Ismaning:Ein Reformer macht die Fliege

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Der Direktor geht von Bord: Die Kunstlehrerin Corinna Böll zeichnete Johann Wolfgang Robl in Anlehnung an die berühmte Bismarck-Karikatur. (Foto: Catherina Hess)

Johann Wolfgang Robl hat als Direktor der Johann-Andreas-Schmeller Realschule viele grundlegende Neuerungen eingeführt. Jetzt geht der überzeugte Mascherl-Träger in den Ruhestand.

Von Daniela Bode, Ismaning

In der Vitrine stehen bunte Peking-Masken, an der Wand hängen große Bilder - eines haben Schüler nach Franz Marcs "Die kleinen gelben Pferde" gemalt, ein anderes ist vor allem gelb und trägt den fröhlichen Titel "Oh happy day". All diese schönen Dinge im Büro von Johann Wolfgang Robl verraten, dass er sich für vieles interessiert. Das größte Interesse des Direktors der Johann-Andreas-Schmeller-Realschule in Ismaning galt aber stets seinen Schülern. Seit er vor zehn Jahren an die Schule kam, hat er vieles umgekrempelt. Die Pädagogik war ihm immer wichtig, er hatte aber auch stets ein offenes Ohr für Schüler, Eltern, Kollegen. Und das alles bei guter Laune. "Was können andere dafür, wenn mir eine Laus über die Leber gelaufen ist", sagt er. Nun geht der 64-Jährige nach zehn Jahren als Leiter der Schule, die seit 2009 auch Seminarschule ist, in den Ruhestand.

Als Robl nach Ismaning kam, kannte er sich mit dem Lenken einer Schule schon gut aus. Zuvor war er in der Funktion an einer Schule in Rottenburg an der Laaber tätig gewesen. Mit der Qualität von Schulen hatte er sich davor zehn Jahre am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in der Abteilung Realschulen auseinandergesetzt, zuletzt als Abteilungsleiter. Aber auch auf zehn Jahre praktische Erfahrung als Lehrer blickte Robl zurück. In Ismaning stieß der aus Waldmünchen stammende Direktor viel Neues an. "Wir haben den gebundenen Ganztag didaktisch aus dem Kollegium heraus weiterentwickelt", sagt er. Die Ismaninger sei lange die einzige Realschule im östlichen Oberbayern gewesen, die diesen Zweig anbot. Gleichzeitig sei aber auch der offene Ganztagsbetrieb in Kooperation mit dem Kreisjugendring ausgebaut worden.

Da die Johann-Andreas-Schmeller-Realschule einer externen Evaluation zufolge vor ein paar Jahren laut Robl fast nur Stärken aufwies, wollte er diese positive Ausgangslage nutzen und "die innere Schulstruktur ein bisschen ändern", wie er sagt. So entstand das Konzept "Schule auf dem Weg" mit vier Themenfeldern. Erstens wird der Unterricht nun in Doppelstunden gehalten, was der Entschleunigung dienen soll. "Für die Kinder ist das toll, sie haben nur noch drei oder vier statt sechs Fächer am Tag", sagt der Schulleiter. Zweitens arbeitet die Schule nun mit Fachräumen, in denen das Unterrichtsmaterial samt Büchern liegt. Das heißt, Schüler und Lehrer müssen nicht mehr so viel mit sich herumschleppen. "Die Achtklässlerinnen können jetzt mit Handtasche zur Schule kommen - das ist Spitze", sagt Robl und lacht.

Drittens stehen nun jeden Mittwoch von 13 bis 14 Uhr alle Lehrer zur Verfügung, um die Kommunikation zu fördern. "Wir wollen stärker mit den Eltern im Gespräch sein und das wird zunehmend genutzt", sagt Robl. Als viertes Feld sollen die Kinder mehr Verantwortung für ihre Noten haben. Das wird gefördert, indem keine unangekündigten Prüfungen mehr geschrieben werden. Von Schülern und Eltern wurde all das sehr positiv aufgenommen. Gerade hat Robl wieder etwas Neues ins Leben gerufen: Eine Medaille der Realschule, mit der heuer erstmals die besten Absolventen geehrt wurden. Überhaupt hat Robl den Anspruch, dass die Schule professionell sein muss. "Eltern haben eine Erwartungshaltung und ich will sie nicht enttäuschen und sie gut beraten. Schließlich geht es auch um Lebensentwürfe", sagt er.

Für manche ist er der Onkeltyp

Der Direktor hatte aber nicht nur viele Ideen und hat Referendare ausgebildet, er hatte auch immer ein offenes Ohr für die Schüler. Für manche sei er der Onkeltyp, erzählt er, in seinem angenehmen, weichen Bairisch. Dass stets ein respektvoller Umgang mit den Schülern herrschte, freut den Direktor, der stets eine seiner mehr als 50 Fliegen trägt. "Wenn ich in meinem offenen Auto zur Schule fuhr, hörte ich, wie die Kinder über mich redeten. Sie sagten nicht, da kommt der Robl, sondern: Da kommt der Herr Robl", erzählt er. Er und sein Lehrerkollegium päppelten auch immer wieder Schüler auf, die es am Gymnasium nicht geschafft hatten. Robl erinnert sich an eine Mutter, deren Tochter in der siebten Klasse an seine Schule kam. "Sie sagte, ihre Tochter kann endlich wieder lachen. Das ist doch das tollste Kompliment, das man als Schule bekommen kann."

Robls Stellvertreterinnen Ina Langer und Katharina Kolesaric betonen im aktuellen Jahresbericht, dass es für ihren Chef stets Priorität war, dass sich die Reformen am Interesse der Schüler orientieren. Immer wieder habe er bei den Kollegen Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Noch immer sagt der Direktor: "Ich geh' gern in meine Schule." Als Andenken für seine Schüler hat er einen Anstecker mit einem Foto von sich gestaltet, auf dem er herzlich lacht. Er freut sich aber auch aufs Aufhören. Denn dann hat er endlich Zeit, seine vielen Sammlungen von afrikanischen Masken bis hin zu analogen Fotoapparaten zu katalogisieren. Außerdem will der Historiker in der Staatsbibliothek und in den Archiven etwas geschichtliche Recherche betreiben. Die Realschule weiß Robl bei seinem Nachfolger Stefan Ambrosi, bisher Leiter der Realschule in Gmund am Tegernsee, in guten Händen. "Er ist pädagogisch ähnlich aufgestellt wie ich. Da ist mir um meine Schule nicht bange."

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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