Süddeutsche Zeitung

Haar:Acht Hektar für Isar Aerospace müssen reichen

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Die Mehrheit von SPD und Grünen lehnt die Ausweitung der Fläche für eine mögliche Ansiedlung des Raketenbauers ab.

Von Bernhard Lohr, Haar

Nein und nochmal nein. Die Mehrheit aus SPD und Grünen im Haarer Gemeinderat hat binnen einer Woche zum zweiten Mal Versuchen eine Absage erteilt, die mögliche Betriebsfläche für die Raketenfirma Isar Aerospace auf der Finckwiese auszuweiten. Grundsätzlich hatte der Gemeinderat im Juli Bereitschaft signalisiert, den Flächennutzungsplan so zu ändern, dass die Ottobrunner Firma dort auf etwa acht Hektar einen neuen Standort aufzieht für Verwaltung, Entwicklung, Forschung und Produktion. Doch nun sollte das Industrieprojekt plötzlich ausgeweitet werden auf bis zu 15 Hektar - und das auch noch teilweise im Bannwald. Da ging die Mehrheit nicht mehr mit.

Das galt wie im Bauausschuss auch am Dienstagabend für den Gemeinderat, obwohl Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) noch versuchte, die Kritiker durch ein Entgegenkommen zu besänftigen. Anders als zunächst sollte nicht auch gleich für ein zweites Unternehmen aus der Flugzeug- und Raumfahrtbranche, die Taufkirchner Blackwave GmbH, Platz geschaffen werden. Bukowski rückte auch von massiven Eingriffen in den Bannwald ab. Dennoch: Eine Mehrheit von 16 zu 14 Stimmen sagte nein, wobei die CSU dieses Mal geschlossen für eine im größeren Stil angepeilte Flächennutzungsplanänderung im Sinne des Raketenbauers votierte. Im Bauausschuss hatte es in Alois Rath noch einen Abweichler gegeben.

Die Debatte fand vor dem Hintergrund massiver Finanzprobleme der Gemeinde statt. Haar braucht höhere Gewerbesteuereinnahmen. Die CSU warf SPD und Grünen deshalb vor, Haar zum "Armenhaus" herunterkommen zu lassen. Die Kritiker der Firmenansiedlung müssten dann auch für Abstriche bei Schulen und Sozialem geradestehen. Von der SPD hielt namentlich Peter Paul Gantzer entgegen, dass CSU und FDP allzu willfährig dem Projektentwickler und Grundstückseigentümer Spekulationsgewinne ermöglichten, obwohl von Isar Aerospace auf Jahre hin keine Gewerbesteuer zu erwarten sei. Dietrich Keymer (CSU) kanzelte dies als "klassenkämpferische" Entgleisung und als "völlig daneben" ab. Die Grünen bekräftigten, dass die junge Firma Isar Aerospace auch bald wieder weg sein könnte, wenn im Erfolgsfall die Produktionsflächen in Haar zu klein würden. Außer Haar bemühen sich Ottobrunn, Taufkirchen und Feldkirchen um Isar Aerospace. Eine Standortentscheidung ist für diesen Herbst angekündigt.

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