Süddeutsche Zeitung

Jazz:Swinging Grünwald

Zum zehnjährigen Bestehen der Reihe "Jazz in Grünwald" spielt Initiator Bernhard Ullrich mit den "Three wise men"

Von Udo Watter, Grünwald

Der mondäne Vorort Grünwald mag in manchen Dingen spitze sein, ein Hotspot für die musikalische Avantgarde ist er eher nicht. Man tut dem Gros des Publikums, das etwa zu den Klassikkonzerten in den August-Everding-Saal kommt, nicht unrecht, wenn man ihm keine ausgeprägte Neigung zum Experimentellen attestiert. Zwar hat Kulturreferentin Regine Müller vor einigen Jahren zusätzlich die Reihe "Klassik Plus" initiiert, die dem Hörer forschere und schrägere Töne zumutet, aber auch das überschreitet nicht einen gewissen Rahmen.

Bernhard Ullrich, seit gut zehn Jahren künstlerischer Leiter der Reihe "Jazz in Grünwald", weiß auch, dass er es mit dem experimentellen Angebot nicht übertreiben darf. Zweimal im Jahr organisiert er mit Unterstützung der Gemeinde ein Konzert im Bürgerhaus Römerschanz, bei dem vor allem vor allem zwei Aspekte wichtig sind: die musikalische Klasse der Auftretenden und dass sie eine Spielart des Jazz zelebrieren, die von der Ära des klassischen Swing inspiriert ist. Im Konkreten: dass die Musik selbst swingt und singt.

Ein exzellentes Beispiel dafür wird das Publikum am Mittwoch, 27. Februar, mutmaßlich beim Jubiläumskonzert "Zehn Jahre Jazz in Grünwald" im Bürgerhaus Römerschanz hören. Ullrich, selbst renommierter Klarinettist und Saxofonist, wird mit den "Three Wise Men" auftreten, ein Trio, das zu den besten internationalen Formationen des traditionellen Jazz gezählt wird. "Sie sind alle hervorragende Solisten", sagt Ullrich über Frank Roberscheuten (Klarinette., Saxofon), Rossano Sportiello (Piano) und Martin Breinschmid (Drums). Das Gleiche gilt freilich auch für Ullrich, den die AZ schon mal als "Münchner Benny Goodman" bezeichnet hat. Der Abend ohne festes Programm verspricht versierte Solos, virtuose Interaktionen, humorvolle Dialoge und Improvisationen.

"Mit diesen guten Musikern wird das wunderbar funktionieren", freut sich Ullrich. Der 53-jährige gebürtige Münchner ist in Grünwald aufgewachsen und seiner Heimatgemeinde verbunden. Jazz-Konzerte hat der gut vernetzte Musiker hier schon früher organisiert, die jetzige Reihe gibt es in dieser Form seit 2008. Das offizielle Jubiläumskonzert, bei dem auch Bürgermeister Jan Neusiedl sprechen wird, kommt jetzt im Februar 2019 also eigentlich einen Tick zu spät, aber das tut dem Rückblick mit Stolz keinen Abbruch: Immerhin gastierten hier in den vergangnen Jahren Größen wie Klaus Doldinger, Paul Kuhn, Dusko Goykovich, die Dutch Swing College Band oder die Echoes of Swing, aber auch jüngere Künstler wie Christian Elsässer und Diknu Schneeberger.

"Ich habe viele bekannte Namen geholt und das wird auch gewürdigt", urteilt Ullrich. "Aber auch jüngere, nicht so bekannte Künstler kommen gut an." Hauptsache die Qualität und das Gespür für den Swing stimmen - und dafür bürgt nicht zuletzt er. Ullrich selbst hat am Leopold-Mozart-Konservatorium in Augsburg Klavier und Klarinette studiert, später Saxofon in Frankfurt studiert. Zusammengespielt hat er etwa mit Dusko Goykovich, Max Greger sen. und jun., Bibi Johns, Bernd Lhotzky, Bill Ramsey, Ambros Seelos und Hugo Strasser. Letzterer ist ja 2016 gestorben und Ullrich ist sein Nachfolger als Soloklarinettist im Orchester Hugo Strasser. Darüber hinaus ist er als Komponist tätig, als Saxofonist häufig am Theater am Gärtnerplatz im Einsatz und spielt zudem in kleineren Ensembles. Den Klang seiner Klarinette passt er dem entsprechenden Engagement an, mal ist er voller und wärmer, mal variabler, mal besonders weich. Dass ihm die Presse mit Benny Goodman vergleicht, darf ihm durchaus schmeicheln. "Das schadet nichts. Es ist ein Markenzeichen und jeder kennt ihn. Ich versuche natürlich trotzdem, meinen eigenen Stil zu spielen", sagt er. Experimentelles hat Ullrich natürlich auch drauf, aber der klassische Swing ist schon ihm am liebsten.

Das Konzert am 27. Februar beginnt um 19.30 Uhr. Karten gibt es in Grünwald in der Buchhandlung Horn, Schloßstraße 14c, (089 /641 04 71).

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Quelle:
SZ vom 15.02.2019
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