Ismaning:Live aus der Arktis

lena von goedeke, künstlerin

Die Künstlerin Lena von Goedeke ist derzeit auf Spitzbergen.

(Foto: Julia Werner)

Kallmann-Preisträgerin Goedeke spricht mit Museumsleiter Kleine

Von Udo Watter, Ismaning

So hübsch der Ismaninger Schlosspark auch ist, der sich bewusst von der formalen Strenge eines französischen Barockgartens unterscheidet - mit der wilden Schönheit extremer Landschaften kann er natürlich nicht mithalten. Das Kallmann-Museum, das dort seit 1992 in Form einer wieder aufgebauten Orangerie seinen Teil zur ästhetischen Aufwertung der Szenerie beiträgt, ist noch immer geschlossen. Die Trägerin des Kallmann-Preises 2020, Lena von Goedeke, ist derweil auf Spitzbergen, einer der nördlichsten Inseln der Erde im Arktischen Ozean: wild, schön, extrem, kalt. Dort recherchiert sie für ihre Einzelausstellung "Soil's Song", die von 10. April an in Ismaning zu sehen sein wird.

An diesem Donnerstag wird sie von 19 Uhr an mit Museumsleiter Rasmus Kleine online über ihre aktuelle künstlerische Arbeit, Reisen als Recherche und eben ihre Ausstellung sprechen. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, Fragen an die Künstlerin zu stellen und gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Der Link zum Online-Meeting wird auf der Website des Museums (https://kallmann-museum.de) bekanntgegeben. In Zeiten mit eingeschränkter Reisemöglichkeit, in denen nahegelegene Gegenden mit einem auch nur halbwegs ansprechenden Freizeitwert teils komplett überlaufen sind, sehnt man sich eventuell noch stärker nach der Wildnis.

Goedeke ist nun in der zu Norwegen gehörenden Inselgruppe Spitzbergen unterwegs. Für die Künstlerin ist es nicht die erste Reise in die Arktis, auch ihre bisherige Arbeit ist schon von Erfahrungen im Eismeer, von der Härte der Natur, der Intensität in einer extremen, lebensfeindlichen Landschaft geprägt. Und natürlich auch von der Fragilität dieser Wildnis, von der konkreten Erfahrung klimabedingter Veränderungen, etwa der Gefahr, in geschmolzenem Permafrost zu versinken. Goedeke, die den Preis für ihre Auseinandersetzung mit dem Thema "Landschaft" gewonnen hat, und sich vornehmlich in Skulpturen, Papierarbeiten, Zeichnungen. Fotos und Installationen kreativ ausdrückt, ist ein wesentlicher Aspekte die Frage der Wahrnehmung von Natur durch den Menschen.

"Unser zivilisatorisches Verhältnis zu Natur und die Frage danach, wo und wie wir leben, in einer Zeit in der es neben der analogen längst eine zweite, digitale Welt gibt, ist Lena von Goedeke ein Anliegen und Kern ihrer künstlerischen Überlegungen", schreibt die Kunsthistorikerin Julia Sonnenfeld-Wurthmann. Auch inwieweit sich die menschliche Zivilisation und unberührte Natur quasi zunehmend voneinander entfremden, ist eine spannende. "Alles gut ist wild und frei", hat Henry David Thorea in seinem berühmten Essay "Vom Wandern" geschrieben - eine Art zivilisationskritische Gründungsurkunde für den Naturschutz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: