Intendant feiert 75. Geburtstag:Dieter Dorn und die Frau in der Torte

Dieter Dorn feiert seinen 75. Geburtstag und 500 Gäste lassen den Noch-Intendanten des Staatsschauspiels hochleben. Und in der Torte verbirgt sich eine besondere Überraschung.

Florian Fuchs

Eigentlich standen ja die Gäste Schlange, im Foyer des Residenztheaters. Sie standen an, um Dieter Dorn zu beglückwünschen: zum 75. Geburtstag des Regisseurs, zu der gerade erlebten Aufführung von Yasmina Rezas Stück "Der Gott des Gemetzels", und natürlich insgesamt zu seinem Lebenswerk.

Intendant feiert 75. Geburtstag: Noch sagt Dieter Dorn, wo's beim Bayerischen Staatsschauspiel langgeht. 2011 wird er als Intendant aufhören.

Noch sagt Dieter Dorn, wo's beim Bayerischen Staatsschauspiel langgeht. 2011 wird er als Intendant aufhören.

(Foto: Robert Haas)

2011 wird Dorn aufhören als Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels - und da war es Sonntagabend bei einem Theaterfest an der Zeit, zurückzublicken auf sein langes und erfolgreiches Wirken in München. Das dachte sich auch Karikaturist Dieter Hanitzsch und ließ Dorn Schlange stehen, zumindest symbolisch, auf einem Bild, das er ihm schenkte: Dorn vor den Büsten von Aischylos, Aristophanes und anderen Klassikern, Dorn vor der Aufnahme in den Theater-Olymp, mit der bangen Frage: "Nun, wie war ich?"

Nun, er war gut, sehr gut, und das ist er immer noch, da waren sich die 500 Gäste einig, die Dorns Geburtstag und auch schon seinen Abschied vom Staatsschauspiel feierten. Ulrich Wihlelm, der neue Intendant des Bayerischen Rundfunks war da, der frühere Focus-Chef Helmut Markwort, und auch Schauspieler und Regisseur Gerd Böckmann. "Ich kenne Dieter schon am längsten von allen hier, seit 1963", sagte Böckmann und hob an zu einer Eloge, in der er die "seriöse Textarbeit", das Sprachverständnis und dann auch gleich noch Dorns jugendliches Aussehen lobte.

Der Mann sieht tatsächlich nicht aus wie 75 mit seinem wallenden, wenngleich ergrauten Haar. Wie soll man aber auch nicht strahlen wie ein Teenager, wenn einen alle loben: "Seine Hinführung, sein Rhythmus in der Sprache sind einzigartig", schwärmte auch Schauspielerin Sibylle Canonica, bevor sie ins Stocken geriet: "Dorns Werk und Wirken sind so vielfältig und komplex, das kann ich gar nicht ausdrücken."

Mehr als ein halbes Jahrhundert Theater, davon 34 Jahre in München, zuerst an den Kammerspielen, dann, nach einem schwierigen Wechsel, am Staatsschauspiel, alleine zehn Botho-Strauß-Aufführungen, Shakespeare: Komplex ist noch etwas untertrieben, das gilt auch für sein Verhältnis zu den Kritikern, die seine "seriöse Textarbeit" gerade in den vergangenen Jahren als etwas zu seriös und wenig inspirierend empfanden.

Sunnyi Melles springt aus der Torte

Aber die Kritiker waren weit weg an diesem Abend, das Publikum war guter Laune nach einer gelungenen Aufführung von "Der Gott des Gemetzels", und für ein paar passende Worte an die Miesmacher gibt es ja noch Gerhard Polt - weshalb die Gäste Lachs im Teig, Mini-Schnitzel und Kürbisquiche vom Flying-Buffett links liegen ließen und schnellstens zurück auf ihre Plätze eilten.

Intendant feiert 75. Geburtstag: Im kurzen Pinken springt Schauspielerin Sunnyi Melles aus der Geburtstagstorte - alles für Dieter Dorn.

Im kurzen Pinken springt Schauspielerin Sunnyi Melles aus der Geburtstagstorte - alles für Dieter Dorn.

(Foto: Robert Haas)

Auf der Bühne hatten sie spätabends ein kleines Programm zusammengestellt für Dorn, mit einem Drachenspiel aus China, etwas Musik - und Polt als Papst. "Es wurde nach langer Überlegung entschieden, mit Hilfe des Heiligen Geistes, die Seligsprechung für einen Mann, der aus dem Theater stammt", hob Polt an und sprach Dorn dann tatsächlich selig. "Das ist das erste Mal bei einem Heiden!"

Aber für die Leistung, sich eben nicht von den "Kritikern und Henkern" aus der Ruhe bringen zu lassen, als sie ihm ein ums andere Mal "den Dornenkranz aufs Haupt" setzten, fand Polt, dürfe man auch mal von der Kirche Ungewöhnliches erwarten. Der Kabarettist wünschte den Kritikern zum Abschied noch "to toi toi in der Hölle", und Dorn gleich dazu, Heide bleibt eben Heide, da drückt der Papst kein Auge zu.

Weil aber nach Meinung der Gäste die Hölle nur auf die Kritiker wartet, sangen sie Dorn zum Ende alle noch ein Happy Birthday-Ständchen. Das schönste des Abends stimmte Sunnyi Melles an. Im kurzen Pinken sprang die Schauspielerin aus einer ebenso pinken Torte, hauchte ein sehr zärtliches "I love you" und verschwand wieder. Dorn winkte zum Abschied und bedankte sich, viel redete er nicht. Was soll man aber schon auch groß sagen, bei der Aufnahme in den Olymp.

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