Ismaning:Sinnlich und fragil

Lena von Goedeke, "Equipment first"

In der Arbeit "Equipment First" platziert Lena von Goedeke vor einer arktisch blauen Szenerie weiße Gummistiefel, aus denen Tusche läuft - ohne Ausrüstung hat der Mensch keine Chance in lebensfeindlichen Regionen.

(Foto: Lena von Goedeke)

Kallmann-Preisträgerin zeigt ihre Werke in Ismaning

Von Udo Watter, Ismaning

Normal verdrängt der Mensch die Fragilität seines Daseins, selbst der Bedrohung durch eine potenziell gefährliche Pandemie entzieht er sich häufig, da sie doch vielerorts unsichtbar bleibt. In lebensfeindlichen Gebieten fernab der Zivilisation freilich wird diese Bedrohung unmittelbar, sie wird zur ambivalenten Grenzerfahrung, der gleichsam eine schreckliche Schönheit innewohnt.

Die Berliner Künstlerin Lena von Goedeke, die 2020 den Kallmann-Preis für ihre Auseinandersetzung mit dem Thema "Landschaft" gewonnen hat, setzt solche extremen Erfahrungen, die sie auf ihren Reisen in der Arktis gemacht hat, in ihren Arbeiten um. Zu sehen sind diese Werke nun im Ismaninger Kallmann-Museum. Seit Dienstag ist die Ausstellung "Lena von Goedeke - Soil's Song", deren Eröffnung bereits zweimal verschoben wurde, für das Publikum zugänglich (geplant bis 18. Juli). Ein besonderer Hingucker dürfte die raumgreifenden Installation "Equipment First" sein: Lena von Goedeke platziert vor einem arktischen Landschaftsprospekt (Digitaldruck auf Vorhang) Gummistiefel, die aus Ton geformt sind und aus denen schwarze Tusche auf den Boden läuft. Es ist ein Bild dafür, wie der Permafrostboden durch den Klimawandel buchstäblich unter unseren Füßen dahinschmilzt, aber auch dafür, wie fragil die menschliche Existenz ist. Gerade in lebensfeindlichen Gebieten sind wir auf Hilfsmittel wie Kleidung angewiesen.

Im Februar und März war Goedeke noch auf Spitzbergen unterwegs und etliche der in Ismaning zu sehenden Arbeiten sind aktuell davon inspiriert. "Die halbe Ausstellung ist entsprechend neu", sagt die Künstlerin, die für die Möglichkeit dieser "intensiven und existenziellen Erfahrung" dem verlängerten Lockdown "fast dankbar" ist. Generell befasst sie sich in ihren sinnlichen und konzeptuellen Arbeiten mit der Wahrnehmung der Natur durch den Menschen, auch im Hinblick auf unser Verständnis von Welt.

Das Museum kann nur nach vorheriger telefonischer Terminbuchung (089 9612948) besucht werden oder nach Terminvereinbarung vor Ort. Infos unter https://kallmann-museum.de.

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