Jugendstil-Kirche in Haar:Zeugnis der Kunstgeschichte

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Einzigartiger Kirchenraum: Maria Sieben Schmerzen in Haar. (Foto: Angelika Bardehle)

Maria Sieben Schmerzen war 104 Jahre Krankenhauskirche. Für das Jugendstil-Kleinod beginnt nun eine neue Ära.

Von Bernhard Lohr, Haar

Wie eine moderne Klinik für Psychiatrie-Patienten aussehen sollte, war den Bauherren an der Wende zum 20. Jahrhundert ziemlich klar. Von einer Einrichtung "aus einem Guss" war damals die Rede, die in Haar-Eglfing entstehen sollte. All das, getragen von einer Idee, die die Bauten und die gesamte Anlage durchdrang. Alexander Heisig, Abteilungsleiter Zeitgenössische Kunst und Kirche des Erzbistums München und Freising, spricht vom festen Glauben daran, dass "Schönheit, Kunst und Natur heilend auf traumatisierte Menschen einwirken" könnte. Der Glaube an Gott gehörte freilich auch noch dazu.

Zwei Kirchen wurden in den Klinikdörfern Haar I und in Haar II einst errichtet. Es sind besondere Bauten. Mit der in den Jahren 1911/1912 errichteten Maria Sieben Schmerzen in Haar II entstand in "einzigartiger Weise in München ein Jugendstilraum", sagt Heise. Er stellt den Sakralbau mit der Spannbetondecke und den Malereien, die der Stuck-Schüler Wilhelm Köppen ausführte in eine Linie mit den Erweiterungsbauten der Ludwig-Maximilians-Universität und dem Prinzregententheater. Dieses Zeugnis des Münchner Jugendstils habe entstehen können, weil ein weltlicher Auftraggeber dahintergestanden sei. Der Bezirk ist bis heute Eigentümer.

Neue Bestimmung nach 104 Jahren

Doch nach 104 Jahren steht dieser kunstgeschichtlich und auch in seiner Funktion als Kirche für Patienten und Beschäftigte der Klinik Haar-Eglfing vor einer tief greifenden Veränderung. In diesem Jahr räumt die Klinik die letzten Krankenstationen in Haar II. Die Krankenhauskirche Maria Sieben Schmerzen wurde mangels Bedarf zum Jahresbeginn als solche aufgegeben. Die Leiterin der katholischen Krankenhaus-Seelsorge Margaritta Nietbaur sagt, man wolle sich auf St. Raphael in Haar I konzentrieren, also dort präsent sein, wo auch die Patienten seien. Viele Patienten seien auch nicht mehr in der Lage, eine Kirche aufzusuchen. Gottesdienste würden seit Jahren schon auch auf Stationen angeboten.

Nun feiert das katholische und das evangelische Seelsorgeteam am Klinikum München-Ost am Sonntag, 12. Februar, mit einem Gottesdienst das Ende von Maria Sieben Schmerzen als Krankenhauskirche.

Der Bezirk als Eigentümer und das Erzbistum arbeiten an einem Konzept, wie die Kirche Maria Sieben Schmerzen, die in einigen Jahren im Zentrum eines Wohngebiets mit 2000 Menschen liegen wird, weiter mit Leben erfüllt werden kann. Anfang Februar gibt es einen Ortstermin. Dorothea Beeg von der Liegenschaftsverwaltung des Bezirks spricht von einem "Schmuckstück, das man erhalten muss".

Gottesdienste an Sonntagabenden

Und es zeichnet sich eine Lösung ab, an der der langjährige Leiter der katholischen Krankenhaus-Seelsorge und heutige Pfarradministrator des Pfarrverbands Haar, Albert Schamberger, eine wichtige Rolle spielen wird. Organisatorisch wurde Anfang 2016 bereits die Krankenhaus-Pfarrei St. Raphael aufgelöst. Beide Kirchen sind heute Nebenkirchen der Pfarrei St. Konrad in Haar.

Derzeit sieht es so aus, dass Pfarrer Schamberger die frühere Tradition wiederbeleben wird, in Maria Sieben Schmerzen an Sonntagabenden einen Gottesdienst zu halten. Das Ziel ist, die Lücke bis zur Ankunft des neuen Pfarrers Kilian-Thomas Semel im August zu überbrücken.

© SZ vom 24.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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