Es gibt Tiere, die tun sich außerordentlich schwer, auf der Beliebtheitsskala wenigstens ein klein wenig nach oben zu kriechen. Auch wenn es nicht unbedingt gerechtfertigt ist, dass jeder die Nase rümpft, Reißaus nimmt oder gar zuschlägt. Zum Beispiel die Würmer. Ja, es gibt auch ganz fiese Gesellen unter diesen glitschigen wirbellosen Kreaturen. Aber beim Anblick eines Regenwurms geht jedem Gärtner das Herz auf. Er kann gar nicht genug davon kriegen und freut sich sicher, dass kürzlich in Niederbayern eine neue Art entdeckt wurde, die nun den Namen Helodrius bavaricus trägt, weil es ihn in nur hier gibt.
Alles könnte so gut sein im Verhältnis zwischen Mensch und Wurm. Wäre da nicht die wirklich unangenehme Verwandtschaft des Lumbricidae, wie der Wissenschaftler sagt, könnte der Regenwurm mit seinem unermüdlichen Beitrag zu Auflockerung und Durchlüftung der Erde hinsichtlich Sympathiewerten durchaus den Rang von Haselmaus, Eichhörnchen und Rotkehlchen erreichen. Wie diese Woche aus einer Mitteilung der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlung Bayerns (SNSB) zu erfahren war, macht sich derzeit jedoch eine überaus unangenehme Spezies auf dem Weg in Gärten: der fleischfressende Strudelwurm.
Dessen Name lässt Ungemach befürchten. Wer jemals den trashigen Horrorfilm „Tremors – Im Land der Raketenwürmer“ aus dem Jahr 1990 gesehen hat, in dem vier Riesenwürmer ein kleines Wüstendorf angreifen, dem dürfte bei der Warnung der SNSB ganz schaurig zumute werden. Strudelwürmer werden zwar nur zwischen einem und zwanzig Zentimeter lang, aber manche sondern giftigen Schleim ab. Vor allem gelten sie als invasiv und gefährden möglicherweise das Boden-Ökosystem. Vermutet wird, dass die aus tropischen Regionen stammende Art über den Pflanzenhandel eingeschleppt wurde. Fressfeinde haben sie kaum, dafür vertilgen sie selbst alle möglichen Gartenbewohner, auch die guten Regenwürmer.
Für alle Gartenbesitzer, die jahrelang in Angst vor dem Asiatischen Laubholzbockkäfer lebten und aufatmeten, als 2021 nach Neubiberg auch Feldkirchen die Quarantänezone aufhob, heißt es also wieder: Obacht geben mit dem, was so alles daherkommt. Zuletzt hatte die Asiatische Tigermücke in Oberhaching und Ismaning Aufsehen erregt. Mit der ist nicht zu spaßen: Chikungunya-Fieber, Dengue-Fieber, Zika-Fieber und das West-Nil-Fieber gehen auf ihr Konto. Und betrachtet man die Liste der invasiven Tierarten des Naturschutzbundes Deutschland, kann man sich schon mal auf die Ankunft des Heiligen Ibis, des Amerikanischen Ochsenfroschs und des Roten Nasenbärs gefasst machen. Alle sehr hungrig. An dieser Stelle dargereicht seien noch der Waschbärspulwurm, der Schwimmblasenwurm und der Gaudiwurm. Wobei letzterer im März von allein wieder verschwindet.