Jubiläum:Die Trutzburg hat jetzt ein freundliches Gesicht

Die Neubiberger Kirche Rosenkranzkönigin wurde am 11. November 1928 geweiht und zum Teil während der Nazizeit ausgestattet. Doch spätestens seit dem Umbau des Vorplatzes 2014 empfängt sie die Gläubigen mit offenen Armen

Von Angela Boschert, Neubiberg

Am 11. November 1928 wurde nach erstaunlich kurzer Bauzeit die Kirche Rosenkranzkönigin geweiht. Wie St. Georg in der Ursprungsgemeinde Unterbiberg ist auch der neue Kirchenbau Neubibergs eine Heimat für die Gläubigen mehrerer Generationen geworden, die hier eine besondere Gemeinschaft finden. Am Sonntag, genau 90 Jahre nach der Einweihung, feiert die Pfarrgemeinde Rosenkranzkönigin das Jubiläum mit einem Festgottesdienst und präsentiert alle Gruppen bei der Wiedereröffnung des renovierten Pfarrheims.

Wer nach Neubiberg kommt oder hier wohnt, sieht schon von fern den Turm und das Kirchenschiff. Die ersten Bewohner mussten sich zum Gebet noch an der 1913 hier errichteten Mariensäule versammeln, die später aus konservatorischen Gründen in die heutige Kriegerkapelle neben der Pfarrkirche versetzt worden ist. Doch die Gläubigen konnten beim Ordinariat durchsetzen, dass Neubiberg keine Notkirche, sondern eine richtige "Kirche aus Stein" bekam. Spenden und Zuschüsse des Erzbischöflichen Ordinariats ermöglichten nach einigem Hin und Her den Bau, den die Firma Metzger und Spörkl aus Neubiberg in nur sechs Monaten nach Plänen des Münchner Architekten Franz Xaver Boemmel errichtete. Von letzterem stammen auch Bauten in München, wie der Neubau des heutigen Theresia-Gerhardinger-Gymnasiums am Anger und das Kloster der Armen Schulschwestern am Mariahilfplatz in München. Der einfache, klar gegliederte Bau der Neubiberger Kirche wurde von Kardinal Michael Faulhaber mit einer feierlichen Pontifikalmesse zu Ehren von Maria, der Rosenkranzkönigin, eingeweiht.

Neubiberg, 90 Jahre Kirche Rosenkranzkönigin,

Mit ihrem modernen Vorplatz und dem Treppenaufgang wirkt die Kirche heute von außen einladend und freundlich.

(Foto: Angelika Bardehle)

Ein altes Foto zeigt die Kirche in ihrer Umgebung von damals. Der Kirchenbau ist von freien Flächen und vielen Bäumen umgeben, das Kirchenschiff wirkt wuchtig gegenüber dem kleinen, schmalen Eingangsvorbau, der Turm, der heute schon von weitem grüßt, verschwindet hinter dem Kirchenschiff. Man sieht schlichte Architektur ohne überflüssigen Zierrat. Die Bäume ringsum erinnern daran, dass das heute dicht besiedelte Gebiet am südöstlichen Stadtrand von München noch um die Jahrhundertwende Waldland war.

Wie mag diese trutzige Kirche auf die Gläubigen gewirkt haben? Bekannt ist, dass die Gemeinde ihren Bau nach und nach ausstattete, 1936 eine Orgel ankaufen konnte und 1938 den Altarraum ausmalen ließ. Das später als "Kriegsmadonna" bezeichnete Bild stieß auf unterschiedliche Beurteilung und wurde 1967 vollständig übermalt. Für die Glaubensgemeinschaft bedeutend war, dass sie 1935 von der Mutterpfarrei St. Michael Perlach losgelöst und zehn Jahre später zur selbständigen Pfarrei Rosenkranzkönigin erhoben wurde.

Neubiberg, 90 Jahre Kirche Rosenkranzkönigin, Pfarrer Stefan Füger,

Innen präsentiert sich das Gotteshaus, in dem Pfarrer Stefan Füger seinen Dienst versieht, schlicht. Die "Kriegsmadonna" im Altarraum wurde bereits 1967 übermalt.

(Foto: Angelika Bardehle)

Stadtpfarrer Albert Sickinger war schon seit 1938 als Kurat in Neubiberg tätig und wirkte hier bis zu seinem Tod im Jahr 1966. Auf ihn folgte bis 1979 Stadtpfarrer Josef Schäfer als Seelsorger, der 1969 den Anbau eines südlichen Seitenschiffes sowie die erste Renovierung der Kirche begleitete und sechs Jahre darauf den Bau des Pfarrheims. Nach Schäfer prägte fast drei Jahrzehnte der Geistliche Rat Siegfried Bleichner die Gemeinde. 2008 kam Pater Lukasz Steinert nach Neubiberg, 2010 Pfarradministrator Sylwester Walocha, seit 2016 ist Stefan Füger als Pfarrer hier tätig.

"Siegfried Bleichner war der Jugend sehr wohlgesonnen und ließ uns viel machen und ausprobieren", erinnert sich Susanne Werner an ihre Ministrantenzeit. Die heutige Zweite Vorsitzende des Pfarrgemeinderats weiß aus eigener Erfahrung, dass es enorm viel ehrenamtliches Engagement braucht, die von Bleichner geförderten Gruppen der Gemeinde, etwa den 1921 gegründeten Frauenbund, die verschiedenen Familienkreise oder die Jugendband, lebendig zu halten. Sie hat von Kindesbeinen an eine starke Gemeinschaft in der Pfarrei erlebt und wünscht sich, dass diese für jede und jeden weiterhin einen Platz hat - "und ein Hauptamtlichen-Team, das für die Gläubigen da sein kann". Erinnert sei daran, dass Sylwester Walocha 2016 die Gemeinde verließ, weil er sich mehr der Seelsorge widmen wollte, als es die vielen administrativen Aufgaben zuließen.

Jubiläum: Anfangs stand die Kirche mitten im Grünen.

Anfangs stand die Kirche mitten im Grünen.

(Foto: privat)

Auch für Elisabeth Stettmeier ist die Rosenkranzkönigin-Gemeinde ein Ankerpunkt in ihrem Leben, und das seit 60 Jahren. Der Name zeige nicht nur die Vielfalt der Betrachtungsweisen der Gottesmutter im Blick auf Christus auf, sondern die Kirche öffne sich jetzt, nach dem Umbau des Vorplatzes im Jahr 2014, "wie mit weit geöffneten Armen und heißt die Menschen bei sich willkommen". Aufgefallen sei ihr, dass unter der neuen Überdachung "nach dem Gottesdienst jetzt alle beieinander stehen und die Gemeinsamkeit genießen". Das kirchliche Leben der Gemeinde sieht Pfarrer Füger auch durch die vielen Gruppen charakterisiert und freut sich, wenn diese sich am Sonntagnachmittag im Pfarrheim präsentieren.

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