Ismaning:Gegen das Vergessen

Ismaning erinnert an die verstorbene Holocaust-Überlebende Rachel Knobler

Von Anna Majid, Ismaning

Rachel Knobler hat mehrere Konzentrationslager überlebt. Ihr künstlerisches Schaffen habe ihr geholfen, das Erlebte zu verarbeiten, sagt ihre langjährige Vertraute Johanna Hagn über die Holocaust-Überlebende, die ihr späteres Leben der Kunst und Musik widmete. In Gedenken an die 2017 verstorbene Künstlerin, die Gedichte schrieb und komponierte, veranstaltet Hagn mit dem Hospizkreis Ismaning, dessen Mitglied sie ist, und zusammen mit der Volkshochschule am Samstag, 16. November, einen Abend unter dem Motto "Gegen das Vergessen". Knobler wurde 1924 im polnischen Slomniki als älteste Tochter eines Geigenlehrers geboren. Als die Nationalsozialisten Polen überfielen, verschleppten sie die Familie zusammen mit anderen zunächst in Ghettos, dann in Konzentrationslager. Knoblers Schwester Meira wurde als Siebenjährige von den Nazis ermordet, der Vater blieb vermisst und die Mutter wurde kurz nach Kriegsende von einem polnischen Nationalisten erschossen. Eigentlich wollte Rachel Knobler nach Palästina auswandern. Doch ihr Weg führte sie nach München, dort stieß sie auf ein Ehepaar, das sie aufnahm.

"Sie hat immer gesagt, das habe sie gesund gemacht", erinnert sich ihre Vertraute Hagn. In München lernte sie auch Hagn kennen, vor etwa 20 Jahren bei einer Veranstaltung, bei der Knobler einige ihrer Kompositionen aufführte. "Seitdem standen wir in enger Verbindung", erzählt Hagn. Gemeinsam haben die beiden Frauen eine Vielzahl von Veranstaltungen, bei denen Knobler sowohl als Künstlerin als auch als Zeitzeugin auftrat, organisiert. Auch privat durfte Hagn Rachel Knobler kennenlernen. "Es beeindruckt mich noch heute, dass sie mit ihrer Vorgeschichte nie verbittert war. Sie war ein unglaublich warmherziger und gütiger Mensch." Nur in ihren Träumen sei Knobler von ihrer Vergangenheit eingeholt worden sein. "Das bleibt drinnen. Die Kunst und vor allem ihre Musik waren wichtig, um damit umzugehen", meint Hagn. Das spiegelt sich auch in Knoblers Werken wider. Im "Wiegenlied" gedenkt sie ihrer Schwester Meira: "Die Erde sinkt in tiefe Meere ein, und bettet dort schneeweiße Immortellen." Zeitzeugen wie Knobler in Erinnerung zu halten, "das ist uns in Ismaning wichtig", betont die SPD-Gemeinde- und Kreisrätin, "gerade in der heutigen Zeit. Man darf nicht hinnehmen, was derzeit passiert: Die Provokationen unseren Mitmenschen gegenüber und die negativen Bilder, die verbreitet werden." Menschen wie Knobler hätten unvorstellbare Grausamkeiten erlebt.

Bei der Gedenkveranstaltung sind Filmausschnitte mit den Zeitzeugen Rachel Knobler, Mietek Pemper und Max Mannheimer zu sehen sowie Knoblers Gedichte und Kompositionen zu hören. Am Klavier spielt Mariusz Sielski von der Musik-Akademie Krakau, begleitet von Boguslawa Hubisz-Sielska mit der Viola. Die Veranstaltung im Kultur- und Bildungszentrum, Mühlenstraße, beginnt um 17 Uhr, der Eintritt ist frei.

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