Jubiläum:Theater in der Familie

Volksbühne Neubiberg-Ottobrunn

"Der Ehestreik", so lautet der Titel eines Stücks aus den Anfangsjahren der Volksbühne Neubiberg-Ottobrunn. Aufgeführt wurde es im Jahr 1949.

(Foto: privat)

Bei der Volksbühne Neubiberg-Ottobrunn hat sich die Schauspielleidenschaft über Generationen vererbt. Das Laienensemble gilt als eines der ältesten seiner Art in Bayern. Sein 70-jähriges Bestehen feiert es mit einer Jubiläumsaufführung

70 Jahre Theater am Ursprungsort von Waldperlach und Neubiberg: Die Volksbühne Neubiberg-Ottobrunn feiert ihren 70. Geburtstag mit einer Aufführung im Leiberheim, wo schon ihre Vorgängertheater von 1919 an mit Volksstücken das Publikum unterhielten. Auf ihr Jubiläum stoßen die leidenschaftlichen Schauspieler mit "A Flascherl zum Glück", einer Komödie von Christian Lex, an. Regie führt Gabriele Popp.

Als "eines der ältesten und erfolgreichsten Volkstheater Bayerns" feiert sich die Volksbühne selbst. Mit vier verschiedenen Inszenierungen zwischen November und April und jeweils bis zu zehn Aufführungen hat sie sich über Jahre ein Stammpublikum erarbeitet. Wobei das Repertoire von bayerischen Klassikern über Boulevardstücke und Komödien bis hin zu Kriminalstücken; immer in bairischer Sprache, denn die Volksbühne sieht sich nach eigenen Worten auch als Bewahrerin bayerischen Kulturguts. Das Theater ging aus zwei Vorläuferbühnen hervor. Die Laienspielgruppe "Keastöck" spielte schon im Jahr 1919 im Waldperlacher "Leiberheim". Von 1923 an nannte sich die Gruppe "Bühnenfreunde Neubiberg", von 1946 bis 1948 schließlich "Laienspielgruppe Neubiberg". Am 27. Oktober 1948 gründete sich schließlich die "Volksbühne Neubiberg-Ottobrunn" im Nebenzimmer des Gasthauses Hartl in Neubiberg im Beisein von Neubiberger und Ottobrunner Mitgliedern, darunter Bobby und Hermann Kröller sowie Willi Hiltwein. Theatergeschichte ist bei der Volksbühne in vielen Fällen Familiengeschichte.

So agiert Familie Hiltwein seit vier Generationen auf und hinter der Bühne. Gründungsmitglied Willi Hiltwein ist Großvater des heutigen Vorsitzenden Ralf Hiltwein. Dessen Mutter Roslinda ist Inspizientin, seine Mutter Marianne für das Bühnenbild, sein Onkel Siegfried jahrzehntelang als Bühnenmeister zuständig, Ehefrau Gerdi ist Souffleuse, die Töchter Veronika und Katharina stehen auf der Bühne. Engagiert sind Enkel, Schwager und Neffe. Auch Regisseurin Gabriele Popp steht in Familientradition. Der Vater war Gründungsmitglied, sie war 1969 beim Kindertheater und ist seit 1995 Spielleiterin.

Etwa 15 des heute 50-köpfigen Spielerensembles stiegen im Kindertheater erstmals auf die Bretter, die die Welt bedeuten, weiß Karlheinz Weinmann. Er selbst ist seit Kindesbeinen an Schauspieler, danach langjähriger Spielleiter und jetzt Stückeschreiber für das Kindertheater. Man merke einfach, wenn Schauspieler schon so früh die Grundlagen des Theaterspielens erlernt hätten, sagt Weinmann. Mit Neubiberg ist die Volksbühne lange schon verbunden, wo sie seit 2011 Depoträume an der Wittelsbacher Straße 1 günstig überlassen bekommt. Hier wurde in Eigenleistung ein UV-Schutz für 2000 zum Teil historische Kostüme und Requisiten angebracht und die Lüftung Marke "Onkel" - also eine Person, die täglich lüftet - "installiert". Das Haus wird abgerissen, daher sucht die Volksbühne immer noch nach "gleich günstigen Räumen wie jetzt, trocken, beheizbar, circa 60 bis 70 Quadratmeter groß und nicht zu weit weg", sagt Ralf Hiltwein. Die Gemeinde hat Hilfe zugesagt, aber fix ist noch nichts. Für das Gelingen auf der Bühne tragen Spielleiter die Verantwortung. Bei der Volksbühne sind hier vorwiegend, seit der Saison 2015/16 "nur Frauen am Ruder", heißt es auf der Homepage. Aktuell teilen sich Popp, Gabriele Keller und Barbara Otten diese Aufgabe. Neue Kollegen sind willkommen, es gibt zudem an weiteren Stellen Platz für neue Mitwirkende: Vor allem im Bereich Technik und Maske, aber auch die Schauspieler würden sich über neue Kollegen freuen - mit der Aussicht, zu lokalem Ruhm aufzusteigen und die Herzen manches Zuschauers zu erobern. Immerhin schmelzen schon jetzt sogar die Spielleiterinnen dahin, wenn Florian Bachmann auftritt. Er gibt in "A Flascherl vom Glück" den Adolf, genannt Ringo, der als Bräugesell das "Beat-Bier" erfindet, mit dem die alteingesessene Wirtschaft namens "Fischbräu" dem drohenden Verkauf an eine industrielle Großbrauerei entkommen soll. Ohne Verwicklungen geht das nicht ab, zumal es zwischen Ringo und der 20 Jahre älteren Wirtin Betty gewaltig knistert. Das Stück wurde 2011 vom Bayerischen Komödienstadl uraufgeführt und seitdem über 100 Mal in Bayern gegeben. "Es ist lustig, geht aber auch in die Tiefe und führt zurück in die Sechzigerjahre. Das gefällt mir daran", sagt Regisseurin Gabi Popp.

"A Flascherl zum Glück", 10., 17., 23. und 24. November, 20 Uhr; 11., 18. und 25. November, 19 Uhr. Karten zu zehn Euro unter Telefon 089/609 88 30 werktags 17 bis 19 Uhr oder unter karten@volksbuehne-neubiberg-ottobrunn.de.

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