Ismaning:Vorsicht, wenn Caruso pickt

Ismaning: Den Umgang mit Nutztieren lernen und Verantwortung übernehmen - das ist das Ziel des Schulhühner-Projekts. Liam und Noah sind mit Füttern dran.

Den Umgang mit Nutztieren lernen und Verantwortung übernehmen - das ist das Ziel des Schulhühner-Projekts. Liam und Noah sind mit Füttern dran.

(Foto: Catherina Hess)

Die Kinder der Ismaninger Rudolf-Steiner-Schule kümmern sich seit einem halben Jahr um fünf Hühner - und einen Hahn

Von Anna-Maria Salmen, Ismaning

Voller Vorfreude stapft Liam durch den Garten der Ismaninger Rudolf-Steiner-Schule. Zielstrebig läuft der Zwölfjährige auf einen kleinen Stall zu, in der Hand einen Becher gefüllt mit Körnern. Binnen Sekunden ist der Bub umringt von Hühnern. Doch dann tritt Caruso aus dem Stall. Liam beäugt den Hahn etwas skeptisch, streckt ihm vorsichtig den Becher entgegen. "Ich mag ihn nicht so gerne, er pickt und kratzt manchmal", erzählt der Schüler. Caruso beschütze eben seine Hennen, erklärt Bärbel Achter. Die Leiterin der Nachmittagsbetreuung kümmert sich gemeinsam mit den Sechstklässlern der Waldorfschule um die insgesamt fünf Hühner.

"Tiere in der Schule zu halten, war schon immer mein Ding", sagt Achter. "Der direkte Bezug bringt den Kindern viel." Als die Betreuerin auf das Schulhuhn-Projekt der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landespflege aufmerksam wurde, war sie auf Anhieb begeistert. Ziel der Aktion ist unter anderem, Kindern einen Einblick in den Umgang mit Nutztieren zu bieten. Seit September leben die Hühner im Garten der Waldorfschule, damals waren sie etwa fünf Monate alt. Die Tiere stammen vom Hof einer Bekannten. Der Stall ist von der Seidlhof-Stiftung geliehen, bis Ende 2019 darf die Schule ihn voraussichtlich behalten. "Es gefällt uns so gut, dass wir die Hühner gerne länger bei uns haben würden", sagt die Betreuerin. Dafür müssten aber zunächst einige Fragen geklärt werden: Wer baut den neuen Stall? Wie wird die Aktion finanziert? Die Pflege der Tiere ist hingegen schon jetzt bestens gesichert. Jede Woche übernehmen jeweils zwei Schüler aus der 6. Klasse den "Hühnerdienst", dabei kommt jedes Kind an die Reihe. "Täglich füttern wir vor Schulbeginn die Hühner, verteilen das Stroh neu und machen den Stall und die Nester sauber", beschreibt Liam die Arbeit. Eine Viertelstunde sind die Kinder damit jeden Morgen beschäftigt. An den Wochenenden und in den Ferien kümmern sich Eltern gemeinsam mit Schülern der 3. und 4. Klasse um die Hühner.

Belohnt werden die Tierpfleger mit frischen Eiern aus dem Stall, die etwa in der Nachmittagsbetreuung als Brotzeit auf den Tisch kommen. Allerdings nur in Form von Omelette oder Ähnlichem, denn die Eier werden ausgeblasen und die Schalen sorgfältig aufbewahrt. Zu Ostern möchten die Schüler sie bemalen. Frische Eier von den schuleigenen Hühnern, das kommt bei den Kindern gut an. Liam und sein Freund Noah essen beide gerne Eier, die "eigenen" schmecken ihnen sogar besser als die aus dem Supermarkt. Und sie können die Eier aus der Schule mit gutem Gewissen genießen: Das Futter ist ökologisch und die Tiere haben freien Auslauf im Garten. Nur nachts werden die Hühner im Stall eingesperrt, damit sie kein Fuchs schnappt.

Das möchte die Schule vermeiden, schließlich haben die Kinder ihre Hühner ins Herz geschlossen. Über die Namen der Tiere hatten sie selbst abgestimmt: Esmeralda, Bernadette, Krümel, Caramell - und eben Hahn Caruso. Jedes Huhn hat seine Eigenarten, und so haben manche Schüler einen persönlichen Liebling. "Ich mag Esmeralda, weil sie so brav ist und ich sie immer streicheln kann", sagt Liam. Noah bevorzugt hingegen Caramell. "Sie ist sehr zutraulich." Auch die Arbeit mit den Tieren macht den Sechstklässlern Spaß. "Am Anfang war es widerlich, den Dreck wegzuräumen. Aber jetzt ist es schön, die Verantwortung zu haben und zu sehen, wie es den Hühnern besser geht", sagt Liam.

Nachwuchs haben die Hennen - trotz Caruso - bislang noch nicht hervorgebracht. "Momentan würde der Platz dafür auch nicht reichen", sagt Bärbel Achter. In Zukunft soll der Stall jedoch vergrößert werden. Dann kann die Betreuerin sich gut vorstellen, die Eier ausbrüten zu lassen. "Küken wären super", meint auch Liam. Und Achter fügt hinzu: "Das wünschen wir uns alle."

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