200 Jahre Zoologische Sammlung:Wo Quagga und Beutelwolf leben

Das Weißhaargürteltier, der tasmansiche Beutelwolf und der Spix-Papagei - in der Zoologischen Staatssammlung sind viele seltene und teilweise ausgestorbene Tiere zu sehen.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Das Weißhaargürteltier, der tasmansiche Beutelwolf und der Spix-Papagei - in der Zoologischen Staatssammlung sind viele seltene und teilweise ausgestorbene Tiere zu sehen.

Etwa 20 Millionen tote Tiere hat die Zoologische Staatssammlung in ihren Magazinen, beispielsweise diese Antilopen. Im Museum Mensch und Natur im Nymphenburger Schloss sind derzeit einige Tiere zu sehen - denn für Normalbürger ist die eigentliche Sammlung nur einmal im Jahr zugänglich.

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Prinzessin Therese von Bayern hat es auf dem Schiff gekauft, auf der Heimreise aus Bolivien anno 1898: Das Weißhaargürteltier, damals Dasypus vellerosus genannt, "gehörte einem armen, kranken Mann", so schreibt die Forscherin in ihren "Reisestudien". Und da "Gürteltiere in Südamerika als Leckerbissen gelten, glaubten all die Zwischendeckpassagiere, ich hätte den Kauf abgeschlossen, um mir einen guten Braten zu verschaffen". Weit gefehlt. Die Prinzessin, die quasi inkognito - nur mit einer Hofdame, einem Bediensteten und einem Aufpasser den Amazonas bezwungen hatte, wollte das "Quirquincho" zu Studienzwecken mit nach Hause nehmen, um es dort "auf seine geistigen Fähigkeiten zu prüfen". Das Gürteltier überlebte acht lange Jahre in der Obhut der Prinzessin, "es vertrug alle Temperaturen und war ein gefräßiger, ungestümer Allesfresser". Doch klug, so befand Therese, war es nicht. Als das Gürteltier starb, übereignete Therese es der Münchner Staatsammlung. Dort bewahrt man es bis heute auf, mit Holzwolle ausgestopft, die Schnauze etwas ramponiert - und so ist das Gürteltier der Therese nun auch in der Sonderausstellung zu sehen.

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Auch dieser Riesenalk zählt zu den Exponaten der Zoologischen Staatssammlung. In freier Wildbahn ist der Vogel nicht mehr zu sehen - denn er ist längst ausgestorben.

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Noch ein ausgestorbenes Tier hat seinen Platz in der Sammlung: der Tasmanische Beutelwolf. Die Sammlung selbst wird ständig größer. Der Zoll bringt...

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...konfiszierte Schlangenhäute oder in Schnaps eingelegte Eidechsen, die von den Bematen beschlagnahmt wurden. In der Staatssammlung sind sie verpflichtet, diese Gaben anzunehmen. Für die Wissenschaft aber sind Tiere wertlos, solange man nicht weiß, wo und wie sie gelebt haben.

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Als im 18. Jahrhundert die Buren mit ihren Wagentrecks ins Innere Südafrikas vordrangen, durchstreiften riesige Quagga-Herden die Steppe - eine willkommene Fleischquelle. Aus ihren Häuten fertigten die neuen Herren Getreidesäcke; ganze Wagenladungen gingen an die Küste. Bald durchzogen Zäune das Land, und als 1877 auch noch eine verheerende Dürre einsetzte, verendeten die letzten Quaggas. 1887 will ein Großwildjäger noch ein Steppenzebra geschossen haben - es dürfte das letzte freilebende gewesen sein. Als die südafrikanische Regierung ein Gesetz zum Schutz der Quaggas erließ, war ihr Schicksal längst besiegelt. 24 ausgestopfte Quaggas sind bis heute erhalten - eines davon gehört der Zoologischen Staatssammlung in München. 1834 hatte der Hamburger Naturalienhändler Ecklon es für das Königlich Bayerische Naturalienkabinett erworben - für 100 Reichsmark. Als "besonders typisches Exemplar mit wenig Streifen" beschreibt es Walter Huber in der hauseigenen Zeitschrift Spixiana. Dem 2010 gestorbenen früheren Verwaltungsdirektor und Förderer der Zoologischen Staatssammlung ist es zu verdanken, dass das Münchner Quagga in gutem Zustand erhalten ist. Nach dem Krieg hatte es Risse bekommen, sah erbärmlich aus. Huber ging bei der Spaten-Franziskaner-Brauerei betteln, die 30.000 Mark für eine Restaurierung spendete. Aus Kapstadt reiste 1990 ein Experte an, gerbte das Fell neu, zog es auf Polyester auf - so ist das Quagga immer noch zu sehen.

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Neben Krokodilköpfen lagern in den Räumen der Zoologischen Staatssammlung auch...

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... Zikaden wie dieser Laternenträger. Das Tier liegt genadelt in einem Holzkasten.

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Der kleine, leise, metallisch blaue Papagei wurde 1819 in Brasilien entdeckt, von einem Herrn namens Johann Baptist Ritter von Spix, der ihn ob seiner Farbe Ara hyacinthius nennen wollte. Doch der Name war schon vergeben, und sein Assistent Johann Georg Wagler taufte den Vogel 1832 nach dem Tod seines Lehrers Cyanopsitta spixii, Spix-Ara. Schon kurz nach seiner Bestimmung galt der Papagei jahrzehntelang als verschollen - erst 1903 beobachtete ein österreichischer Ornithologe einige der Vögel. Danach wurde der Ara umso mehr gejagt. Viele Exemplare wanderten als Trophäen oder Lebendfang in Privatsammler. Heute gibt es keine wild lebenden Spix-Aras mehr. Im Jahr 2000 wurde der letzte gesichtet, und man versuchte, ihm ein Weibchen beizugesellen, das jedoch an einer Stromleitung verunglückte. 85 Tiere soll es heute noch geben, den Großteil besitzt ein Scheich aus Katar. Auch der Loro Park auf Teneriffa hofft auf Nachwuchs. Der von Spix beschriebene Ara, der erste überhaupt erfasste, liegt in den Magazinen der Staatssammlung - als "Balg": nicht präpariert, gefüllt mit Watte.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Diese aufgespieste Fledermaus ist ebenfalls in der Sammlung zu sehen.

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Quelle: SZ

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Ein besonders wertvolles Exemplar vermissen die Mitarbeiter der Sammlung allerdings: Soliman, ein indischer Elefant, war schon zu Lebzeiten eine Berühmtheit. 1807 kam er in die eben gegründete Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlung Bayerns. 120 Jahre lang konnten ihn die Münchner dort bestaunen - doch dann begann sein Abstieg: Die "Alte Akademie", wie das Volk die Sammlung nannte, erhielt einen größeren Elefantenbullen, und Soliman wurde ausgelagert ins Bayerische Nationalmuseum. In dessen Keller wähnte man ihn im Zweiten Weltkrieg in Sicherheit, doch dort unten war es feucht und das Fell am Ende verschimmelt, so dass die Reste Solimans 1950 entsorgt wurden, knapp 400 Jahre nach seinem Tod. Aus dem Leder sollen noch Schuhsohlen gefertigt worden sein - das unrühmliche Ende einer Legende.

Im Museum Mensch und Natur in Schloss Nymphenburg ist anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Zoologischen Staatssammlung bis 15. Mai eine Sonderausstellung zu sehen. Am 14. Mai lädt die Sammlung (Münchhausenstr. 21, S2 bis Obermenzing) zum Tag der offenen Tür.

© sueddeutsche.de/Monika Maier-Albang/tob
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