Debatte um Flüchtlingsunterkunft:AfD stößt in Ismaning auf Ablehnung

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Mehr als 260 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben am Donnerstagabend gegen Hetze demonstriert. (Foto: Johannes Simon)

Einem Infostand der Partei vor einem geplanten Wohnheim für Geflüchtete stellen sich an der Max-von-Eyth-Straße mehr als 250 Demonstranten entgegen, die lautstark für Weltoffenheit eintreten.

Von Sabine Wejsada, Ismaning

Ein starkes Zeichen gegen Fremdenhass und Hetze hat das Bündnis „Ismaning bleibt bunt“ am Donnerstagabend gesetzt. Zu einer Mahnwache gegenüber dem geplanten Übergangswohnheim an der Max-von-Eyth-Straße sind nach übereinstimmenden Angaben von Veranstaltern und Polizei mehr als 260 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen, um für Weltoffenheit und gegen die AfD zu demonstrieren. Diese hatte direkt vor dem Eingang des früheren Bürogebäudes, in das Anfang März bis zu 190 anerkannte Geflüchtete einziehen sollen, darunter jüdische Spätaussiedler und ehemalige Ortskräfte aus Afghanistan, einen Infostand aufgebaut.

Etwa 25 Parteianhänger und Sympathisanten versammelten sich dort. Ein großes Polizeiaufgebot trennte die Gruppen. Bis auf anfängliche verbale Scharmützel, die von der AfD ausgingen, blieb die Mahnwache ruhig. Ein am Ort verteiltes Flugblatt der AfD war nach den Worten von Tanja Gernet, der stellvertretenden Vorsitzenden von „Ismaning bleibt bunt“, Anlass für die Mahnwache. Das von der Regierung von Oberbayern in Ismaning geplante Übergangswohnheim sorgt seit Ende des Jahres für Diskussionen am Ort. Gegner werfen der Gemeinde Mauschelei und mangelnde Informationspolitik vor.

Dass so viele Menschen aus der Gemeinde, aber auch aus Garching und Unterföhring, dem hauptsächlich in den sozialen Medien verbreiteten Aufruf folgten, haben die Organisatoren nach eigenen Worten nicht erwartet. Dies sei als Beweis dafür zu verstehen, dass Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in Ismaning keinen Platz hätten, so Bündnis-Sprecherin Susanne Schweitzer. „Ismaning steht für Offenheit, Solidarität und Menschlichkeit.“

Auch Bürgermeister Alexander Greulich (SPD), der wie zahlreiche Gemeinderätinnen und Gemeinderäte aller demokratischen Parteien, zum Kreisel an der Max-von-Eyth-Straße gekommen war, zeigte sich beeindruckt von der Zahl der Menschen, die mit selbst gemachten Transparenten und Fahnen demonstrierten. „Ich hoffe, dass die bei uns keinen Fuß auf den Boden bekommen“, sagte Greulich mit Blick auf die versprengten AfD-Anhänger. Mit vereinten Kräften werde man dafür eintreten, dass dies am Ort auch nach der Kommunalwahl im Frühjahr 2026 so bleibe, sagte der Bürgermeister.

Mit selbst gemachten Transparenten sind die Menschen zur Mahnwache gekommen. (Foto: Johannes Simon)

In Ismaning selbst gibt es bislang keinen AfD-Ortsverband, allerdings stimmten bei der Europawahl im Sommer auch hier 7,4 Prozent der Wählerinnen und Wähler für die Rechtsaußenpartei. Der Infostand am Donnerstagabend war laut Greulich von der AfD in Unterschleißheim angemeldet worden. In der einwohnerstärksten Kommune im Landkreis München sitzen zwei AfD-Mitglieder im Stadtrat, im Kreistag München-Land sind es drei.

Einen Infostand hat die AfD am geplanten Übergangswohnheim in Ismaning aufgebaut. (Foto: Johannes Simon)

Vor Beginn der Mahnwache, als sich noch nicht Hunderte zum Protest versammelt hatten, war die Stimmung zumindest rund um den Infostand auf der anderen Straßenseite aufgeladen, es wurden teils hasserfüllte Parolen gerufen. Mit dem anschwellenden Zustrom von Teilnehmern mit ihren Transparenten und der wachsenden Polizeipräsenz verstummte die Brüllerei mehr oder minder. Mit der vielstimmig gesungenen Europahymne übertönten die Demonstranten, die allen Altersgruppen angehörten, dann ohnehin die Rufe vom AfD-Stand. Eine Kette uniformierter Einsatzkräfte trennte auf der für den Verkehr gesperrten Straße die beiden Gruppen.

Eine Kette aus Polizisten trennt die beiden Gruppen. (Foto: Johannes Simon)

Das Bündnis „Ismaning bleibt bunt“ hat sich vor einem Jahr auf Initiative von Bürgerinnen und Bürgern in der Gemeinde gegründet. Man verstehe sich „als Gegengewicht zu vermehrten Rassismus, Intoleranz und übersteigertem Nationalismus in Deutschland“, heißt es auf der Homepage des Vereins. Auch kurz vor der Europawahl hatte das Bündnis zu einer Kundgebung in Ismaning aufgerufen; damals waren mehr als 200 Menschen auf den Bahnhofsvorplatz gekommen, um für Vielfalt und Toleranz zu demonstrieren.

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