Corona-Auflagen für Vereine:"Wir sind dafür da, unseren Mitgliedern den Sport zu ermöglichen"

TSV Ismaning Handball Nachwuchs Talentiade

So ungezwungen wie hier vor zwei Jahren bei den kleinen Ismaninger "Handball-Teufeln" geht es beim TSV schon lange nicht mehr zu.

(Foto: Privat)

Alexander Novakovic, Vorsitzender des TSV Ismaning, über Handball in der Pandemie, die Folgen von Trainingsrückständen und die Fehler der Politik.

Von Stefan Galler, Ismaning

Viel wird in diesen Tagen darüber geredet, dass das Champions-League-Spiel des FC Bayern diesen Mittwoch gegen den FC Barcelona vor leeren Rängen ausgetragen werden muss und die Amateur- und Jugendkicker vom Bayerischen Fußballverband vorzeitig in die Winterpause geschickt wurden. Doch auch die Hallensportler leiden abermals enorm unter den steigenden Infektionszahlen. Alexander Novakovic, Vorsitzender des TSV Ismaning und Sprecher der Handball-Abteilungsleitung, spricht im SZ-Interview über die enormen Anforderungen, die Corona an Sportvereine stellt.

SZ: Herr Novakovic, Hallenhandball ist traditionell ein Sport, der bis auf eine kurze Spielpause an Weihnachten auch über den Jahreswechsel betrieben wird. Wie ist das diesmal inmitten der vierten Corona-Welle?

Alexander Novakovic: Bei uns ist bereits Winterpause, der Spielbetrieb pausiert in allen Ligen Bayerns bis zum 9. Januar. Wir hoffen, dass es dann wieder weitergeht. Die Zahlen sind ja glücklicherweise schon wieder leicht rückläufig, hoffentlich bleibt es dabei.

Wird zumindest noch trainiert und wenn ja, welche G-Regelungen wenden Sie derzeit an?

Wir haben es allen Mannschaften freigestellt zu trainieren und Eltern und Aktive über mögliche Konsequenzen aufgeklärt. Alle Teams ziehen es tatsächlich durch. Bei uns gilt die 2-G-plus-Regel für alle Trainings. Wir haben die Trainingspläne modifiziert, es gibt spezielle Lüftungspausen, gleichzeitige Einheiten mehrerer Teams finden nicht statt, die Mannschaften kommen immer nacheinander in die Halle. Was wir ausgesetzt haben, das sind teamübergreifende Einheiten, etwa das Fördertraining, bei dem Spieler oder Spielerinnen verschiedener Altersklassen aufeinandertreffen. Es sollen immer die gleichen Gruppen zusammenkommen und bislang läuft das sehr gut.

Corona-Auflagen für Vereine: Alexander Novakovic vom TSV Ismaning.

Alexander Novakovic vom TSV Ismaning.

(Foto: Deutscher Handballbund)

Wie hoch ist die Impfquote bei den Ismaninger Handballern?

Ich sage es mal so: Es gibt keinen Spieler im Seniorenbereich, der durch die aktuelle 2-G-Regel vom Handballspielen ausgeschlossen wäre. Wir werben ausdrücklich für eine Impfung!

Wie setzen Sie das mit den zusätzlich notwendigen Tests um?

Bis zu den Kleinsten, also bis zur U6 runter, gilt diese Testpflicht nicht, wobei auch hier freiwillig getestet wird. Bei den Schülern gelten deren Schultests. Aber ansonsten ist für jeden ein tagesaktueller Test notwendig. Dabei akzeptieren wir auch Selbsttests, wenn sie unter Aufsicht ausgeführt und dokumentiert werden. Das alles ist schon ein enormer Aufwand, aber es läuft unter den gegebenen Umständen sehr gut. Und für uns im Verein gibt es eine klare Maxime: Wir sind dafür da, unseren Mitgliedern den Sport zu ermöglichen.

Wie nehmen Sie die Reaktionen wahr, etwa bei den Kindern?

Viele Kids haben gelernt, mit der Pandemie zu leben. Mein vierjähriger Sohn testet sich mittlerweile schon selbst, in seinem Malbuch sind Kinder mit Masken abgebildet. Das ist nicht schön, aber es ist derzeit leider Normalität.

Und wie entwickeln sich die Mitgliederzahlen? Gerade in der Handballabteilung des TSV hat es vor Corona ja sogar einen Aufnahmestopp gegeben, weil der Klub aus allen Nähten platzte...

Wir haben tatsächlich immer noch Wartelisten bei den Kindern und Jugendlichen, was aber auch an dem Fehlen der Osterfeldhalle, die renoviert wird, liegt. Dennoch konnte man die Auswirkungen von Corona auch an den Mitgliederzahlen spüren. Jetzt zu Jahresende gibt es wie immer zu dieser Zeit einige Austritte.

Dabei hat der Klub doch gerade erst seine nagelneue Halle eröffnet...

Im Sommer herrschte deshalb auch eine riesige Euphorie - und dann haut die Pandemie wieder voll rein. Wir haben jetzt die offizielle Eröffnungsveranstaltung der Halle und die Feier anlässlich des 80-jährigen Bestehens unserer Abteilung erneut auf Eis gelegt. Sie kommen aber (lacht).

Wie wirken sich die ständigen Unterbrechungen des Trainingsbetriebs denn auf die Fähigkeiten der Sportler aus, gerade im Jugendbereich?

Man merkt es wirklich extrem. Ich bin ja auch Bundestrainer der Beachhandball-Frauen-Nationalmannschaft und kann sagen, dass bei allen Aktiven im technischen und handballspezifischen Bereich viel auf der Strecke geblieben ist. Wir haben im Sommer versucht einiges aufzuarbeiten, beispielsweise mit einem Jugend-Trainingslager mit über 300 Kindern. Jetzt hat uns mit der vierten Welle der nächste Nackenschlag erwischt. Aber das kam ja nicht ganz unerwartet.

Ein Vorwurf an die Politik von einem früheren CSU-Gemeinderat?

Ich bin politisch nicht mehr aktiv, aber die vierte Welle wäre zu verhindern gewesen. Die Politik wusste spätestens im September davon, alle Wissenschaftler waren sich einig. Deshalb bin sehr enttäuscht von der Bundes- und Landespolitik und finde, hier wurde versagt. Ich muss es nach drei Infektionswellen so hart formulieren.

Sie sind ja auch Vorsitzender des Gesamtvereins. Wie geht es anderen Abteilungen im TSV aktuell?

Beim Basketball und Volleyball ruht der Spielbetrieb, einzelne Basketballteams trainieren noch. Unsere Volleyball-Freizeittruppe, die Turner, Tischtennis -sowie Kampfsportler sind auch noch im Training, unter Einhaltung der Regeln. Andere wie beispielsweise die Stockschützen setzen derzeit ganz aus, denen ist das mit der 2-G-plus-Regel zu brisant.

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