Wirtschaft:Der nächste Baustein im Medienpark

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Der Agrob-Medienpark vor den Toren Ismanings soll weiter wachsen. (Foto: Stephan Rumpf)

Auf dem Gelände des ehemaligen Ziegelherstellers Agrob in Ismaning entstehen drei neue Gebäude. Bei der Gestaltung durften die bisherigen Mieter mitreden.

Von Sabine Wejsada, Ismaning

Wo früher bunte Keramikfliesen und rote Ziegel in riesigen Mengen gefertigt wurden, sind seit gut 30 Jahren zahlreiche Medienunternehmen daheim. Die Liste der Firmen, die auf dem Geländes des Agrob-Medienparks zwischen Ismaning und Unterföhring ansässig sind, liest sich wie eine Visitenkarte der Branche: HSE, Antenne Bayern, Arri, Plazamedia, Sport1, Janus TV, HSE24 und der Verlag Funke Zeitschriften haben auf dem früheren Industriegelände ihre Adresse und unterhalten dort Studios, Büros und Produktionsstätten. 100 000 Quadratmeter sind auf dem mehr als 35 Hektar großen Areal vermietet, als nächster Schritt sollen in naher Zukunft weitere knapp 11 000 Quadratmeter Bürofläche in drei neuen Baukörpern im südlichen Bereich dazukommen, wie Agrob-Vorstand Achim Kern ankündigt. Aktuell gehen im Medienpark nahezu 3000 Beschäftigte ihrer Arbeit nach.

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Weitere in großer Zahl sollen folgen, wenn das Neubauprojekt realisiert ist, das unter dem Namen "Set" firmiert. Geplant sind Gebäude mit großzügigen Bürolofts im Industrie-Design, Showrooms mit Galeriegeschossen und ein luftiger Gastronomie-Pavillon, die sich um eine zentrale Grünfläche mit Campus-Atmosphäre gruppieren, wie die börsennotierte Agrob Immobilien AG auf ihrer Homepage wirbt. Zu den Zukunftsplänen habe man einen Mieterworkshop veranstaltet, sagt Kern, und herausgekommen seien in dem Entwurf drei Gebäude, eines mit Klinkeroptik, eines in Holz und das andere mit Metallfassade.

Seit den Neunzigerjahren haben sich zahlreiche Medienunternehmen in Ismaning niedergelassen. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Gemeinde Ismaning hat durch die Aufstellung eines Bebauungsplans einer Expansion im Süden des Quartiers bereits vor Jahren ihr Plazet erteilt und nun einige Änderungen in den Entwurf eingearbeitet, die von verschiedenen Fachstellen im Landratsamt angeregt wurden. Unter anderem steht noch ein artenschutzrechtliches Gutachtens aus, weil die Daten dazu nicht mehr aktuell sind. Und auch die Zufahrt zu den Äckern der Ismaninger Bauern, die derzeit über einen Feldweg möglich ist, soll neu verhandelt werden. Ist dies alles erledigt und gibt die Kreisbehörde ihr Okay zu dem Vorhaben, kann mit der Erweiterung begonnen werden.

Bis 1990 wurden auf dem Areal Fliesen hergestellt

Die Ursprünge der Agrob reichen bis ins Jahr 1867 zurück: Die Gesellschaft war Betreiber zahlreicher Ziegelfabriken und ein wichtiger Baustofflieferant. Bis zum Verkauf sämtlicher operativer Beteiligungsgesellschaften an die Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG im Jahr 1992 zählte die Agrob zu den bedeutendsten Herstellern hochwertiger Fliesen- und Keramikprodukte in Deutschland. In Ismaning wurde die Fliesenproduktion 1990 eingestellt. Drei Jahre später fiel der Startschuss für die Umnutzung des Geländes, ehe in mehreren Bauabschnitten ein Medien- und Gewerbepark wuchs, der fortan zahlreiche Film- und TV-Firmen auf den Standort vor den Toren Ismanings lockte.

Von 1957 stammt diese Aufnahme von der Agrob. Damals wurden dort noch Ziegel und Fliesen produziert. (Foto: Agrob Immobilien AG)

An die ehemaligen Produktionsstätten erinnert ein Gebäude aus früheren Zeiten, das modernisiert wurde und in dem noch heute eine Musterausstellung die in der Agrob gefertigten Fliesen zeigt. Das Haus und ein hoher Schornstein sind als eine weithin sichtbare Reminiszenz an die lange Historie des Betriebes zwischen Ismaning und Unterföhring zu verstehen, der damals einer der größten Arbeitgeber in dieser Gegend war.

Von der Krise nach der Kirch-Pleite ist nichts mehr zu spüren

Den Anfang der Neuausrichtung in den Neunzigerjahren machte nach den Worten von Agrob-Vorstand Kern die Kirch-Gruppe, die zahlreiche Flächen belegte: "Sie war unser erster Mieter." Im Nachgang zog es weitere Unternehmen der Branche auf das Gelände, das sich nach und nach zu einem Hotspot im Münchner Umland entwickelte. 2002, als Privatfernsehen-Mogul Leo Kirch pleite ging, geriet auch der Medienpark in Existenznot. Doch davon ist nichts mehr zu spüren, die Nachfrage von neuen Firmen und auch Bestandsmietern, die expandieren wollen, sei groß, sagt Kern. Laut dem Ende April dieses Jahres vorgelegten Geschäftsbericht hat die AG 2021 circa 9,5 Millionen Euro an Miete (ohne Nebenkosten) eingenommen. Dass sehr viele Mieter erst unlängst ihre Verträge für den Verbleib im Medienpark verlängert hätten, wertet Kern als "klares Signal pro Standort".

Auf einer Fläche von mehr als 35 Hektar erstreckt sich der Medien- und Gewerbepark zwischen Ismaning und Unterföhring. (Foto: Agrob Immobilien AG)

Das freut die Aktionäre - und natürlich auch die Gemeinde Ismaning, wie Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) sagt. Die Kommune habe die Pläne zur Erweiterung des Medienparks immer konstruktiv begleitet, betont er, erinnert aber auch daran, dass durch die Errichtung der Lärmschutzwand an der Autobahn das Gewerbegebiet massiv profitiert hat. Man sehe dies durchaus als Beitrag, um für das dort tätige Personal gesunde Arbeitsverhältnisse zu schaffen - und auch als Investition für den Erhalt eines Standortvorteils bei der Ansiedlung von Unternehmen. Schließlich bringen die hohe Gewerbesteuereinnahmen.

Die neuen Gebäude sollen Kern zufolge nachhaltig und klimafreundlich gestaltet werden. An die Ismaninger Geothermie werden sie nicht angeschlossen, die Agrob AG plant bei den Bauten mit Pelletheizungen, also die Verfeuerung von nachwachsenden Rohstoffen, und verzichtet auf fossile Brennstoffe. Und: "Wo's geht, setzen wir auf Photovoltaik", kündigt er an. Der Nachhaltigkeitsfaktor werde immer wichtiger. Grüne Energiequellen verlangen in Zeiten wie diesen nicht nur die künftigen Mieter im Ismaninger Medienpark, derartige Pläne begrüßt laut Rathauschef Greulich auch die Gemeinde.

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