"Kein Platz für Nazis", "Kein Mensch ist illegal" und "Bitte eine Bildungsgasse retten" - all das ist auf den selbst gebastelten Schildern zu lesen, die die Teilnehmer der Kundgebung "Ismaning bleibt bunt" am Samstagmorgen in die Höhe strecken. Bei strahlendem Sonnenschein haben sich mehr als 200 Menschen am Ismaninger Bahnhofsplatz versammelt, um ein gemeinsames Zeichen für Vielfalt, Demokratie und Toleranz zu setzen und dabei ganz nebenbei in den Genuss eines bunten Programms mit Live-Musik und Slam-Poesie zu kommen. Die große Resonanz hat die Veranstalter überrascht, die mit weniger Andrang rechneten.
Entsprechend begeistert zeigte sich der Verein "Ismaning bleibt bunt", von dem die Initiative ausging: "Es ist einfach toll, dass wir in so kurzer Zeit so viele Menschen erreichen konnten. Es beweist, dass wir Demokraten zusammenhalten", sagte Susanne Schweizer, die Vereinsgründerin. Dabei ist der neu gegründete Verein mit seinen 15 Mitgliedern gerade einmal fünf Tage alt.
Schweizer ist es nach eigenen Angaben ein besonderes Anliegen gewesen, Menschen aus der Mitte der Gesellschaft zu mobilisieren und überparteiliche Bündnisse zu schaffen, um Kundgebungen wie diese nicht den politischen Rändern zu überlassen. Tanja Gerner, Mitglied des Vorstands von "Ismaning bleibt bunt", findet, mehr Menschen sollten sich aktiv positionieren: "Die etablierten Parteien verharren zu sehr im Status quo. Wir müssen mehr darüber sprechen, dass auch hier in Ismaning Kräfte existieren, die unsere demokratischen Grundwerte ablehnen. Es ist Zeit, dass die breite Masse aktiv wird."
Dass auch Ismaning nicht frei von rechter Hetze sei, zeigen laut Gerner, die negativen Reaktionen und Hasskommentare, die die Ankündigung zur Kundgebung auf einer digitalen Nachbarschaftsplattform provoziert habe. Als reine "Demo gegen Rechts" solle die Kundgebung jedoch nicht verstanden werden, denn sie richte sich gegen jede Form von Extremismus, sagen die Veranstalter.
Dennoch dominierten die Redner an diesem Vormittag hauptsächlich mit einer Botschaft: dem Aufruf zu einem entschiedenen Kampf gegen Rechts. Mit den Worten "Ismaning ist bunt und Ismaning bleibt bunt" leitete Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) die Kundgebung ein, warnte vor den Gefahren von Extremismus und "vermeintlich einfachen Lösungen" und rief die Teilnehmer zum Handeln auf. Damit jeder so leben kann "wie a mog", müsse die Demokratie aktiv verteidigt werden, so Greulich.
Auch Nasser Ahmed, der stellvertretende Generalsekretär der Bayern SPD, betonte entschieden, dass die Demokratie nicht erneut durch demokratische Mittel abgeschafft werden dürfe. Um das zu verhindern, brauche es konkrete Maßnahmen, wie ein Verbotsverfahren gegen die AfD, die Entwaffnung von Rechtsextremen und den Entzug des Wahlrechts für "Nazis wie Höcke", versicherte er. Einen gemäßigteren Ton schlug die Unterhachinger Grünen-Landtagsabgeordnete Claudia Köhler an: Sie betonte den Wert der Demokratie als einzige Regierungsform, die dazu in der Lage sei, den aktuellen Herausforderungen und Krisen in Deutschland zu begegnen.
Ein besonderer Höhepunkt der Kundgebung war der mit Spannung erwartete Redebeitrag des Kabarettisten und Autors Christian Springer, der in seiner Ansprache insbesondere auf die Gefahren der AfD hinwies. "Nur Menschen, die noch nie mit der AfD geredet haben, sagen, dass man mit denen reden muss", so Springer. Dabei dürfe man "diesen Verbrechern" gegenüber ruhig intolerant sein. Die Geschichte habe schließlich gezeigt, was passiert, "wenn man denen nur den kleinen Finger hinhält", sagte Springer. Auch dem zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, den er vor allem dem rechten Spektrum zuschreibt, müsse die Gesamtgesellschaft endlich entschieden entgegentreten.
"Ismaning ist mir im alltäglichen Leben noch zu wenig bunt und zu wenig inklusiv", sagte Alexandra Eichinger, eine Teilnehmerin der Kundgebung. Die Sozialpädagogin aus der Gemeinde sieht großen Nachholbedarf darin, Menschen vom Rande der Gesellschaft mehr in die Gemeinde zu integrieren. Obwohl sie sich darüber freue, dass nun auch außerhalb von München Kundgebungen wie diese stattfinden, habe sie nicht den Eindruck, dass die vielfältige Mischung an Menschen, die Ismaning zu bieten hätte, bei der Aktion vertreten sei. Benno Kuhn, der Schulsprecher des Gymnasiums Ismaning, bedauerte, dass so wenig junge Menschen zur Kundgebung erschienen sind. Gerade unter Jugendlichen bemerke er einen deutlichen Rechtsruck, berichtete er. Für die Zukunft wünsche er sich daher mehr Dialogplattformen in Schulen.
Der neu gegründete Verein "Ismaning bleibt bunt" möchte diesem Wunsch nachkommen und durch die Organisation von Workshops und Veranstaltungen das demokratische Miteinander in Ismaning stärken. Deshalb wurden während der Kundgebung fleißig Mitgliedsanträge verteilt. Die Devise der Veranstaltung lautet schließlich: Nicht nur zuschauen, sondern aktiv werden!