Ismaning:Umstrittener Virenschutz

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Die Gemeinde verzichtet auf die Anschaffung von Luftfiltergeräten in Kindertagesstätten

Von Sabine Wejsada, Ismaning

Durchgefallen sind die Grünen im Ismaninger Gemeinderat mit ihrem Antrag zur Anschaffung von mobilen Luftfiltern für die Kindertagesstätten am Ort. Die große Mehrheit im Gremium lehnte den Vorstoß ab. Irene Holler, Fraktionssprecherin der Grünen im Gemeinderat, hatte zuvor noch einmal für das Ansinnen ihrer Partei geworben und den Antrag in einen Prüfauftrag für die Verwaltung umgewandelt, um ihren Kollegen die Zustimmung leicht zu machen. Die Kleinsten seien die am wenigsten in der Pandemie geschützte Gruppe. Luftfilter könnten da Abhilfe schaffen, sagte sie und verwies auf Studien unter anderem der Bundeswehr-Universität in Neubiberg, wonach derartige Geräte eine wichtige Maßnahme zur Reduzierung der Viruslast in Räumen sein könnten.

Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) hatte bereits Ende April, als die Fraktion den Antrag ankündigte, seine Ablehnung kundgetan. In der Sitzung am Donnerstagabend erneuerte der Rathauschef seine Skepsis und berief sich auf Studien, wonach das Vorhandensein von Luftfiltergeräten ein regelmäßiges Öffnen der Fenster zum Querlüsten sowie die Einhaltung der Hygieneregeln mit Maske und Abstand nicht überflüssig mache.

Gerade Letzteres sei für Drei- bis Sechsjährige in den Kitas eine große Herausforderung, die sie kaum bewerkstelligen könnten. "Deshalb kommen wir zu dem Ergebnis, dass solche Geräte in Krippen und Kindergärten keinen Nutzen haben", sagte Greulich und erinnerte an die Sinnhaftigkeit der CO₂-Ampeln. Er plädierte dafür, "unser funktionierendes Hygienekonzept" in den Einrichtungen weiter zu befolgen und die Kitas anzuhalten, mit den Buben und Mädchen vor allem nach draußen zu gehen - was bereits seit Monaten befolgt werde. Zudem habe die Staatsregierung gerade eine Testpflicht für Kita-Kinder ins Gespräch gebracht.

Greulich befürchtet nach eigenen Angaben überdies, dass nach den Kitas aus Gründen der Gleichbehandlung auch "ein jedes Klassenzimmer und der Hort" mit einem Filter ausgestattet werden müsste. Allein bei den Tagesstätten müsste Ismaning für den Kauf geschätzt 650 000 Euro in die Hand nehmen, Kosten für Installation und Betrieb nicht einberechnet. Würden Schulen und Hort dazu kommen, sei man schnell im Millionenbereich. Auf Zuschüsse vom Freistaat, der ein Programm für Filtergeräte in Schulen aufgelegt hatte, könnte die Gemeinde nicht hoffen: Wie Christian Freund, im Rathaus für Soziales zuständig, berichtete, ist die Antragsfrist bereits abgelaufen. Dass ohnehin nur "zehn Prozent der bayerischen Klassenzimmer" mit den Gerätschaften ausgestattet seien, zeuge ferner davon, dass "ihr Nutzen gleich null ist", betonte der Bürgermeister.

CSU-Fraktionsvorsitzender Peter Aurnhammer sprach sich dennoch dafür aus, zumindest einen Prüfauftrag zuzulassen. SPD-Sprecherin Johanna Hagn erteilte dem eine Absage. "Der Zeitpunkt ist nicht mehr der richtige", befand sie. Und: Wenn man Kitas mit Filtern ausstatte, dann müsste man dies auch bei den Schulen. Rudi Essigkrug (Freie Wähler) teilte diese Ansicht: "Die Kosten sind zu hoch, der Verwaltung macht man damit nur unnötige Arbeit."

© SZ vom 22.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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