Süddeutsche Zeitung

Josef-Seliger-Siedlung:Baustopp im zweiten Drittel

Weil der Generalunternehmer insolvent gegangen ist, liegen die Arbeiten in Ottobrunn derzeit brach. Die Baugesellschaft München-Land sucht nach neuen Partnern.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Seit Oktober vergangenen Jahres ist es an der Josef-Seliger-Siedlung ziemlich ruhig. Kein Dröhnen, Hämmern, Poltern ist mehr zu hören.

Schön ist das nur für die Bewohner des ersten Bauabschnitts, die vor etwas mehr als zwei Jahren in ihre neuen Wohnungen gezogen sind. Diejenigen, die sich für eine Wohnung im zweiten Abschnitt beworben haben, müssen nun deutlich länger auf den Umzug warten. Der Generalunternehmer des Bauprojekts hat im November vergangenen Jahres Insolvenz angemeldet.

Erstmals in ihrer Geschichte hatte sich die Baugesellschaft München-Land, die den Abriss und Neubau der aus den Sechzigerjahren stammenden Siedlung verantwortet, beim zweiten Bauabschnitt für die Zusammenarbeit mit einem Gerneralunternehmer entschieden, der Firma Strasser aus Altötting. "Wir haben mit der Firma Strasser auch schön öfter zusammengearbeitet. Sie hat zum Beispiel auch einen Anbau an unserer Geschäftsstelle gebaut", sagt Ulrich Bittner, Geschäftsführer der Baugesellschaft München-Land. "Wir waren von der Insolvenz schon überrascht." Bereits im September, sagt Bittner, hätte sich abgezeichnet, dass es "Probleme" gegeben habe. Im Oktober musste das Unternehmen Strasser dann alle Aktivitäten auf der Baustelle komplett einstellen.

"Wir haben dann versucht, zu retten, was zu retten ist", sagt Bittner. "Nur war der erste Insolvenzverwalter, mit dem wir zu tun hatten, dann nicht der endgültige. Es war zunächst vieles in der Schwebe - und am Ende waren die Konditionen des Insolvenzverwalters für uns nicht akzeptabel." Die Baugesellschaft kündigte den Vertrag mit der Firma Strasser.

Seitdem ruhen die Arbeiten in der Josef-Seliger-Siedlung, die ja eines der Vorzeigeprojekte der Gemeinde Ottobrunn und der Baugesellschaft ist. Wie der Wandel aussehen soll, lässt sich am ersten von drei Bauabschnitten bestaunen: 2013 rückten hier die Abrissbagger an - zwei Jahre später zogen viele der alten Mieter in helle, lichtdurchflutete, modern eingerichtete Wohnungen. Der Quadratmeterpreis liegt in den Neubauten bei 8,50 Euro. Das ist sensationell günstig, auf dem freien Markt werden in Ottobrunn in den akzeptableren Fällen 14 Euro verlangt.

Im zweiten Bauabschnitt entstehen - wenn es wieder voran geht - 85 Wohnungen. Im dritten folgen noch einmal 50 Einheiten. Die nun entstandenen Verzögerungen nimmt Ulrich Bittner gelassen zur Kenntnis. "Wir haben es ja nicht verhindern können. Das passiert." Ein finanzieller Schaden sei der Baugesellschaft München-Land - und somit auch ihren Einlegern, den Städten und Gemeinden im Landkreis - nicht entstanden, sagt der Geschäftsführer: "Wir sind sehr vorsichtig vorgegangen und haben uns über eine Bürgschaft und Versicherung doppelt abgesichert." Derzeit stehe die Baugesellschaft bereits mit einem neuen Generalunternehmer in Verhandlungen über die Fortsetzung des Neubaus - zugleich werde auch eine Vergabe an mehrere Anbieter geprüft, sagt Bittner.

"Bisher war es bei uns so, dass wir eher immer die Einzelgewerke vergeben haben", sagt der Geschäftsführer. "Die Zusammenarbeit mit einem Generalunternehmer geht aber schneller und ist auch günstiger." Und sie verursache in der Verwaltung der Baugesellschaft auch nicht so viel Arbeit, sagt Bittner: "Und wir sind bei der Fülle an Projekten auch schon am Anschlag."

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SZ vom 27.02.2018/belo
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