Drei neue Mitarbeiter wurden vergangenes Jahr von der Gemeinde eingearbeitet und sind seit Februar 2020 offiziell im Dienst. Das teilt Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) am Sonntag beim alljährlichen Ismaning-Tag mit. Ihre Arbeitszeit werden Willi Wasserturm, Gustl Krautkopf und Madame Spuki zwischen dem Schlossmuseum und den beiden Grundschulen aufteilen müssen. Denn die drei im Museumsshop aufgestellten Papp-Figuren spielen eine wichtige pädagogische Rolle im neuesten Projekt der Gemeinde.
"Ismaninger Geschichten für Kinder", heißt ein frisch gedrucktes Buch und führt auf mehr als 60 bunten Seiten vom Ortsteil Fischerhäuser zur Seidl-Mühle über den Hofladen bis hin zu den Isarauen. Das Buch soll in den 3. und 4. Klassen der beiden Grundschulen in den Heimat- und Sachkundeunterricht einbezogen werden. Da passt es, dass die drei Hauptfiguren, der Gustl, der Willi und die Spuki, von Schülern der Gemeinde entworfen wurden. Denn: Geschichten über Ismaning gibt es viele. Was hat eigentlich der Mohr im Wappen der Kommune zu bedeuten? Wie viele Männer, Frauen, Kinder und Tiere leben in der Gemeinde? Und wie bereitet man einen "Original Ismaninger Krautsalat" zu?
Christine Heinz kann sie alle beantworten. Die Leiterin des Schlossmuseums lebt seit mehr als 20 Jahren in Ismaning und hat auch an den beiden vorherigen Ortschroniken der Gemeinde mitgearbeitet. Ein Kinderbuch zu betreuen, das allerdings fiel ihr schwer: "Es gab im vergangen Jahr eine Frage, die uns ständig begleitet hat: Interessiert die Kinder das? Wir wollen sie ja nicht unterfordern und das Buch albern klingen lassen. Gleichzeitig sind manche Themen für Drittklässler doch einfach noch zu viel", erzählt Heinz den Besuchern des Schlossmuseums. "Ich bin sehr froh, dass eine unserer beiden Autorinnen selbst Mutter eines Grundschulkinds ist. Da haben wir dann sozusagen testen können, welche Themen gut ankommen und welche nicht so", sagt sie und lacht.
Ein besonderes Kapitel, das finden alle Ismaninger Kinder toll: das Schloss und seine Geschichte. Auf Seite 18 zum Beispiel sitzen drei kleine Prinzessinnen auf einer weißen Decke auf der Wiese und lesen sich Geschichten aus einem Buch vor. Um sie herum spielen ihre Geschwister Fangen, ein Lamm grast daneben. Das große gelb-grüne Gebäude im Hintergrund ist das sogenannte Prinzenhaus, in dem die Kinder der Familie von Leuchtenberg im 19. Jahrhundert gelebt haben. Dokumentiert ist über das Prinzenhaus nur wenig, die Zeichnung haben Heinz und ihr Team selbst in Auftrag gegeben.
Denn so schwer die Auswahl der richtigen Themen teilweise fiel, so klar waren die Vorstellungen der beiden Autorinnen Petra Breuer und Julia Zahnweh, wenn es um das Design des Buches ging: "Bunt muss es sein, das war klar. Mit vielen Fotos und Motiven zum Ausmalen. Wir haben wirklich versucht, uns selbst Kinderbrillen aufzusetzen", sagt Zahnweh und deutet auf einen grünen Infokasten über dem Bild des Prinzenhauses. Dort erklärt Madame Spuki, wie die Schüler lernen können, den Namen des Stiefsohns von Napoleon I., Eugène de Beauharnais, richtig auszusprechen: "Ö-schennn de Bo - ar - nää".
Denn in erster Linie soll das Ismaninger Kinderbuch eines: Spaß machen. Da passt die in Braun- und Beigetönen gehaltene Schatzkarte auf den letzten Seiten gut ins Bild, denn die orientiert sich an der alljährlichen Museumsrallye. Im Sommer 2020 soll diese an das neue Buch angepasst werden, die drei Maskottchen werden natürlich auch am Start sein. Bis dahin werden die Dritt- und Viertklässler allerdings noch einige Unterrichtsstunden mit einigen eher text- und zahlenlastigen Seiten des Buches verbringen. Denn: Heinz und ihr Team haben sich nach dem Lehrplan der Schulen gerichtet. "Uns wurde beispielsweise gesagt, die Kinder müssten früh lernen, Statistiken zu lesen. Also haben wir unterschiedliche Arten von Diagrammen verwendet, um etwas über das Bevölkerungswachstum, die Konfessionen und die Tiere in Ismaning zu erzählen."
Am Beispiel der eigenen Gemeinde zu lernen, wie Bürokratie funktioniert, welche Bedeutung Vereine haben und wie die Industrialisierung auch Ismaning auf den Kopf gestellt hat, das möchten die Autorinnen mit ihrem Buch schaffen. Für Zahnweh vermittelt es vor allem eins: "Der Heimatbegriff wird derzeit immer wichtiger, und er wird auch häufig missbraucht. Es ist uns wichtig, Bewusstsein für die eigene Gemeinde zu schaffen."