, wir bekommen ja wie üblich einen Zettel mit den wichtigsten Informationen. Wenn man selbst präsent ist, hat man ja immer den Vorteil, den Kindern mit der Stimme und dem Auftreten Respekt einzuflößen. Mal sehen, wie das funktioniert, wenn der Krampus nicht mit der Rute raschelt.

Stummschalten wäre doch gleich mal eine Disziplinarmaßnahme.

Gute Idee. Aber ich hoffe, es genügt, wenn der Nikolaus etwas lauter wird.

Und wie ist es mit den Geschenken? Kommt nach der Ansprache des Nikolaus der Paketbote?

Ui ja, sozusagen Junge-Union-Nikolaus-Lieferando (lacht). Nein, natürlich regeln die Eltern das. Eine Familie hat sogar schon die Nachbarin angewiesen, während des virtuellen Nikolausbesuchs die Belohnung vor die Tür zu stellen.

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