Pläne am Isar-Amper-Klinikum:Bezirkshauptstadt Haar

Lesezeit: 3 min

Die Freifläche direkt am Isar-Amper-Klinikum (links) gehört dem Bezirk. Und der würde dort gerne dringend benötigte Bauten errichten. (Foto: Claus Schunk)

Vor einigen Jahren erst wurden große Teile des Klinik-Areals in Eglfing verkauft. Jetzt will der Bezirk Oberbayernden Standort ausbauen und dort nicht nur psychiatrische Einrichtungen unterbringen, sondern auch Verwaltungsmitarbeiter.

Von Bernhard Lohr, Haar

Der Bezirk Oberbayern und das Isar-Amper-Klinikum wollen den Standort in Haar-Eglfing ausbauen. In unmittelbarer Nähe des Haupteingangs des psychiatrischen und neurologischen Krankenhauses soll Platz geschaffen werden für eine wachsende Verwaltung. Auch an Wohnungen und kliniknahe Einrichtungen ist gedacht.

Kurzfristig hofft der Bezirk, dass ein geplantes Geschäftshaus im Wohngebiet Jugendstilpark aufgestockt werden kann. Mittelfristig sollen ein freies Areal gegenüber bebaut werden. Sollte dort Platz bleiben, steht eine Zusage von Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU): Dann kann die Gemeinde dort perspektivisch für die nächste, dritte Grundschule planen.

Noch befinden sich die Überlegungen in einer frühen Phase. Mederer hat das Projekt zur Chefsache erklärt und unter dem Slogan "Bezirk 2030" einen Planer beauftragt, den Raumbedarf des Bezirks für die nächsten Jahre aufzuzeigen. Ende September soll die Untersuchung vorgelegt werden. Dabei zeichnet sich bereits jetzt ab, dass relativ kurzfristig Platz für 150 Verwaltungsmitarbeiter in Haar benötigt wird. Mederer hat deshalb Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) den Vorschlag unterbreitet, im unmittelbaren Umfeld des Klinikums im neuen Wohngebiet Jugendstilpark auf geplante Büro- und Geschäftsgebäude Stockwerke draufzusetzen.

Es ist an ein Vollgeschoss und ein Dreiviertelgeschoss gedacht. Mederer sagt, es bestünden "gewaltige Engpässe" an Verwaltungsräumen. Bis zum Jahr 2030 erwartet er einen Raumbedarf für 300 Verwaltungsangestellte zusätzlich. Die Aufgaben des Bezirks würden immer mehr, sagt Mederer. Weil der Bezirk mittlerweile auch für die ambulanten Hilfen zuständig sei, habe man in Berg am Laim an der Dingolfinger Straße Räume angemietet. Vor allem aber soll der Bezirk laut Mederer dort wachsen, wo schon jetzt die meisten Aktivitäten des Bezirks konzentriert sind. "Wir wollen den Standort Haar stärken."

Direkt gegenüber dem Hauptgebäude des Klinikums könnten bald weitere Bezirksbauten entstehen. (Foto: Claus Schunk)

Kritik am Schrumpfkurs der vergangenen Jahre

Das klang freilich in der Vergangenheit schon einmal anders. Der Bezirk veräußerte ja immerhin die Hälfte seines Klinikgeländes und zog sich erst Anfang dieses Jahres aus den letzten Gebäuden des künftigen Jugendstilpark-Wohngebiets zurück. Den Schrumpfkurs verteidigte Mederer erst kürzlich gegen Kritiker, weil so mit Investitionen im verbliebenen Areal ein zeitgemäßer Klinikbetrieb geschaffen worden sei. Parallel dazu läuft das Regionalisierungsprogramm weiter, das den Aufbau von Tageskliniken und Ambulanzen in der Stadt und in der gesamten Region München zum Ziel hat.

Doch die Erwartungen, dass damit vom Stammhaus in Eglfing-Haar der Druck genommen würde, haben sich wegen des Wachstums der Region nicht erfüllt. Der Ärztliche Direktor des Isar-Amper-Klinikums, Peter Brieger, prognostizierte, dass alleine wegen des Bevölkerungszuwachses rechnerisch jedes zweite Jahr eine neue Station mit 24 Betten eröffnet werden müsste. Dem will die Klinik nicht zuletzt mit neuen Behandlungsformen, dem sogenannten Home-Treatment, entgegenwirken. Franz Podechtl, Geschäftsführer des Isar-Amper-Klinikums, erteilte einem reinen Wachstumskurs erst kürzlich eine Absage. Dennoch ist in Haar, wo der Bezirk auch noch über Grundstücke verfügt, einiges an Neubauaktivitäten zu erwarten. Wie Josef Mederer erläutert, ist daran gedacht, auf dem freien Feld gegenüber dem Haupteingang des Klinikums Dienste der nachklinischen Versorgung zu platzieren.

Es könnte ein Haus für "Betreutes Wohnen inklusiv" entstehen. Verwaltungseinheiten und auch Wohnungen seien denkbar, sagt Mederer. Ihm schwebt ein attraktives Viertel mit einer "guten Mischung" vor. Und er ist bereit, der Gemeinde dort ein Grundstück für eine Grundschule anzubieten, sobald der Bedarf des Bezirks und der Klinik gedeckt sei. Der Kontakt mit der Gemeinde sei eng, sagt Mederer, der Austausch rege.

Tatsächlich hatte die Gemeinde den Bezirk zuletzt auch gedrängt, sich darüber klar zu werden, was mit dem freien und wegen der wenigen noch verfügbaren Flächen in Haar auch äußerst begehrten Grundstück geschehen soll. Die Gemeinde erweitert die Grundschule am Jagdfeld, was wegen der Größe der Schule nicht unumstritten ist. Gespräche zwischen Rathaus und Bezirk über ein Schulgrundstück nördlich der Bahn in Eglfing scheiterten, auch weil der Bezirk eigene Ansprüche anmeldete, diese aber nicht näher benennen konnte. Nun könnte also die nächste Grundschule, über die man im Rathaus auch schon spricht, in Eglfing entstehen.

Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) äußerte sich zu den Plänen des Bezirks am Donnerstag noch nicht. Im Gemeinderat hatte sie zuletzt kurz und zurückhaltend von der Anfrage nach Verwaltungsräumen im Jugendstilpark berichtet. Wie es aus dem Rathaus heißt, soll erst geprüft werden, ob Stockwerke auf das Geschäftshaus an der Ecke Leib- und Vockestraße draufgesetzt werden können. Da werde auch der Gestaltungsbeirat ein Wort mitreden.

© SZ vom 27.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: