Jugend forscht:Der große Wurf

Jugend forscht: Der will nicht nur spielen: Nils Wagner hat die Flugbahn eines X-Zylo untersucht.

Der will nicht nur spielen: Nils Wagner hat die Flugbahn eines X-Zylo untersucht.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Physikstudent Nils Wagner hat die Flugbahn eines Plastik-Spielzeugs untersucht und ist damit Bundessieger bei Jugend forscht geworden

Von Pauline Stahl, Garching

Seine Begeisterung für die Physik steht Nils Wagner ins Gesicht geschrieben, wenn er davon spricht. Theoretische Physik, Aerodynamik aber auch die Mathematik - für all das kann er sich begeistern, generell für die Naturwissenschaften. Nun hat der 20 Jahre alte Physikstudent der Technischen Universität in Garching den Bundessieg im Wettbewerb "Jugend forscht" geholt. Auf dem Treppchen stand der freundliche und selbstbewusste, aber nicht überheblich wirkende junge Mann allerdings nicht zum ersten Mal. 2017 belegte er mit einem Flugzeugflügel mit beweglicher Oberfläche bereits den zweiten Platz im Bundeswettbewerb.

Auch in diesem Jahr siegte Wagner in der Kategorie Physik. Schon kurz nach seinem ersten Erfolg stürzte er sich in sein nächstes Projekt. Angefangen hat alles in der Garage seiner Eltern. Mit einer eigens gebauten Wurfvorrichtung untersuchte Wagner, wieso ein sogenannter X-Zylo, ein Hohlzylinder aus Plastik, so gut fliegt. Auf die Idee kam der Student durch ein Youtubevideo, in dem ein solcher Wurfring durch die Luft flog. "Ich fand es interessant, warum er so gut fliegt", erzählt er. Dann habe er gedacht: "Das würde ich gerne näher betrachten." Gesagt, getan - Wagner bestellte sich das Spielzeug aus Kunststoff im Internet und bastelte in der Garage seiner Eltern in der Nähe von Kaiserslautern eine eigene Wurfmaschine. "Das hat man leider auch gesehen, dass die selbst zusammen geschustert war", sagt Wagner und lacht. Fehlte nur noch ein Programm, das die Flugbahn des Zylinders mithilfe dessen Durchmessers, Länge und Gewichts berechnen kann. "Das ist simpler gewesen, als man es sich vorstellt", sagt Wagner im Rückblick.

In "Matlab", einem Programm zur Lösung mathematischer Probleme und grafischen Darstellung der Ergebnisse, gab er seine Formeln und numerischen Annäherungen ein. "Es war aber immer noch komplex genug, dass man da lange mit beschäftigt ist", gibt Wagner zu. Knapp zwei Jahre lang hat er an seinen Forschungen gearbeitet. Nachdem er schließlich im Februar dieses Jahres den Regionalwettbewerb gewann, stand im April der Landeswettbewerb an. "Da habe ich nicht so wirklich mit einem Sieg gerechnet", erinnert sich Wagner. Einige Dinge haben da an seinem Projekt noch nicht gestimmt. Doch die Jury gab ihm die Chance, seine Forschung noch einmal zu überarbeiten. "Dann habe ich gedacht das Projekt ist ganz gut, das könnte auch einen Preis gewinnen." Mit dem ersten Platz im deutschlandweiten Wettbewerb habe er dennoch nicht gerechnet.

Das Preisgeld von 2500 Euro will Wagner anlegen und irgendwann vielleicht in ein neues Projekt investieren. Denn das soll auf jeden Fall kommen, auch wenn er jetzt erst einmal an dem Hohlzylinder weiterforschen und sich auf sein Studium konzentrieren möchte. "Das zweite Semester ist ziemlich anstrengend", sagt er. "Den Anspruch, alles zu verstehen, habe ich schon längst aufgegeben."

Auch für andere Hobbys, früher war er bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) aktiv, bleibt keine Zeit. Fasziniert ist Wagner trotzdem noch immer von der Physik. "Man baut sich die Welt logisch auf und kann sich vieles selbst erklären", sagt er. Schon als Kind habe er an Mathewettbewerben teilgenommen. Ein naturwissenschaftliches Studium lag dann auf der Hand. Weil auch im Physikstudium ein solides mathematisches Grundwissen vermittelt werde, habe er sich schließlich dafür entschieden. Was er nach dem Bachelorabschluss machen will, weiß Wagner noch nicht genau. Eine Vertiefung seiner Kenntnisse der Aerodynamik, in die auch seine Forschung am Hohlzylinder fällt, könne er sich aber gut vorstellen.

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