Ismaning:Auf dem Weg zur Smart-Region

Anna-Laura Liebenstund will als Geschäftsstellenleiterin der Nordallianz die Digitalisierung der Kommunen voranbringen

Interview Von Irmengard Gnau, Ismaning

Die acht Mitgliedskommunen der Nordallianz wollen ihre langjährige Zusammenarbeit intensivieren: Seit 1. Februar unterhält die Nordallianz eine gemeinsame Geschäftsstelle mit Sitz in Ismaning. Die Leitung hat die 32-jährige Techniksoziologin Anna-Laura Liebenstund übernommen. Sie erklärt im Interview, was ihre Aufgaben und Ziele sind.

SZ: Frau Liebenstund, was hat Sie gereizt, aus dem Rheinland in den Landkreis München zu kommen?

Anna-Laura Liebenstund: Ich habe die Stellenausschreibung auf einem Online-Portal gelesen und fand sie interessant. Ich habe mich in der Abschlussarbeit meines Masterstudiums "European Studies on Society, Science and Technology" - man könnte es als Techniksoziologie übersetzen - intensiv mit der Smart-City-Strategie der Stadt Wien beschäftigt. Das zusammen mit meiner Bergbegeisterung hat mich hierher gebracht.

Worin sehen Sie Ihre zentralen Aufgaben als Leiterin der neuen Geschäftsstelle der Nordallianz?

Anna-Laura Liebenstund, seit 1.2.2019 Leiterin der neu eingerichteten Geschäftsstelle der Nordallianz (Zusammenschluss der Kommunen Garching, Ismaning, Unterföhring, Unterschleißheim, Oberschleißheim, Eching, Hallbergmoos und Neufahrn)

Die 32-jährige Soziologin Anna-Laura Liebenstund leitet seit 1. Februar die Geschäftsstelle der Nordallianz.

(Foto: privat)

Gerade bin ich vor allem dabei, alle Kommunen, Bürgermeister und die Verantwortlichen in den Verwaltungen kennenzulernen. Dieser Aufbau eines Netzwerks ist, denke ich, zentral. Grundsätzlich wird es dann darum gehen, Wirtschaft, Wissenschaft und Wohnen in der Region zu fördern und den interkommunalen Austausch zwischen den acht Mitgliedern noch zu vertiefen, durch gemeinsame Projekte und eine gemeinsame Vision für die Zukunft.

Die Region rund um München gilt als sehr wohlhabend, der Norden hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als attraktiver Wirtschaftsstandort etabliert. Das bringt für die Region aber auch Herausforderungen mit sich. Wie bewerten Sie die Situation der Nordallianz-Mitglieder nach Ihrem ersten Eindruck? Welche Herausforderungen sehen Sie?

Das kann ich so noch nicht sagen. Sicherlich ist aber der Verkehr und dessen Steuerung sowie das Thema Mobilität im Allgemeinen in der Region ein wichtiges Thema. Mein Eindruck ist ansonsten, dass die acht Kommunen ein harmonisches Verhältnis pflegen, das auch von gegenseitiger Rücksichtnahme geprägt ist. Es besteht der gemeinsame Wunsch, die Region weiterzuentwickeln.

Welche Rolle kommt der Nordallianz dabei zu?

Ich möchte den Austausch unter den Bürgermeistern noch mehr vertiefen, mit regelmäßigen Treffen und gemeinsamen Zielen, die man fasst. Die Geschäftsstelle soll dabei als Ansprechpartner für alle und Koordinationspunkt fungieren. In einem nächsten Schritt könnte man auch stärker auf die Unternehmen zugehen. Wir haben viele interessante Unternehmen im Landkreis, gerade im Bereich der Digitalisierung.

Nordallianz

Als der nördliche Teil des Landkreises München Anfang der 1980er Jahre Gefahr lief, zur Abladefläche für unliebsame Anlagen der Landeshauptstadt zu werden, beschlossen die damaligen Bürgermeister der Kommunen, sich dagegen gemeinsam aufzustellen. Sie riefen die Nordallianz ins Leben, einen informellen Zusammenschluss vereint mit einigen Nachbarn aus dem Landkreis Freising. Auf diese Weise vereint gelang es, Negativeinrichtungen wie Kläranlage und Truppenübungsplatz abzuwehren. Während der 1990er Jahre erlebte die Nordallianz eine Schwächephase, heute aber tritt das Bündnis wieder selbstbewusst auf, bringt politische Forderungen vor und präsentiert sich als attraktiver Wirtschaftsstandort. Ihm gehören Garching, Ismaning, Oberschleißheim, Unterföhring, Unterschleißheim, Eching, Hallbergmoos und Neufahrn an. gna

Welche Rolle wird das Thema "Smart City" dabei spielen?

Das ist ganz klar ein Thema auch für die Nordallianz. Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten, darauf müssen sich auch die Regionen einstellen und sich aktiv einbringen, Stichwort "Smart Region". Warum sollte das nur ein Thema für große Städte sein? Ich denke, es gibt da einige sehr spannende Ansatzpunkte, zum Beispiel intelligente Verkehrssteuerung oder die Sammlung von Umweltdaten. Was konkret für die Nordallianz sinnvoll ist, müssen wir aber erst gemeinsam entwickeln. Wichtig ist in jedem Fall, dass der Bürger im Vordergrund all dieser Überlegungen steht. Es soll nichts übergestülpt werden, alle Entwicklungen in diese Richtung müssen gemeinwohlorientiert sein

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: