Artenschutz:Brutzeit: Warnung vor Betreten der Kiesbänke an der Isar

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Der Flussuferläufer soll an der Isar unterhalb des Tölzer Kraftwerks weiterhin gute Bedingungen zum Brüten vorfinden (Foto: McPHOTO / Jegen via www.imago-images.de/imago images/McPHOTO)

Um gefährdete Vögel wie Flussuferläufer und Flussregenpfeifer zu schützen, werden im Isartal Schutzzonen eingerichtet. Wo diese genau sind und was noch zu beachten ist.

Von Michael Morosow, Schäftlarn/Baierbrunn

Vor allem bei schönem Wetter bevölkern Ausflügler und Sportler in Scharen die Isarauen, wo sie Entspannung und Kurzweil in der herrlichen Natur finden. Was für sie ein bevorzugtes Naherholungsgebiet darstellt, dient nicht wenigen Tierarten als lebenswichtiges Rückzugs- und Fortpflanzungsgebiet, etwa dem seltenen Flussregenpfeifer und dem gar vom Aussterben bedrohten Flussuferläufer, für die das Isartal Wohn- und Kinderzimmer ist.

Wie in jedem Jahr appelliert daher auch heuer die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises München an die Ausflügler, Jogger und Radfahrer, vor allem in den kommenden Wochen besondere Sensibilität und Rücksichtnahme walten zu lassen, also einen großen Bogen um die Brutplätze der gefährdeten Vögel zu machen.

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Die intensive Freizeitnutzung auf den Kiesbänken der Isar durch Badegäste und Spaziergänger sowie das Anlanden von Bootsfahrern stellten eine besondere Bedrohung dar. Um die Brutplätze gezielt schützen zu können, würden die Vögel daher von Beginn der Balz an intensiv beobachtet und es gelte für die Brutbereiche im Zeitraum vom 15. März bis 10. August ein Betretungsverbot mit empfindlichen Geldbußen bei dessen Missachtung, heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde. Die Bereiche zwischen Kloster Schäftlarn und Buchenhain sind mit gelben Hinweisschildern und Markierungsbändern gekennzeichnet.

Auch Hunde müssten unbedingt aus den gesperrten Zonen herausgehalten werden. Zurückgelassener Müll stelle ebenfalls eine große Gefahr dar, locke er doch nachts Füchse auf die Kiesbänke, die auf Futtersuche auch ein Vogelküken nicht verschmähten. Und wohl auch an Eiern nicht vorbeigehen, die etwa der Flussregenpfeifer auf unbewachsenen Kiesinseln oder Kiesbänken in eine Nistmulde legt.

Dabei hatten die Kiesbrüter schon einmal bessere Zeiten erlebt, worauf das Landratsamt aufmerksam macht. Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein hätten ausgedehnte Schotter- und Sandbänke, die durch häufige Hochwasser ständig ihre Form, Ausdehnung und Lage änderten, die Auen der bayerischen Flüsse gekennzeichnet. Die Isar habe große Schottermengen aus den Bergen ins Voralpenland transportiert und sie entlang dem Flusslauf in ausgedehnten Auen abgelagert. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten hätten sich an die breiten vegetationsarmen Kiesbänke und -inseln angepasst und dort Fortpflanzungs- und Lebensräume gefunden.

Mit dem Ausbau und der Begradigung der Flüsse sowie dem Bau von Kraftwerken habe sich das Bild aber dramatisch verändert. Die auf offene Flussauen spezialisierten Arten hätten dadurch große Teile ihrer angestammten Lebensräume verloren. Zwar habe bereits Ende der 1980er-Jahre ein Umsteuern eingesetzt und sei dem Fluss wieder mehr Raum gegeben worden, aber trotz aller Bemühungen seien die einst im Überfluss vorhandenen Brutplätze von Flussuferläufer und Flussregenpfeifer aber noch immer äußerst rar und deren Brutplätze durch die stark zunehmende Erholungsnutzung in Gefahr.

Wie dramatisch die Lage speziell für den Flussuferläufer sei, hätten die Ergebnisse der jüngsten bayernweiten Bestandserfassung gezeigt: So sei der Bestand in Bayern mit rund 150 Brutpaaren schon im Jahr 2012 sehr niedrig gewesen. Danach sei er er innerhalb von noch nicht einmal zehn Jahren bis zum Jahr 2021 auf weniger als 100 Paare zurückgegangen .

"Es droht das Aussterben einer Charakterart der bayerischen Wildflusslandschaften", schreibt das Landratsamt und gibt auch zu bedenken, dass die Isar das wohl wichtigste verbliebene Brutgebiet für den Flussuferläufer sei. Nicht ganz so dramatisch sei die Situation für den Flussregenpfeifer, von dem es in Bayern zwar auch nur noch rund tausend Brutpaare gebe, der aber auch auf von Menschen geschaffenen Kiesflächen abseits von Flüssen und Bächen brüte.

Dass Landratsamt appelliert daher an die Bevölkerung mitzuhelfen, "dass die Rufe dieser seltenen Vogelarten der Wildflusslandschaften im Isartal und in Bayern nicht verstummen". Der Flussuferläufer ist an einem leicht abfallenden "Hii-dii-dii-dii-dii" zu erkennen, der Ruf des Flussregenläufers klingt in etwa wie "piu" oder "pri".

Informationen rund um das Thema Kiesbrüter und Isar gibt es im Landratsamt München (E-Mail: naturschutz@lra-m.bayern.de) und unter https://www.alpenflusslandschaften.de/de/isar.html .

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