Jubiläum:Doppelpass

Jubiläum: Verneigung vor dem neuen Landesvater: der Sängerkreis Ottobrunn bei seinem Auftritt zum Besuch von Ministerpräsident Markus Söder am Sonntag.

Verneigung vor dem neuen Landesvater: der Sängerkreis Ottobrunn bei seinem Auftritt zum Besuch von Ministerpräsident Markus Söder am Sonntag.

(Foto: Claus Schunk)

Ottobrunn ist die jüngste Gemeinde im Landkreis und die örtliche CSU einer der jüngsten Ortsverbände. In den zurückliegenden 60 Jahren sind beide eng zusammengewachsen, jetzt haben sie große Pläne für die Zukunft

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Eine offene Veranstaltung soll es sein, kein Hinterzimmertreffen im Ottobrunner Hofbräustüberl. Aber einem Mitglied der Jungen Union passt es nicht, dass an diesem 12. Februar 1959 auch Bürger, die nicht der Partei angehören, an dem Gründungstreffen des Ortsverbands teilnehmen dürfen. Die Kritik des jungen Christsozialen nehmen unter anderem der FDP-Kreisvorsitzende F. Thiele Otto und Ottobrunns Zweiter Bürgermeister Otto Bößner zum Anlass, die Veranstaltung zu verlassen. Gewählt wird dann trotzdem. Und erster Ortsvorsitzender der Ottobrunner CSU wird Willi Proch. Er bleibt es zehn Jahr lang.

"Zum Glück ist das heute nicht mehr so bei uns", sagte der amtierende Ottobrunner CSU-Ortsvorsitzende Volker Rhein am Sonntag über die Vorgänge, als der CSU-Ortsverband in der Zentrale des Technologiekonzerns IABG sein 60-jähriges Bestehen feierte. "Wir halten unsere Treffen heute immer öffentlich ab - und das ist auch gut so."

Es gibt viele CSU-Ortsverbände, die deutlich älter sind als der in Ottobrunn. Der ehemalige Unterhachinger Ortsteil wurde ja erst im Jahr 1955 eigenständige Gemeinde. Die noch sehr junge Geschichte Ottobrunns aber haben die Christsozialen laut Volker Rhein entscheidend mitgeprägt. In der Amtszeit von Bürgermeister Ferdinand Leiß, der 1962 erstmals ins Rathaus gewählt wurde, entstanden etwa der Sportpark samt Stadion, das Hallenbad, die Mehrzweckhalle und das Eisstadion, in den Siebzigerjahren die noch heute prägende Ortsmitte mit dem neuen Rathaus und dem Wolf-Ferrari-Haus. Dass der Festakt zum 60-jährigen Bestehen des Ortsverbands nicht dort stattfand, sondern bei der IABG und damit auf Taufkirchner Flur, sei eine bewusste Entscheidung gewesen, sagte Rhein: als Zeichen der Verbundenheit zum Luft- und Raumfahrtstandort Ottobrunn-Taufkirchen.

So passte es ins Bild, dass sich Ministerpräsident Markus Söder an diesem Abend die Ehre gab, hat er doch die Luft- und Raumfahrt in den Rang einer bayerischen Schlüsseltechnologie erhoben und angekündigt, den Standort im Landkreis nicht nur mit der größten Fakultät für Luft- und Raumfahrt auszustatten, sondern auch mit mehreren hundert Millionen Euro im Jahr zu fördern. Ziele, die er bei der IABG gerne noch einmal bekräftigte, womit er sich gleich eine Einladung und ein sehr konkretes Angebot von IABG-Geschäftsführer Rudolf Schwarz einholte, sich in der Firmenzentrale bei Gelegenheit über das Projekt zu unterhalten und dabei doch gleich am besten das Firmengelände als Standort für die neue Universität festzuzurren.

Die Hochtechnologie hat in der jungen Geschichte Ottobrunns und auch für den CSU-Ortsverband stets eine wichtige Rolle gespielt. Doch Ottobrunn, das machte Rhein deutlich, ist mehr als nur ein Industriestandort - und die CSU der Weiterentwicklung des Ortes und des gesellschaftlichen Lebens in der Gemeinde verpflichtet. Im Foyer der IABG kam nicht nur die politische Prominenz des Landkreises zusammen, vielmehr waren nahezu alle wichtigen Institutionen und Vereine von der Freiwilligen Feuerwehr bis zum TSV vertreten. In gedämpftem Licht umrahmte der Ottobrunner Sängerkreis den Abend musikalisch und gab mit Unterstützung von Bürgermeister Thomas Loderer auch den Klassiker "Mia san Ottobrunner, Ottobrunner Leit..." zum Besten, den selbst Ministerpräsident Söder unschwer als "Ottobrunner Hymne" entlarvte.

Auch die Ottobrunner "Leit" sind in nicht allzu ferner Zukunft dazu aufgerufen, bei der Europawahl im Mai und der Kommunalwahl im Frühjahr 2020 ihre Stimmen abzugeben. Vor allem letztere werde auch den Ortsverband vor eine Herausforderung stellen, sagte dessen Vorsitzender: dem Wähler ein "attraktives Angebot an Kandidatinnen und Kandidaten zu machen. "Bei 30 Listenplätzen kein einfaches Unterfangen", so Volker Rhein. Die CSU strebe jedenfalls wieder an, im Gemeinderat stärkste Kraft zu bleiben - und ein Ortsverband, der seine Türen immer offen hält.

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